Carolin Nytra - Erlebnistour mit Bestzeiten
Hinter Carolin Nytra liegt eine ganz aufregende Woche. Die Bremer Hürdensprinterin schnupperte bei den Meetings in Göteborg (Schweden), Linz (Österreich) und Stuttgart in die Leichtathletik-Welt hinein. Die Tour absolvierte sie an der Seite eines ganz Großen. Der Münchner Stabhochspringer Tim Lobinger passte mit seinem Coach Chauncey Johnson auf die 22-Jährige auf.

Die Sympathie stieß offenbar auf Gegenseitigkeit und auch sportlich war Tim Lobinger zufrieden. „Carolin ist jedes Mal Bestzeit gelaufen. Die Ratschläge, die ich ihr geben konnte, haben also gefruchtet“, meinte der Höhenjäger, der in seinen jungen Jahren auch zum Hürdenkader gehörte und so eine kompetente Einschätzung abgeben kann.
Potenzial erkannt
Auch deshalb war es für die kleine Reisegruppe weit mehr als ein amüsanter Betriebsausflug, denn die beiden Vertreter der Sprungszene schauten bei der Kurzstrecklerin ganz genau hin, gaben ihr Tipps und schickten auch Kritik an die Adresse des Nordlichts: „Mit dem Start waren Chauncey und ich nicht immer zufrieden. Da stimmen die Winkel noch nicht. An der ersten Hürde attackiert sie auch noch nicht immer richtig. Dafür hat sie aber noch Potenzial und wird mit Sicherheit noch weitere Bestzeiten in diesem Winter laufen.“
Dass sie mit ihren 8,30 Sekunden, die sie am vergangenen Samstag in Stuttgart auf die Bahn brachte, noch längst nicht am Ende ihrer momentanen Möglichkeiten angelangt ist, bestätigt auch Carolin Nytra selbst.
Nervositätsbewältigung
„Ich weiß, dass da noch wesentlich mehr geht, weil ich noch extrem große Schnitzer mache. Die will ich bis zu den Deutschen Hallen-Meisterschaften ausbessern. Ein, zwei Zehntel sind auf jeden Fall noch drin. 8,20 Sekunden sollten am Ende dieser Hallensaison bei mir stehen.“ Für die Titelkämpfe in Sindelfingen (23./24. Februar) lautet für die Deutsche Freiluftmeisterin, die keine Hallenspezialistin ist, das Minimalziel ein Platz unter den ersten Drei.
Dem Blick voraus gilt aber auch noch einmal ein Blick zurück, auf ihre internationalen Meetingstarts merkte sie nun bilanzierend an: „Ich konnte viele Erfahrungen sammeln. Das Hauptaugenmerk war aber für mich die Nervositätsbewältigung.“ Denn bei den Besten der Besten mitlaufen zu dürfen, ist für Carolin Nytra noch etwas ganz Besonderes, vor großer Kulisse die Nerven zu behalten, eine Herausforderung.
Ehrfurcht vor Susanna Kallur
„Wenn Susanna Kallur wie in Göteborg von 5.000 Leuten so richtig gefeiert wird, da hat man schon Tränen in den Augen und das Herz bleibt kurz stehen und man denkt: wie soll ich das hier ganz alleine nur bewältigen?“ Bewältigt hat das Carolin Nytra aber mit Bravour und noch dazu konnte sie auch auf Tuchfühlung mit dem schwedischen Top-Star gehen.
„Susanna ist offen, lieb und nett“, wusste die deutsche Nachwuchshoffnung, die im Sommer die Olympia-Teilnahme in Peking (China) anstrebt, zu berichten. „Sie ist uns jungen Athletinnen gegenüber überhaupt nicht arrogant. Das ist toll, aber trotzdem bin ich immer noch ein wenig ehrfürchtig.“
Und Ehrfurcht ist gleich natürlich auch angebrachter Respekt. So gibt Carolin Nytra nach ihren aus nächster Nähe gesammelten Eindrücken auch einen heißen Tipp ab: „Susanna Kallur kann den Weltrekord laufen. Was sie gezeigt hat, war super beeindruckend. Momentan kommt da keine andere ran.“ Für die Hanseatin war es dabei aber alleine schon eine Ehre, überhaupt in der Nähe sein zu dürfen.