Carolin Walter - "Bin vorne lockerer"
Sie sorgte überraschend für einen der Glanzpunkte bei der Hallen-DM in Karlsruhe: Carolin Walter (TSV Bayer 04 Leverkusen) stürmte über 800 Meter in 2:01,29 Minuten zu Titel, Meisterschaftsrekord und Hallen-WM-Norm. Nach kurzer Absprache mit Trainer Adi Zaar stand fest: Wenn sie nominiert wird, wird sie bei der Hallen-WM in Istanbul (Türkei; 9. bis 11. März) an den Start gehen. Vorher versuchte sie im Interview, Erklärungen für ihre Leistungsexplosion zu finden.
Carolin Walter, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem ersten deutschen Meistertitel! Wie haben Sie denn selbst Ihren Sturmlauf zu Gold erlebt?Carolin Walter:
Die Taktik war vorne zu laufen, denn gestern im Vorlauf war ziemliches Gedrängel. Da wäre ich zweimal fast hingefallen. Deswegen bin ich gleich nach vorne, und das hat dann auch geklappt. Ich habe gesehen, dass ich die 600 Meter in 1:29 Minuten durchgegangen bin. Aber ich wollte noch mehr geben. Ich konnte immer nur meinen eigenen Schatten sehen und wusste nicht, wann die anderen Läuferinnen kommen. Deswegen habe ich in der letzten Runde noch mal alles gegeben, und dann war ich im Ziel.
Laufen Sie gerne an der Spitze des Feldes?
Carolin Walter:
Ja, da habe ich nicht das Gefühl, dass das Rennen so schnell ist! Wenn ich hinterher laufe und irgendwo dranbleiben muss, fühlt sich die Geschwindigkeit höher an. Vorne allein bin ich lockerer.
Und Sie haben gar nicht gemerkt, dass Sie dem Feld weit voraus waren?
Carolin Walter:
Nein, das habe ich erst gemerkt, als ich im Ziel war. Ich habe gedacht, die hätten mich alle verfolgt.
Mit Ihrer Zeit haben Sie einen neuen Meisterschaftsrekord aufgestellt. Wussten Sie das schon?
Carolin Walter:
Nein! Das ist unglaublich! Mein Traum war es, hier zu gewinnen - mehr nicht.
Sie sind mit einer Saisonbestzeit von 2:05,33 Minuten angetreten. Welche Leistung hatten Sie sich denn im Vorfeld zugetraut?
Carolin Walter:
Der Lauf zu 2:05 Minuten war einigermaßen locker. Ich habe schon gedacht, dass ein bisschen mehr geht. Aber so viel! Naja, ich habe in dieser Hallensaison nur drei Wettkämpfe gemacht und in den letzten Wochen viel trainiert. Das hat’s dann vielleicht gebracht.
Welche Rolle hat für Sie die Norm für die Hallen-WM in Istanbul gespielt?
Carolin Walter:
Ich habe mir vorher und auch im Wettkampf gar keine Gedanken über die Norm gemacht. Ich habe während des Rennens nur gedacht: Okay, das ist eine schnelle Zeit, mal gucken, wer noch dran ist. Der Lauf hat sich gut angefühlt, und das Publikum hat mich gut unterstützt.
Sie kommen aus Karlsruhe. Waren viele bekannte Gesichter im Publikum?
Carolin Walter:
Ja, ich bin hier in Karlsruhe geboren. Seit anderthalb Jahren wohne ich in Leverkusen und trainiere auch dort, aber ich studiere noch in Karlsruhe. Deswegen war die Ehrenrunde auch besonders schön.
Wie vereinbaren Sie das Studium in Karlsruhe und das Training in Leverkusen?
Carolin Walter:
Ich studiere Meteorologie und bin im achten Semester. Ich besuche nur die Vorlesungen, die gut liegen, und gehe dafür Montag und Dienstag an die Uni. Zum Trainieren und auch zum Lernen bin ich in Leverkusen. Und da ich noch auf Diplom studiere, kann ich mir auch die Prüfungen so legen, dass sie gut passen.
Aus welchem Grund haben Sie Ihre Heimat verlassen und sind nach Leverkusen gegangen?
Carolin Walter:
Ich hatte in meinem alten Verein eine sehr schöne Trainingsgruppe. Aber alle anderen waren etwas jünger als ich, haben angefangen zu studieren und sich auf das Studium konzentriert. Mein Trainer hat mich da schon weit gebracht, aber irgendwann hat es nicht mehr gepasst, weil ich seine einzige Athletin im Leistungssport-Bereich war. Ich wollte aber weiter Leistungssport betreiben. Also habe ich mich in Deutschland umgeschaut, wo ein guter Trainer ist, und die Wahl ist auf Adi [Zaar] gefallen. Und ich bin sehr froh darüber! (lacht)
Noch einmal zurück zur Hallen-WM: Sind denn für die kommenden Wochen schon Trainingslager geplant, oder werden Sie in Istanbul starten?
Carolin Walter:
Darüber muss ich erst mal mit meinem Trainer reden.