Carolin Hingst will wieder in die Weltspitze
"Ich muss da durch", sagt Carolin Hingst, "aber es geht wieder aufwärts." Sie spielt an auf die Pechsträhne mit den gesundheitlichen Problemen, die seit dem letzten Sommer ihre Höhenflüge stoppten. Mit übersprungenen 4,50 Metern, dem nationalen Vize-Meistertitel und dem Erreichen des WM-Finales in Edmonton war sie die Entdeckung und der Shooting-Star des letzten Jahres in der deutschen Leichtathletik.
Carolin Hingst trainiert für München
Zuletzt hatte sie noch Schmerzen in den Beinen, trainierte mit speziellen Strümpfen und marschierte mehrmals die Woche zur Physiotherapie. Aber die 21-jährige blickt optimistisch auf den Sommer und die anstehenden Aufgaben. Bei dem Gedanken an die Europameisterschaft in München kommt sie ins Strahlen. Aus gutem Grund, immerhin wurde sie in Donauwörth geboren und wäre somit auch zum Kreis der wenigen Lokalmatadorinnen zu zählen. Bayern ist ihre Heimat, der sie im vergangenen Herbst den Rücken kehrte, um sich in Mainz dem USC und der neuen leistungsstarken Trainingsgruppe von Herbert Czingon mit Yvonne Buschbaum und Christine Adams anzuschliessen. "Wir geben uns Tipps und motivieren uns gegenseitig", fühlt sie sich dort so wohl, dass sie nur alle drei Wochen am Wochenende nach Bayern fährt, um ihrem alten Umfeld einen Besuch abzustatten.
"Ich komme wieder"
"Ich werde wiederkommen, auch wenn ich im Winter nicht so fit war", gibt sich die Sportsoldatin kämpferisch, "ich will wieder in die Weltspitze." Das ist auch nötig, um das Ticket für die Europameisterschaft im eigenen Land zu lösen, denn die Konkurrenz in Deutschland mit insgesamt fünf Springerinnen, die dem EM-Kader des DLV angehören, ist bärenstark.
Dabei gehört Carolin Hingst eigentlich zu den Späteinsteigerinnen, denn erst mit 18 Jahren fand sie zum Stabhochsprung, nachdem sie sich zuvor dem Kunstturnen, was natürlich eine hervorragende Basis bildete, und dem Tennis verschrieben hatte. "Am Anfang habe ich nur Gehübungen gemacht, erst nach einem Jahr bin ich das erste Mal richtig gesprungen", erzählt sie.
4,50 Meter plus X
Der harte Weg hat sich für sie bereits im letzten Jahr gelohnt und an die dort gezeigten Leistungen möchte sie in den nächsten Wochen anschliessen. Während sie glaubt, dass man bei der EM 4,70 Meter springen muss, um vorne mit dabei zu sein, definiert sie ihr persönliches Ziel so: "Ich möchte die Leistung des letzten Jahres wiederholen. 4,50 Meter plus X wären ganz gut." Damit hätte sie auch gute Chancen, im August im Nationaltrikot in das Münchner Olympiastadion einmarschieren zu können und sich diesen Traum zu erfüllen.
Ihren ersten Wettkampf hat sie wie ihre Kolleginnen für den 18. Mai beim EM-Testwettkampf in Saulheim geplant. Dort sammelte sie am 26. April bei der DLV-Aktion "Leichtathletik in Aktion" schon einmal eine ganze Menge Sympathiepunkte bei den über 600 Kindern, die dort mit dabei waren und zeigte ihre Wettkampfhärte auch beim Autogrammeschreiben nach getaner Arbeit beim Techniktraining mit Herbert Czingon und als Stationsbetreuerin.
Carolin Hingst fiebert bereits unübersehbar ihren neuen Höhenflügen entgegen und ihre Fans können sich darauf freuen, denn so leicht ist die Bronze-Medaillengewinnerin der U23-Europameisterschaft des letzten Jahres nicht unterzukriegen. Endlich wieder springen! So lautet das Motto. Am Samstag in Saulheim ist es wieder soweit.