Bronze für Christina Obergföll
Christina Obergföll (LG Offenburg) hat am Donnerstagabend bei den Olympischen Spielen in Peking (China) in einem denkwürdigen Speerwurf-Finale mit 66,13 Metern die Bronzemedaille gewonnen, aber ihren Europarekord (70,20 m) zunächst an die Überraschungszweite Mariya Abakumova (Russland), am Ende aber an die neue Olympiasiegerin Barbora Spotakova (71,42 m) aus der Tschechischen Republik verloren.
Das erwartete Duell zwischen der Weltmeisterin Barbora Spotakova und der zweimaligen Vize-Weltmeisterin Christina Obergföll war in einem Wettkampf, der lange in Erinnerung bleiben wird, bereits früh vom Tisch, der Final-Wettkampf hatte eine andere, nicht erwartete Wendung genommen.Mariya Abakumova, mit Goldkettchen um den Hals und langer Hose werfend, erstürmte die Bühne im "Vogelnest", versetzte die Zuschauer in Staunen. Sie sah schon wie die sichere Siegerin aus und wurde dann unter dem Jubel der unbeteiligten Leverkusenerinnen Steffi Nerius und Katharina Molitor doch noch von Barbora Spotakova aus der Haupt- in eine Nebenrolle verdrängt.
Die Russin schockte zunächst mit ihren Würfen die Konkurrenz. Diese zeigte sich beeindruckt, nachdem Mariya Abakumova bereits mit ihrem ersten Wurf 69,32 Meter vorgelegt hatte. Mit ihrer weiteren Steigerung auf 70,78 Meter, die ihr bereits Gold zu bescheren schien, verbesserte die erst 22-Jährige bei zwischenzeitlich eingesetztem Regen ihren gerade einmal knapp zwei Wochen alten Landesrekord satt um rund dreieinhalb Meter.
Barbora Spotakova schlägt zu
Zum Olympiasieg reichte das aber trotzdem nicht, denn die Weltmeisterin schlug mit ihrem letzten Wurf eindrucksvoll zu. Barbora Spotakova jagte ihren Speer auf 71,42 Meter und konnte diese Weite, sie steigerte sich damit um mehr als zwei Meter, selbst kaum fassen. Sie fiel auf die Knie und blickte als die neue Olympiasiegerin ungläubig in die Arena.
„Das war für mich wie ein Wunder, nachdem Mariya besser und besser geworden war“, stellte die Triumphatorin heraus, „Es war sehr schwer. Aber ich habe mir gesagt, man darf nicht aufgeben, bevor der Wettkampf nicht wirklich zu Ende ist. Man kann im letzten Wurf noch unglaublich viel erreichen. Ich bin sehr froh, die Tradition der tschechischen Speerwerfer fortgeführt zu haben.“
Gemischte Gefühle bei Christina Obergföll
Barbora Spotakova und Mariya Abakumova sind damit nach Weltrekordhalterin Osleidys Menendez (Kuba; 71,70 m) und Christina Obergföll (70,20 m) die nächsten beiden 70-Meter-Werferinnen im ewigen Weltvergleich.
Mit gemischten Gefühlen verließ Christina Obergföll, die dem deutschen Team in Peking die erste Medaille bescherte, den Innenraum. „Bei den Ergebnissen vorne muss ich zufrieden sein“, meinte sie, „70 Meter habe ich nicht alle Tage geworfen. Ich habe die Medaille, die ich mir vorgenommen hatte. Ich habe hier gekämpft, aber nur mit Ach und Krach 66 Meter geschafft.“ Vor der neuen Olympiasiegerin zog sie den Hut: „Ich habe Barbora die 71 Meter gegönnt.“
Steffi Nerius Fünfte
Europameisterin Steffi Nerius zeigte mit 65,29 Metern den zweitbesten Wettkampf des Jahres. Mehr als Platz fünf sprang für die Leverkusenerin damit aber nicht heraus, nachdem die Britin Goldie Sayers ihren Landesrekord auf 65,75 Meter verbessern konnte. Die 36-Jährige blieb damit zum ersten Mal nach sechs Jahren bei einem Großereignis ohne Medaille.
Darüber ärgerte sie sich aber nicht. „Ich bin echt zufrieden mit meiner Leistung. Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagte Steffi Nerius, „ohne Regen hätte ich Richtung 66 oder 67 Meter werfen können. Das war ein wenig schade.“ Ihr Dank galt vor allem ihrem Coach Helge Zöllkau. „Mein Trainingsaufbau war auf Peking ausgerichtet. Mein Trainer war der einzige, der noch daran geglaubt hat, dass ich hier fit bin.“
Ihre Vereinskollegin Katharina Molitor kämpfte sich in den Endkampf der besten Acht und erfüllte als letztlich Achte (59,64 m) die Erwartungen. „Die Plätze sieben und acht waren erreichbar, jetzt freue ich mich, dass ich das geschafft habe.“
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