Carlo Thränhardt kann es noch: 1,87 Meter
Es war fast alles wie früher: 23 Jahre nach seinem letzten Auftritt kehrte Hallen-Europarekordler Carlo Thränhardt zum Eberstädter Hochsprung-Meeting zurück und verbesserte am Freitag zuerst mit 1,85 Metern und dann mit 1,87 Metern gleich zweimal die Senioren-Weltbestleistung der Altersklasse M55, die bisher von Thomas Zacharias (1,84 m) gehalten wurde.
Alte Hochsprung-Herrlichkeit blitzte auf inmitten der Eberstädter Weinberge. Aus den Lautsprechern dröhnte „Highway to hell“, wenn Carlo Thränhardt aus kurzem Anlauf zu seinen Sprüngen ansetzte. „Wir hatten beim Juniorenspringen noch nie so viele Zuschauer“, sah Eberstadt-Macher Peter Schramm ein Beleg für die immer noch vorhandene Popularität des langen Blonden.Die Stimmung unter dem Eberfürst war prächtig, als Carlo Thränhardt im dritten Versuch über 1,85 Meter floppte. Mit ausgestreckten Armen und Siegsfaust brachte er das Publikum zum Jubeln.
Rituale beibehalten
Seine Rituale waren die alten: Vor jedem Sprung zog er die Spikes neu an, nahm vorne an der Latte Kontakt zur Matte auf und setzte dann zum Sprung an. Und manch einer, der dem "Unternehmen Thränhardt 2012" mit Skepsis begegnet war, schüttelte anerkennend den Kopf. Zwischendurch holte er sich Tipps vom zweimaligen Eberstadt-Sieger Raúl Spank (Dresdner SC 1898).
„Ich wollte mit einem gültigen Versuch von der Anlage gehen“, begründete der neue Senioren-Rekordler, warum er nach übersprungenen 1,87 Metern nicht weitere Versuche unternahm. Auch das Szenario nach der Weltbestleistung war wie immer: Carlo Thränhardt war umringt von TV-Kameras und Fotografen. In der einen Hand ein Glas Eberstädter Rose-Wein, im anderen Arm die U23-Siegerin Isobel Pooley (Großbritannien; 1,82 m). Nicht fehlen durfte die obligatorische Zigarette.
„Wenn du was geleistet hast, hast du sowas verdient“, ließ Carlo Thränhardt auch seine alten Charaktereigenschaften aufblitzen. Und am Ende wurde er wie bei seinen Siegen 1988 und 1989 mit Wein aufgewogen. Die Belohnung für einen, der die Hochsprunggeschichte ein Stück fortgeschrieben hat.
So jubelt der Altmeister (Foto: Walker)
Videoanalyse mit Raúl Spank (Foto: Walker)