Carolin Nytra sucht den perfekten Weg
Hürdensprinterin Carolin Nytra ist in diesem Jahr in der Weltspitze angelangt. Aber Stillstand gibt es für die EM-Dritte, die sich auf 12,57 Sekunden steigerte, nicht. „Ich bin schon weit gekommen. Aber ich muss mich noch weiter professionalisieren, um noch die letzten Hundertstelsekunden herauszukitzeln“, sagte die 25-Jährige am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz. Die optimalen Bedingungen dafür sieht sie in Mannheim bei DLV-Bundestrainer Rüdiger Harksen.
Die Idee eines „Tapetenwechsels“ sei in den letzten Wochen der Sommersaison gereift. Nun kam der Wechsel vom Bremer LT zur MTG Mannheim. „Mit Rüdiger Harksen habe ich in Mannheim einen Trainer, der weiß, wie man Athletinnen in die Weltspitze führen und sie dort etablieren kann“, sagte die Deutsche Meisterin der vergangenen vier Jahre. Denn dort will sie sich festsetzen. In der Weltspitze.„Die Olympischen Spiele 2012 sind das absolute Ziel“, stellte sie fest. „Da will ich im Endlauf stehen.“ Dort sei bekanntlich alles möglich - vor allem im Hürdensprint, bei dem einem im Gegensatz zum 100-Meter-Lauf noch zehn tückische Hindernisse im Weg stehen. Um dann ohne Probleme das Ziel zu erreichen, sucht sich Carolin Nytra nun das optimale Umfeld und hofft, es in Mannheim gefunden zu haben.
Carolin Nytra fühlt sich „sauwohl“
„Ich fühle mich hier schon sauwohl. Ich bin so freundlich von allen begrüßt worden und bin total überwältigt“, schilderte sie ihre ersten Eindrücke nach ihrem Umzug vor zwei Wochen - auch wenn sie von der Stadt Mannheim bis auf einen kleinen Einkaufsbummel und einen Besuch beim Friseur noch nicht so viel erlebt hat. Aber nicht nur das Gefühl stimmt - auch die Trainingsbedingungen sind optimal.
In Mannheim liegen Stadion und Leichtathletikhalle direkt nebeneinander, zweimal in der Woche trainiert sie zudem am Olympiastützpunkt in Heidelberg. „Dort gibt es auch eine isokinetische Kraftmaschine. Deren Folgen spüre ich gerade Tag und Nacht“, sagte sie lachend. Ärztliche und physiotherapeutische Angebote sowie Laufbahnberatung runden das Spektrum ab. „Solche Bedingungen hätte ich in Bremen einfach nicht gehabt“, sagt sie und erinnert daran, dass den Leichtathleten in der Hansestadt seit April keine Halle für das Training zur Verfügung stand.
Eine harte Hand
Wichtig war ihr, sich nicht im Streit von ihrem langjährigen Trainer Jens Ellrott zu trennen. „Er hat im September als Erster von meiner Entscheidung erfahren“, sagt sie. „Ich weiß, was ich ihm zu verdanken habe.“ Aber eines sei ihr auch klar geworden. „Unser Verhältnis ist in den letzten Jahren immer freundschaftlicher geworden. Er ist ein richtig guter Freund. Aber vielleicht brauche ich in manchen Situationen eine härtere Hand, um noch weiter nach oben zu kommen. Die hätte Jens nicht gehabt.“
Auch ein weiterer Punkt sorgt dafür, dass sich Carolin Nytra in Mannheim rundum wohl fühlt. Ihr Freund, Weitspringer Sebastian Bayer, ist mit ihr nach Baden-Württemberg gezogen. „Wir waren uns einig, dass wir nicht mehr getrennt wohnen wollen. Er hat gesagt, er geht meinen Weg mit mir und steht voll hinter meiner Entscheidung.“
Für den Hallen-Europarekordler ändert sich außer dem Wohnort nicht viel. Seine Trainingspläne erhält er wie in den vergangenen Jahren von Joachim Schulz. Übernahm bislang Jens Ellrott einen Teil der Betreuung, wird es künftig Rüdiger Harksen sein. Einige Einheiten absolviert er wie bislang bei Weitsprung-Bundestrainer Uwe Florczak in Hamburg. Sein Vertrag beim Hamburger SV läuft bis 2012.
Starke Staffel in Aussicht
Ein weiterer Anreiz für den Wechsel von Carolin Nytra an den Neckar war auch eine starke Vereinsstaffel. Mit Europameisterin Verena Sailer und der Staffel-WM-Dritten Anne Möllinger hat Carolin Nytra in Zukunft starke Vereinskameradinnen, zusammen können sie einen schlagkräftige Staffel bilden. „Das war definitiv auch im Hinterkopf bei meiner Entscheidung“, bestätigt Carolin Nytra.
In Mannheim hofft man aber vor allem, dass Carolin Nytra die lange Hürdentradition des Vereins fortschreibt. Erfolgreiche Athletinnen wir die Olympia-Dritte Claudia Zaczkiewicz, die EM-Zweite Kirsten Bolm, die zweimalige Deutsche Meisterin Caren Sonn oder auch die ehemalige U23-EM-Zweite Nadine Hentschke trugen alle schon das Mannheimer Trikot.
Im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2012 will das Duo Nytra/Harksen in der kommenden Saison etwas experimentieren. „Um Caro in der Weltspitze zu etablieren, müssen wir im Training ein paar Dinge umstellen und neue Trainingsreize ausprobieren. So etwas macht man aber nicht in einer Olympiasaison“, erklärt Rüdiger Harksen. „Wir wollen 2011 ein Trainings- und Wettkampfsystem ausprobieren und schauen, ob es funktioniert. Falls nicht können wir immer noch Änderungen vornehmen.“ Den richtigen Weg finden - so lautet die Parole für 2011. Und vielleicht war der Wechsel nach Mannheim der erste Schritt auf diesem Weg.
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