Brüssel erlebt gleich zwei neue Weltrekorde
Hindernis-Weltmeister Saif Saeed Shaheen und Stabhochsprung-Olympiasiegerin Yelena Isinbayeva haben beim Golden-League-Meeting in Brüssel am Freitagabend vor 47.000 Zuschauern für zwei Weltrekorde gesorgt. Der Katari verbesserte im ausverkauften Stade Roi Baudouin die drei Jahre alte Bestzeit über 3.000 Meter Hindernis um rund eineinhalb Sekunden auf 7:53,63 Minuten, die Russin steigerte ihre eigene Marke um einen Zentimeter auf 4,92 Meter.
Saif Saeed Shaheen verbesserte in Brüssel den Hindernis-Weltrekord (Foto: Hörnemann)
"Während der Olympischen Spiele war ich ziemlich frustriert. Ich bin vor dem Fernseher gesessen und habe mir eingeredet, ich hätte eine Verletzung", sagte Saif Saeed Shaheen, der gebürtige Kenianer, der von seinem alten Heimatland keine Freigabe für einen Start in Athen erhielt, "das war heute mein olympisches Finale. Nach etwas mehr als fünf Minuten wusste ich, dass es etwas wird."Pikant war bei dem Rennen vor allem, dass der seinerzeit ebenfalls in Brüssel gekürte bisherige Weltrekordhalter Brahim Boulami nach seiner Dopingsperre sein Comeback gab und damit hautnah erleben konnte, wie seine Bestmarke einstürzte. "Er ist nicht mehr der Alte, ich bin einfach an ihm vorbeigezogen", sagte Saif Saeed Shaheen über den wieder aufgetauchten Marokkaner, der in 8:02,66 Minuten hinter Paul Kipsilie Koech (Kenia; 8:02,07 min) Dritter wurde.
Fünf Meter im Visier
Etwas gelassener, fast selbstverständlich nahm Yelena Isinbayeva ihre 4,92 Meter, die sie im dritten Durchgang überfolg. "Das ist eigentlich nur eine Trainingshöhe", meinte die quirrlige Russin, die in diesem Sommer den Weltrekord scheibchenweise nach oben schraubt und in Aussicht stellte: "Mein Ziel sind die fünf Meter."
Der Stabhochsprung-Wettkampf bot in Brüssel aber auch auf den Plätzen große Klasse. Tatjana Polnova (Russland) steigerte ihre persönliche Bestleistung auf 4,72 Meter. Diese Höhe schaffte auch die Polin Monika Pyrek, die damit einen neuen Landesrekord aufstellte. Weltmeisterin Svetlana Feofanova (Russland) wurde mit 4,62 Metern nur Vierte.
Jackpot - Zwei aus Vier!
Der vierköpfige Kreis der Kandidaten auf den Millionen-Jackpot der Golden League, der am 12. September beim Berliner ISTAF endgültig verteilt wird, hat sich in Brüssel mit 400-Meter-Läuferin Tonique Williams-Darling (Bahamas; 49,59 sec) und den schwedischen Dreispringer Christian Olsson (17,44 m) auf zwei Athleten reduziert.
Der in den letzten 36 Rennen ungeschlagene 400-Meter-Hürden-Olympiasieger Felix Sanchez (Dominikanische Republik) konnte schon die letzten zwei Tage vor dem Start wegen massiver Beschwerden in der linken Beinmuskulatur nicht trainieren und beendete nun nach acht Hürden seine Goldmission vorzeitig.
Die südafrikanische Hochsprung-Weltmeisterin Hestrie Cloete musste die Hoffnungen ihrerseits nach übersprungenen 1,96 Metern begraben. Die russische Olympiasiegerin Yelena Slesarenko (2,00 m) verdarb ihr nach dem Olympiasieg nun auch ihre geplante Goldparty in Berlin.
Der Kenianer Eliud Kipchoge sorgte in Abwesenheit des Doppel-Olympiasiegers Hicham El Guerrouj (Marokko), der kurzfristig wegen fehlender Frische auf seinen Start verzichtete und die Rückkehr in seine Heimat ankündigte, in 7:27,72 Minuten für eine Weltjahresbestzeit über 3.000 Meter.
Bemerkenswert waren auch der jamaikanische Landesrekord von Asafa Powell (9,87 sec) über 100 Meter und der von Wilfred Bungei (1:43,48 min) angeführte kenianische Dreifach-Triumph über 800 Meter.
Ingo Schultz nur Neunter
Deutsche Athleten waren in Brüssel Mangelware. Für seinen enttäuschenden Olympia-Einzelstart in Athen konnte sich der Europameister Ingo Schultz in Brüssel nicht rehabilitieren. In 45,93 Sekunden wurde er über eine Sekunde hinter Otis Harris (USA; 44,79 sec) auf der Außenbahn Neunter und damit Letzter. "Auf Bahn neun konnte ich nur mein eigenes Rennen laufen, aber ich habe schon nach 300 Metern gemerkt, dass es schwer wird", stellte der Bergedorfer nach dem Lauf fest.
Dagegen zeigten sich die deutschen 200-Meter-Sprinter Tobias Unger (Kornwestheim/Ludwigsburg; 20,60 sec) und Sebastian Ernst (20,64 sec) auf den Plätzen sechs und sieben für ihre Verhältnisse gut im Geschäft. Der Schalker freute sich darüber, dass er nun mit Robert Wagner einen gewieften Manager hat, der ihm bei den großen Meetings eine gute Bahn besorgt. Der scheidende Oldie Frankie Fredericks (Namibia; 20,20 sec) konnte in diesem Rennen noch einmal einen Golden-League-Erfolg feiern.
Der Neubrandenburger Ralf Bartels wurde als weiterer DLV-Athlet im Kugelstoßen mit 20,46 Metern klar hinter dem siegreichen Spanier Manuel Martinez (21,15 m) Sechster.
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