Carolina Klüft gewinnt Siebenkampf-Drama
Der Siebenkampf konnte am ersten WM-Wochenende in Helsinki das halten, was er im Vorfeld versprochen hatte. Carolina Klüft und Eunice Barber lieferten sich einen packenden und kompromisslosen Zweikampf, der erst nach den abschließenden 800 Metern zugunsten der Schwedin, die am Ende 6.887 Punkte gesammelt und damit 63 mehr als ihre Widersacherin auf dem Konto hatte, entschieden war.
Am Ende jubelte Carolina Klüft (Foto: Kiefner)
Bronze ging an das kleine Kraftpaket aus Ghana, Margaret Simpson (6.375), die dank einem tollen Speerwurf (56,36 m) die Litauerin Austra Skujyte (6.360) im Medaillenrennen ausstechen konnte."Kiitos, kiitos, kiitos", schickte Carolina Klüft nach ihrem Husarenstück bereits vor der Ehrenrunde eine Danksagung ins begeisterte finnische Publikum, das sie trotz der Rivalität mit Schweden lautstark unterstützt hatte. Eunice Barber musste in der ersten Enttäuschung erst von ihrer französischen Teamkollegin Marie Collonville animiert werden, damit sie sich mit der französischen Flagge und etwas Abstand der allerletzten WM-Runde im Olympiastadion anschloss. Später lächelte sie dann aber doch.
Respekt verdient
Respekt im Siebenkampf-Lager hatte sich Carolina Klüft bereits nach dem ersten Tag verdient. Ihre Verletzung, die sie sich am Freitag beim letzten Training vor dem Start noch am Knöchel zugezogen hatte, hatte es in sich. "Sie hat mir den Fuß gezeigt, er war blau und geschwollen", verriet die Neubrandenburgerin Sonja Kesselschläger, die zu der schwedischen Ausnahmeathletin einen guten Kontakt pflegt, "wer schon einmal umgeknickt ist, der weiß, wie so etwas gerade am ersten Tag danach schmerzt."
Es war für Carolina Klüft der wohl schwierigste Wettkampf und das erbitterste Duell ihrer noch jungen Laufbahn, in der sie mit dem EM-Titel in München, der WM in Paris und dem Olympiatriumph in Athen binnen drei Jahren schon alles gewonnen hatte, was von Belang ist. "Es war ein großartiges Gefühl, ein wunderbarer Siebenkampf und das Publikum war fantastisch. Gestern habe ich mich noch gefühlt, als würde ich gegen den Wind ankämpfen. Heute hatte ich den in meinem Rücken."
Taktisch geschickt
Ex-Weltmeisterin Eunice Barber war die erwartet starke Gegnerin. Sie sagte: "Ich habe in allen Disziplinen alles gegeben. Ich habe nichts zu bereuen."
Nach dem ersten Tag noch in Führung liegend, verlor die Französin im hochklassigen Weitsprung und im Speerwurf wichtige Zähler. Auf den abschließenden 800 Metern hatte schließlich Carolina Klüft mit winzigen 18 Punkten Vorsprung jenen taktischen Vorteil, der den Ausschlag geben sollte, auf ihrer Seite. Geschickt wartete sie ab, um dann auf den letzten 200 Metern noch an ihrer Widersacherin vorbeizuziehen.
Das DLV-Trio hatte sich am Sonntag durch den Ausstieg der von Rückenschmerzen gepeinigten Karin Ertl (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) auf ein Duo dezimiert.
Sonja Kesselschläger Zehnte
Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn), Zweite der U23-EM in Erfurt, fand auch in der zweiten Halbzeit nicht zu ihrer Bestform und musste sich am Ende mit Platz 13 und 5.993 Punkten zufrieden geben. "Ich wollte diese Schallmauer von 6.000 Punkten schon noch durchbrechen", sagte sie nach ihrem ersten großen internationalen Wettkampf. Die Erfahrungen, die sie in Helsinki nun gemacht hat, muss sie allerdings erst noch reflektieren. "Das braucht noch etwas Zeit."
Damit war die Neubrandenburgerin Sonja Kesselschläger einmal mehr beste DLV-Athletin und verteidigte ihre Vormachtstellung im deutschen Siebenkampf. Mit einem starken Speerwurf (45,93 m) kam die Olympia-Sechste, die auf den abschließenden 800 Metern noch einmal alles versuchte, am Ende noch auf einen versöhnlichen 10. Platz, auch wenn sie sich deutlich mehr als die 6.113 Punkte, die schließlich zu Buche standen, erhofft hatte. "Ich wollte Zehnte werden, jetzt bin ich glücklich", sagte sie, "im Klassement sind die Siebenkämpferinnen vor mir, die auch in der Saison vor mir waren."
Aber nicht nur bei den Deutschen, sondern auch bei einigen anderen Athletinnen blieben die Punktzahlen hinter den Vorleistungen zurück. Manchmal machten die wechselnden Windverhältnisse den Siebenkämpferinnen ebenso zu schaffen, wie die weiten Wege von der Aufwärmarena zum Olympiastadion, die sie immer wieder zu bewältigen hatten.
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