Carolin Nytra - „Das war eigentlich utopisch“
Carolin Nytra macht der Vize-Europameisterin Kirsten Bolm (MTG Mannheim) überraschend Konkurrenz. Die 23 Jahre alte Bremerin, die im letzten Jahr schon Deutsche Meisterin über 100 Meter Hürden geworden war, überraschte in der noch jungen Freiluftsaison mit einer Steigerung ihrer Bestzeit um 25 Hundertstel auf nun 12,92 Sekunden. Wie sich das anfühlt und wie sie es erklärt, erfahren Sie im Interview.
Carolin Nytra, Ihr erster Start beim DKB-ISTAF in Berlin liegt seit Sonntag hinter Ihnen, die Olympianorm von 12,92 Sekunden ist gefallen. Wie war’s?Carolin Nytra:
Überwältigend! Ich war schon sehr früh, um kurz nach Eins, im Stadion. Da war es erst halbvoll. Die Leute haben aber schon so Stimmung gemacht, dass ich bei den 400 Metern der Frauen Tränen in den Augen hatte. Ich hatte mir nur gedacht: Mann, wie sollst du das nachher schaffen? Als ich dann aber ins Stadion gekommen bin, habe ich zu mir gesagt, dass ich mich auf mich konzentriere und mein Ding mache, die Zuschauer treiben mich schon nach vorne, die Bahn ist auch supergeil.
Wie kam es überhaupt zu Ihrem doch beachtlichen Leistungssprung?
Carolin Nytra:
Es war schon total überraschend. Von 13,17 zu 12,92 Sekunden, das schien eigentlich utopisch zu sein. Das Training lief aber super. Ich habe vier Monate ohne Beeinträchtigungen durchtrainieren können und jede Einheit bestritten. Ich habe versucht, diese auch voll zu machen. Ich hatte Spaß daran, ausprobieren zu wollen, wie dicht ich an die Norm komme. So habe ich mich in jedem Training gefordert.
Am Freitag könnte es in Kassel zum ersten Duell des Sommers mit Vize-Europameisterin Kirsten Bolm kommen. Freuen Sie sich darauf?
Carolin Nytra:
Auf jeden Fall. Ich war Ende April mit Kirsten und dem Bundestrainer Rüdiger Harksen zwei Wochen im Trainingslager in Monte Gordo (Portugal). Dort haben wir aber leider nicht soviel zusammen trainieren können, weil sie von der Struktur doch ein anderes Programm hatte. Wenn Kirsten jetzt endlich wieder laufen kann, würde ich mich riesig freuen. Sie war mein Vorbild. Vielleicht bin ich jetzt nicht mehr ganz so weit hinter ihr oder ich kann ihr sogar Paroli bieten.
Sie müssen die Norm für Olympia noch ein zweites Mal laufen…
Carolin Nytra:
Leider, aber letzte Woche 12,93, jetzt 12,92 Sekunden. Das muss jetzt einfach in den nächsten fünf Wochen bis zu den Deutschen Meisterschaften klappen. Die nächsten beiden Versuche sind in Kassel und dann am Sonntag in Regensburg. Das wird eine volle Woche. Kassel war bislang immer meine Lieblingsbahn. Von daher bin ich sehr positiv eingestellt.
Jetzt ist aber Berlin das Lieblingsmeeting, oder?
Carolin Nytra:
Ja, jetzt noch Berlin. Wenn ich in Kassel aber 12,90 Sekunden laufe, dann gehe ich zurück zu Kassel. (lacht) Aber es ist klar, dass Kassel in einem kleineren Stadion allein schon von der Zuschauerzahl her nicht mithalten kann. Es hat natürlich nicht den Namen wie ein ISTAF, wo ich im nächsten Jahr vor der WM auch wieder gerne laufen würde.