Hamburg 2012 - Abstecher zum Tor zur Welt
Beschaulich und ruhig liegt die Jahnkampfbahn, Heimat der 59. Deutschen Juniorenmeisterschaften, inmitten des Stadtparks in Hamburg. Ganz anders das pulsierende Leben an den Landungsbrücken in St. Pauli. Dort erwartete die Mississippi-Queen cirka fünfhundert Athleten, Betreuer und Offizielle zu einer Reise in die Zukunft. Die Gesellschaft "Hamburg für Spiele 2012" hatte den Heckraddampfer gemietet und lud ein zu einem Abstecher zum geplanten Olympiagelände.
Eine Bootsfahrt, die ist lustig... (Foto: Gantenberg)
"Es war eine spontane Entscheidung", meinte Karl-Heinz Blumenberg, Leiter für Kommunikation von Hamburg für Spiele 2012. Zusammen mit Oliver Voigt, Mitorganisator der Juniorenmeisterschaften, war die Idee gereift, einmal etwas anderes für die Athleten auf die Beine zu stellen. "Man macht sich zuwenig Gedanken um die Athleten. Wir wollten ihnen etwas anderes bieten, als abends im Hotel zu sitzen."Also stach man am Samstag, rund eine Stunde nach Wettkampfende, "in See". Zwar dampften die Schornsteine nicht mehr, wie bei den Südstaaten-Originalen vor einhundert Jahren, aber 2x500 PS starke Dieselmotoren sorgten für den nötigen Vortrieb über das riesige Schaufelrad. Die besten Plätze entlang der Reling waren schnell besetzt und man richtete es sich gemütlich ein, nachdem man literweise kühle Getränke aus der Bar entführt hatte.
Olympia-Bewerbung der Phantasie
Vorbei ging es an den Ufern der Norderelbe, wo ein etwa 150 Hektar großes Gelände, nach einer erfolgreichen Olympia-Bewerbung, bebaut werden soll. Mit etwas Phantasie konnte man sich das tellerförmige Olympiastadion auf dem "Kleinen Grasbrook" vorstellen oder das Athletendorf am "Baakenhafen". "City Olympics" ist das Schlagwort, mit dem die Hamburger ihre Mitbewerber auf die Plätze verweisen wollen. Alle Wettkampfstätten sollen in einem Radius von zehn Kilometer um das olympische Dorf liegen und so "Spiele der kurzen Wege" garantieren.
Als die Dämmerung einsetzte und größte Durst gestillt war, galt es sich an einen weiteren Punkt zu erinnern, weshalb man hier war – das Buffet in der Casino Lounge. Gesagt, getan, musste man jetzt noch entscheiden, welche Schlange der Anstehenden zum kulinarischem Ziel führte, bevor man wieder anlegte. Hier galt es Wettkampfhärte zu zeigen und die Regeln der Fairness auf seine eigene Art zu interpretieren. Schließlich wurden aber alle satt, was durchaus auch der Konditionsstärke des Küchenpersonals zu verdanken ist.
Gegen halb zehn näherte sich die Mississippi-Queen wieder St. Pauli und der offizielle Teil des unvergesslichen Abends war damit beendet. Der inoffizielle Teil entzieht sich im Großen und Ganzen der Kenntnis des Autors, aber soviel sei gesagt – nicht alle nahmen gleich die richtige U-Bahn zurück ins Hotel. Geschichten gäbe es also genug zu erzählen, in zehn Jahren, wenn man sich vielleicht wieder in der Hansestadt trifft und an den 17. August 2002 zurück denkt.