Kampfansage von Melanie Paschke
Mit einer Kampfansage für die Freiluftsaison sagte Melanie Paschke am Freitag beim Hallen-Meeting in Linz dem Winter adé. "Ich will es noch einmal wissen", verkündet die routinierteste deutsche Top-Sprinterin warnend in Richtung der Konkurrenz auf heimischem Boden, "ich möchte es den Jungen nicht so einfach machen."
Melanie Paschke will noch einmal angreifen (Foto: Chai)
Mit der zumindest in der Außenwirkung durchwachsen verlaufenen Hallensaison ist die Wattenscheiderin insgesamt gar nicht so unzufrieden. Ende des letzten Jahres plagten sie noch Verletzungssorgen. Sie kämpfte mit einem Haarriss im Schienbein. "Im November hatte ich die Halle noch abgeschrieben", erinnert sich die 32-jährige, "deshalb bin ich mit der Bestzeit im Winter zufrieden." Diese markierte sie mit 7,25 Sekunden in Leipzig bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften, wo sie Dritte über 60 Meter wurde.Doch mit dem ein oder anderen Wettkampf hadert sie doch noch im nachhinein. Da war zum Beispiel Karlsruhe. Nach 7,29 Sekunden im Vorlauf kam sie im Endlauf nur noch auf 7,33 Sekunden. "Sowas ärgert dann schon, das darf mir als altem Hasen nicht passieren. Da bin ich eher wie ein Häschen gelaufen."
"Und ich dachte, ich wäre schon alt"
Apropos alte Hasen und junge Häschen! In Linz traf Melanie Paschke auf die 42-jährige Slowenin Merlene Ottey. Die Deutsche konnte angesichts der 7,17 Sekunden der gebürtigen Jamaikanerin nur fassungslos staunen: "Das ist unglaublich, das kann man nicht verstehen. Und ich dachte, ich wäre schon alt."
Dass es nicht mehr so einfach ist, sich ständig neu zu motivieren, stellt zumindest Melanie Paschke fest. "Es wird manchmal schwer", sagt sie, "in Linz war ich so nervös als würde ich zum Training gehen."
Doch im Sommer ist das hoffentlich anders. Mit Esther Möller hat sich eine Kontrahentin aus dem eigenen Vereinslager nach zwei Jahren Abstinenz in der Halle zurückgemeldet. Damit scheinen die Zeiten zunächst einmal vorbei, in denen sich die vier DLV-Staffelplätze wie von selbst vergeben.
Ein eingeschworenes Team
Melanie Paschke beurteilt das positiv: "Wir sind fünf Sprinterinnen, die in einer Liga sind. Das ist eine glückliche Situation. Jede will auch laufen." Trotz dieser Konkurrenzsituation glaubt die routinierte Deutsche nicht, dass sich das negativ auf das Verhältnis untereinander auswirken könnte: "Wir sind so ein eingeschworenes Team, daran wird sich nichts ändern."
Vor zwei Jahren holte die deutsche 4x100-Meter-Staffel mit eben diesem Teamgeist bei der WM in Edmonton Silber. "Damals hatten wir auch viel Glück", bekennt Melanie Paschke. Deshalb bleibt sie auf dem Teppich, was ihre Erwartungen für die Neuauflage der Welttitelkämpfe im Sommer betrifft. "Silber ist eigentlich unmöglich", glaubt sie, "es wird schon schwer, wieder eine Medaille zu holen."
Aber dabei sein möchte sie in Paris auf alle Fälle. Denn die Kampfansage an ihre jungen Kolleginnen steht. "Das muss schon sein", schmunzelt Melanie Paschke und verabschiedet damit schon einmal im April zum Trainingslager nach Spanien.