| Vierkampf

Carolin Schäfer und Rico Freimuth siegen beim Deichmeeting

Die Zuschauer beim Deichmeeting in Neuwied sahen am Freitagabend einen hochklassigen Favoritensieg und ein spannendes Duell: Carolin Schäfer dominierte mit zwei Einzelbestleistungen den Vierkampf der Frauen, im Vierkampf der Männer hielt Rico Freimuth knapp Lokalmatador Kai Kazmirek in Schach.
Silke Bernhart

Die wichtigste Erkenntnis des Deichmeetings von Neuwied: Die Form der besten deutschen Mehrkämpfer stimmt. Nach dem Vierkampf zogen fast alle deutschen Kandidaten für die Weltmeisterschaften in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) ein positives Fazit. Auch wenn teils noch die Spritzigkeit fehlte oder die Technik wackelte, hatten sie alle ihre Highlights im letzten wichtigen Test vor der ersten WM-Qualifikation Ende Mai in Götzis (Österreich).

Der Konkurrenz in vielen Belangen schon deutlich voraus war dabei am Freitag die Olympia-Fünfte im Siebenkampf Carolin Schäfer. Die Athletin von der LG Eintracht Frankfurt legte über die Hürden (13,11 sec) mit einer Bestzeit los – nur vier Hundertstel hinter Spezialistin Cindy Roleder (SV Halle), die in Neuwied nur in einer Disziplin antrat – und beendete den Wettkampf mit einer Bestzeit über 150 Meter (17,35 sec). Auch 1,82 Meter im Hochsprung und 14,24 Meter mit der Kugel konnten sich sehen lassen.

Claudia Rath sprintstark

„Ich bin super, super glücklich“, strahlte die überragende Siegerin. „Ich wusste, ich bin gut in Form, jetzt kann ich mit einem guten Gefühl nach Götzis reisen.“ Die 25-Jährige ist verletzungsfrei durch die Vorbereitung gekommen und hat noch härter trainiert als im Jahr zuvor. In London will sie nun ihre Chance ergreifen. „Vielleicht reicht es diesmal für Edelmetall“, blickte sie voraus. „Ich will alles dafür tun!“

Auch Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) zeigte sich besonders über die Hürden (13,55 sec) und über 150 Meter (17,71 sec) schon in guter Verfassung. Im Hochsprung (1,74 m) saß der umgestellte Anlauf dagegen noch nicht, auch 12,32 Meter mit der Kugel waren noch nicht das, was sie im Training schon zeigen konnte. „Die Wettkämpfe vor Götzis waren noch nie meine Stärke“, erklärte die WM-Vierte von 2013, die stets in Richtung Saison-Höhepunkt zur Topform aufläuft und daher zuversichtlich in Richtung Götzis, Ratingen und London blickt.

Auf Rang drei konnte die Deutsche Hallenmeisterin Mareike Arndt (TSV Bayer 04 Leverkusen) magere 1,58 Meter im Hochsprung mit drei starken weiteren Disziplinen wettmachen und sich so Rang drei erkämpfen: 13,72 Sekunden über die Hürden, 14,19 Meter mit der Kugel und 17,68 Sekunden über 150 Meter zeigen ihr insgesamt gutes Leistungsniveau.

Rico Freimuth bezwingt Kai Kazmirek

Im Vierkampf der Männer entwickelte sich ein Dreikampf zwischen den deutschen Olympia-Startern. Doch Arthur Abele (SSV Ulm 1846) trat nicht mehr zu den abschließenden 200 Metern an: Beim Aufwärmen zwickte plötzlich ein Band im linken Fuß, in dem ihm vor zwei Jahren die Achillessehne gerissen war, und er verzichtete auf den Start. 13,99 Sekunden über die Hürden, 1,94 Meter im Hochsprung und 42,85 Meter mit dem Diskus aber waren zuvor ein guter Wettkampf-Einstieg nach neun Monaten Pause gewesen. Und der Besuch beim Physiotherapeuten gab zum Tagesende Erleichterung: Eine schwerwiegende Verletzung konnte er ausschließen.

So war für den stark verbesserten U23-Athleten Ituah Enahoro (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) der Weg frei zu Platz drei, und aus dem Dreikampf an der Spitze wurde ein Duell, das in einem spannenden 200-Meter-Fight zwischen Rico Freimuth (SV Halle) und Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) endete. Einmal mehr spielte Rico Freimuth seine Sprintstärke aus, die ihn schon in 14,01 Sekunden über die Hürden getragen hatte. In 21,58 Sekunden legte er die schnellste 200-Meter-Zeit auf die Bahn. Auch mit dem Diskus (47,46 m) war er zuvor der beste Mehrkämpfer gewesen, nur mit 1,90 Meter im Hochsprung ließ er Punkte liegen.

„Ich bin sehr zufrieden“, bilanzierte Rico Freimuth und hob besonders die Zeiten über die Hürden und über 200 Meter hervor. „Mit dem Diskus kann ich noch deutlich weiter werfen!“ In insgesamt zwölf Einzelstarts hat er in den vergangenen sieben Tagen gezeigt, dass er bestens für die Saison gerüstet ist. Sein oberstes Ziel ist jetzt die WM-Norm und nach einem verletzungsgeplagten Jahr endlich wieder gesund und mit Spaß einen Zehnkampf zu Ende zu bringen.

Kai Kazmirek: „So gut trainiert wir noch nie“

Kai Kazmirek hatte 2016 gleich drei Zehnkämpfe jenseits von 8.300 Punkten hingelegt. In diesem Jahr gestaltete der Olympia-Vierte die Saisonvorbereitung anders: Erst in der Woche vor dem Deichmeeting reduzierte er im Training die Intensitäten, zuvor hatte er „so gut und so hart trainiert wie noch nie.“ Bis Götzis soll sich nun langsam die Spritzigkeit einstellen, die in den ersten Wettkämpfen noch fehlte. „Wir sind in der Trainingsgruppe alle komplett platt“, sagte er.

Dennoch packte er am Vorabend seines Heim-Meetings, bei dem sein Vater Andree als Cheforganisator das Heft in der Hand hatte, selbst mit an und richtete die Banden für die Zuschauer her – nur ein Puzzleteil im Gelingen der mit viel Herzblut organisierten Veranstaltung, zu deren Rahmenprogramm auch Kinderleichtathletik-Wettbewerbe, Sprints der regionale Athleten wie Roger Gurski (LG Rhein-Wied, 100 m in 10,55 sec) und ein 400-Meter-Lauf mit Jonglier-Einlage zählten.

In seiner Paradedisziplin, dem Hochsprung (2,02 m), fehlte Kai Kazmirek am Freitag dann noch "ein wenig der Fokus". Dafür lief’s über die Hürden (14,42, sec) schon besser als gedacht, auch mit dem Diskus (43,88 m) war er bei seinem Heimspiel besser als in Rio. Mithilfe des Wattenscheider Coaches Miroslav Jasinski, Vater und Trainer des Olympia-Dritten Daniel Jasinski, ist er in dieser Disziplin deutlich stabiler geworden. Jetzt heißt es für ihn und für die weiteren deutschen WM-Kandidaten: Beine lockern, an den letzten Technik-Details feilen und dann: Feuer frei in Götzis!

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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