Bundestrainer Chounard referiert in Island
Platz vier in der Nationenwertung – bei den Weltmeisterschaften in Moskau (Russland) schaffte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sein bestes Ergebnis seit zwölf Jahren. Nur die USA, Russland und Kenia waren besser. Irgendetwas scheinen die Verantwortlichen im DLV also richtig zu machen. Das dachten sich wohl auch die Isländer und luden daher eine kleine DLV-Delegation zu ihrer Sportwoche nach Reykjavik ein.
Dietmar Chounard, Bundestrainer der Alterklassen U18/U20, referierte zur Talentförderung und Entwicklung, nahm aber auch Denkanstöße von anderen Verbänden und Trainern mit.„Es geht nur über langfristige Entwicklung.“ Diese Kernaussage gab Dietmar Chounard den 100 Teilnehmern des Workshops am Montag mit. Der Workshop, zu dem er auf Einladung des isländischen Generalsekretärs Jonas Egilsson gereist war, fand im Zuge der Sportwoche in der isländischen Hauptstadt statt, in der am Sonntag auch ein Leichtathletik-Wettkampf ausgetragen wurde. Die Isländerin Anita Hinriksdottir stellte hier über 800 Meter in 2:01,81 Minuten einen neuen U20-Europarekord auf.
In einem vierzigminütigen Vortrag stellte Dietmar Chounard die deutschen Kaderstrukturen, Schulsysteme und Fördermaßnahmen, zu denen streng genommen auch die Möglichkeit von international stark besetzten Wettkämpfen wie in Mannheim gehört, vor.
Vergleich Storl - Holzdeppe
Und er wurde dabei auch ganz konkret, in dem er etwa die Entwicklung von Kugelstoß-Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) und Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) vor dem Hintergrund gegenüberstellte, dass Storl auf einer Sportschule war, während Holzdeppe den Weg über eine nicht-sportspezifische-Schule gewählt hatte.
Während nach Chounards Vortrag eine lebhafte Diskussion unter den Isländern ausbrach, ist sich Dietmar Chounard sicher, dass es schwer sein wird, das deutsche System in Island zu etablieren. Was alleine schon an der Bevölkerungszahl des Landes liegt. Zum Vergleich: Während der DLV in Deutschland 855.000 Mitglieder hat, leben auf Island 330.000 Menschen. Bislang hat der Verband keinen hauptamtlichen Trainer.
Austausch über Trainingskonzepte
Aber ein großes Nachwuchstalent: Mit dem Trainer von Anita Hinriksdottir unterhielt sich der ebenfalls mit nach Island gereiste Nachwuchsbundestrainer für die Mittelstrecken Adi Zaar ausgiebig. „Wir nehmen ja nicht zum Missionieren an solchen Veranstaltungen teil“, sagt Chounard. Sondern auch um sich über andere Trainingskonzepte auszutauschen.
So waren auch die Vorträge der anderen Referenten interessant. Vésteinn Hafsteinsson, vierfacher Olympiateilnehmer für Island und Trainer von Diskus-Olympiasieger Gerd Kanter (Estland) sprach über die Veränderungen zwischen seiner Zeit als Athlet und dem Alltag heutiger Top-Athleten. Jesper Frigast Larsen, Geschäftsführer des Team Dänemark, referierte über die Philosophie des dänischen Teams.
Dietmar Chounard stellt das DLV-Konzept in Reykjavik vor (Foto: Íþróttabandalag Reykjavíkur)
Vésteinn Hafsteinsson sprach über das Training von Gerd Kanter (Foto: Íþróttabandalag Reykjavíkur)
Jesper Frigast Larsen referierte über das Team Dänemark (Foto: Íþróttabandalag Reykjavíkur)