Carolin Nytra feiert Comeback mit Olympia-Norm
Einstand nach Maß: Carolin Nytra (MTG Mannheim) hat am Samstag in ihrem ersten 100-Meter-Hürden-Rennen seit 22 Monaten die Norm für die Olympischen Spiele in London (Großbritannien; 27. Juli bis 12. August) unterboten. Sie stürmte in Mannheim nach 12,74 Sekunden ins Ziel. Drei weitere DLV-Athleten konnten im MTG-Stadion auf den Zug nach London aufspringen.
Video: Carolin Nytra mit Olympia-Norm12,74 Sekunden, die viertschnellste Zeit, die Carolin Nytra bisher in ihrer Karriere gelaufen war, sicherten der Hürdensprinterin die Olympia-Norm (12,92 sec). In souveräner Manier eilte sie der Konkurrenz davon.
Dass es ihr erstes Rennen über 100 Meter Hürden seit August 2010 war, war ihr äußerlich kaum anzumerken. Innerlich sah es jedoch anders aus. „Die Nervosität vor dem Lauf war riesig. Aber es musste heute endlich mal alles halten.“ Ein aktuell zweiter Rang in der europäischen Jahresbestenliste unterstreicht die Qualität ihrer Leistung, die sie dann aber doch selbst „etwas überraschte.“
Nadine Hildebrand mit Bestzeit
Im Sog von Carolin Nytra steigerte sich Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg) auf 12,94 Sekunden. Damit unterbot sie als dritte DLV-Läuferin die EM-Norm (13,05 sec) für Helsinki (Finnland; 27. Juni bis 1. Juli).
„Nach der durchwachsenen Vorbereitung [Bänderriss und zwei Wochen Gips] ist es mir ein kleines Rätsel, wie das heute geklappt hat“, konstatierte sie nach dem Lauf leicht ungläubig. „Ich bin aber sehr froh, die Trainingsleistungen endlich abrufen zu können.“ Die Europameisterschaft bietet nun die Möglichkeit, die Norm für London erneut anzugreifen.
Ihre gute Form unterstrich Cindy Roleder (LAZ Leipzig) in zwei konstanten Läufen (12,99 sec; 12,98 sec). Die EM-Norm hatte sie bereits zuvor erfüllt, und so war ihr Ziel eigentlich die Qualifikation für London: „Die Norm kann ich laufen. Woran es heute lag, weiß ich auch nicht.“ Dennoch ist sie zuversichtlich, dass noch klappt. „Ich bin eine Meisterschaftsläuferin“, sagte die Leipzigerin mit Blick auf die DM in Bochum-Wattenscheid (16./17. Juni).
Verena Sailer zieht nach
Verena Sailer (MTG Mannheim) hatte in der Windlotterie im heimischen MTG-Stadion im ersten Durchgang auf den richtigen 100-Meter-Zeitlauf gesetzt: Nach 11,19 Sekunden durfte sie sich im Ziel über die Olympia-Norm (11,25 sec) freuen. Damit setzte sie sich deutlich gegen Senkrechtstarterin Tatjana Pinto (LG Ratio Münster; 11,37 sec) durch.
Sogar noch schneller lief die Mannheimerin im zweiten Lauf: 11,13 Sekunden wurden für sie gestoppt, allerdings blies der Wind mit 2,6 Metern pro Sekunde zu stark von hinten.
Lucas Jakubczyks Topzeit vom Winde verweht
Auch bei den Männern wurden die Sprints zunehmend durch den böigen Wind beeinflusst. Besonders ärgerlich war dies für Lucas Jakubcyzk (SCC Berlin) und Sven Knipphals (VfL Wolfsburg), denen der Wind die EM-Norm verwehrte. 10,17 und 10,25 Sekunden waren für die beiden Tagesschnellsten gestoppt worden.
„Momentan überwiegt noch etwas der Ärger. Ich hätte diese Zeit auch bei 1,5 Metern Rückenwind draufgehabt“, zeigte sich Sven Knipphals sichtlich enttäuscht. Lukas Jakubcyzk nahm es gelassener und freute sich darüber, „so schnell gelaufen“ zu sein.
Für die schnellste reguläre Zeit des Tages sorgte Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen), der in der ersten Serie 10,33 Sekunden lief. Nur eine Hundertstelsekunde langsamer war Altmeister Tobis Unger (VfB Stuttgart 1893) in 10,34 Sekunden.
Aleixo-Platini Menga trumpft auf
Wenig später zauberte Aleixo-Platini Menga über 200 Meter in 20,33 Sekunden ein echtes Ausrufezeichen auf die schnelle Mannheimer Bahn: Olympia-Norm und Rang drei der ewigen deutschen Bestenliste.
„Die Bedingungen heute haben mich fühlen lassen, dass es klappt. Der Kopf war frei, die Beine sind gut, ich kann mich jetzt endlich auf das Laufen konzentrieren“, verriet der Leverkusener sein Erfolgsgeheimnis. Dahinter blieb Sven Knipphals in 20,53 Sekunden unter der EM-Norm.
Alexander John mit Jahresbestleistung
Alexander John (LAZ Leipzig) bestätigte seine gute Form und verbesserte in 13,39 Sekunden seine eigene deutsche Jahresbestleistung um sechs Hundertstel. Mit einem gekonnten Zielsprung und ungewollter Judorolle erfüllte er damit erneut die Olympia-Norm, an der sein Teamkollege Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) in 13,50 Sekunden nur um eine Hundertstel vorbei schrammte.
„Ein riesiger Stein“ fiel Matthias Bühler (LG Offenburg) vom Herzen, nachdem er in 13,40 Sekunden die Olympia-Norm unterboten hatte. Während der Woche hatte der Hürdensprinter noch mit dem Gedanken gespielt, die Saison aufgrund hartnäckiger Rücken- und Oberschenkel-Beschwerden vorzeitig zu beenden.
„Nach dem ersten Lauf haben sich die Blockaden etwas gelöst und ich konnte endlich mal durchziehen. Jetzt bin ich einfach nur erleichtert“, sagte der Offenburger. Er lief sich mit dieser Leistung in den Kreis der Titelkandidaten für die DM. Dort könnte er den vierten Sieg in Folge holen.
Eric Krüger empfiehlt sich für Helsinki
In 45,98 Sekunden blieb Eric Krüger (SC Magdeburg) erstmals in seiner Karriere unter der 46-Sekunden-Marke. Damit setzte er sich an die Spitze der deutschen Langsprinter und unterbot als erster DLV-Athlet die EM-Norm (46,05 sec).
Bei den Frauen steigerte sich Inna Weit (LC Paderborn) um fast vier Zehntelsekunden auf starke 23,08 Sekunden. Sie ist nach Cathleen Tschirch (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Anne Cibis, geborene Möllinger (MTG Mannheim), die dritte DLV-Athletin, die die EM-Norm unterboten hat.
Amos Nijel überrascht mit Weltklasse-Zeit
Das aus internationaler Sicht hochklassigste und zugleich überraschendste Ergebnis gelang in Mannheim jedoch einem jungen Mann aus Botswana: Der erst 18-jährige Amos Nijel stürmte über 800 Meter nach 1:43,11 Minuten ins Ziel. Damit belegt er zurzeit nur eine Hundertstel hinter Weltrekordler David Rudisha (Kenia) Rang zwei der Welt. Einzig der U20-Weltrekordhalter Abubaker Kaki (Sudan) war als Jugendlicher in 1:42,69 Minuten noch schneller als Amos Nijel.
Mit mit mehr als drei Sekunden Rückstand kam Sebastian Keiner (Erfurter LAC) ins Ziel. Seine Zeit von 1:46,33 Minuten reichte dennoch zur Erfüllung der EM-Norm (1:46,45 min).
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