Carolin Nytra - "Ins Ziel gehauen"
Bei der Hallen-EM in Paris (Frankreich) hat Hürdensprinterin Carolin Nytra (MTG Mannheim) am Freitagabend die Goldmedaille geholt. Die 25-Jährige sieht sich damit endgültig in der Weltklasse angekommen. leichtathletik.de hatte ihre ersten Reaktionen eingefangen.
Carolin Nytra, herzlichen Glückwunsch zum Gold, wie fühlen Sie sich als Europameisterin?Carolin Nytra:
Das ist der Hammer. Eine 7,80 ist sehr schnell. Gestern bei der Mannschaftsbesprechung hat Herr Kurschilgen noch einmal gesagt, dass es mit den drei deutschen Rekorden schon eine super Hallensaison war. Da meinte ich scherzhaft, dass ich mich auch gerne am deutschen Rekord versuchen möchte. Nur sieben Hundertstel drüber, ist ein guter Versuch.
Wann war Ihnen klar, dass Sie gewonnen haben?
Carolin Nytra:
Im Ziel habe ich nicht an mein Glück geglaubt. Ich habe an Stuttgart gedacht, da habe ich das Glück ausgenutzt und die nötige Tausendstel gehabt und gewonnen. Dort hatte ich es im Gefühl. Diesmal habe ich gedacht, es reicht nicht. Die anderen Mädels haben aber gesagt: Du hast es! Als ich die Reihenfolge gesehen habe, dachte ich, gleich springt es noch einmal um. Als die Dritte da stand, habe ich endlich gedacht, so bleibt es.
Haben Sie besonders auf den Zieleinlauf geachtet?
Carolin Nytra:
Mein Trainer hat, bevor ich in den Callroom gegangen bin, gesagt: Im Auslauf wird das Rennen entschieden. Ich hatte mir vorher noch einmal den Zieleinlauf in Barcelona angeschaut, wo sich Derval [O´Rourke] extrem mit den Schultern nach vorne schmeißt. Ich habe mir gedacht, ich muss was von den Schnelleren lernen, die mir sonst den Sieg weggeschnappt haben. Ich habe mich voll mit dem Oberkörper nach vorne ins Ziel gehauen und es hat gereicht.
Hat sich damit der Wechsel nach Mannheim mit diesem Sieg endgültig bezahlt gemacht?
Carolin Nytra:
Das war einer der ersten Gedanken, den ich im Ziel hatte. Es ist für alle schön, wenn es so kommt. Alles macht sich bezahlt. Das ist auch mal nötig. Auch für die, die mich betreut haben: Trainer, Freund, Physio, Familie. Alle haben die ganze Zeit mitgelitten. Es ist auch ein Dank an sie.
Was nehmen Sie für den Sommer mit?
Carolin Nytra:
Eigentlich bin ich jemand, der immer noch ins Laufen kommt. Die 100 Meter Hürden liegen mir gut. Letztes Jahr bin ich in der Halle 7,89 Sekunden gelaufen, draußen 12,57 Sekunden. Jetzt hoffe ich, dass ich gut durchkomme. Dann bin ich gespannt auf die WM in Daegu.
Sind Sie mit dieser Zeit in der Weltklasse angekommen?
Carolin Nytra:
Ich denke schon. Die Zeit ist super. Ich kann das noch nicht einordnen. Bei mir hat es noch nicht "klick" gemacht, dass es so schnell war. Eigentlich hat man im Finale immer einen leichten Rückgang gegenüber dem Halbfinale. Die Zeiten waren diesmal aber knallhart und man musste so eine Bestzeit laufen, um Gold zu bekommen. Damit ist es noch toller.
Wie haben Sie sich im Vergleich zu Barcelona gefühlt?
Carolin Nytra:
Ich habe heute einfach nur gedacht, dass ich das gut machen will, was auch beim Aufwärmen geklappt hat. Ich weiß, in Barcelona habe ich es nicht auf die Bahn gekriegt. Diesmal habe ich mir mein Lieblingstier vorgestellt, mit dem ich mitlaufen wollte. Das hat funktioniert. Als der Schuss kam, war alles links und rechts von meiner Bahn weggeklappt. Erst im Zielauslauf habe ich gemerkt, da ist doch noch jemand.
Welches Tier haben Sie sich vorgestellt?
Carolin Nytra:
Einen Leopard.
Carolin Nytra stürmt zum Hallen-EM-Titel