Caroline Hasse - "Ziehe mein Ding durch"
Caroline Hasse ist die Überfliegerin des Winters. Am Samstag krönte die Stabhochspringerin vom SC Potsdam in Halle/Saale eine bisher starke Saison mit ihrem ersten Jugendtitel unter dem Hallendach. Als Bonus steigerte die 18-Jährige auch noch ihre eigene deutsche Jugend-Hallenbestleistung um fünf Zentimeter auf 4,40 Meter. Im Interview mit leichtathletik.de spricht Caroline Hasse über ihre Zockerqualitäten, Rekorde und Titel.
Caroline Hasse, Glückwunsch zu Ihrem ersten nationalen Hallen-Titel. Sie haben immer wieder Höhen ausgelassen und sind so ein hohes Risiko eingegangen. War das so geplant?Caroline Hasse:
Nein, auf keinen Fall. Man plant so einen Wettkampf nicht richtig. Man überlegt sich vorher, bei welcher Höhe man einsteigt, aber man weiß ja nie, wie sich so ein Wettbewerb entwickelt und muss dann einfach auf die anderen Springerinnen reagieren. Ich freue mich vor allem, dass es jetzt auch mal in der Halle geklappt hat. Die letzten drei Jahre war ich immer verletzt und konnte daher nie mein Potenzial abrufen.
Waren die ausgelassenen Sprünge vielleicht am Ende genau die Kraft, die Sie gegenüber Ihren Konkurrentinnen in der entscheidenen Phase mehr hatten?
Caroline Hasse:
Das kann ich nicht einschätzen. Aber es pusht einen ungemein, wenn die anderen so hoch springen und man einfach jemanden hat, an dem man sich hochziehen kann. Der Wettkampf war, so wie er abgelaufen ist, einfach richtig gut für mich.
Ihre härtesten Konkurrentinnen Victoria von Eynatten (LG Leinfelden-Echterdingen) und Joana Kraft (TuS Metzingen) sind mit 4,25 und 4,35 Metern sehr hoch gesprungen. Haben Sie damit gerechnet?
Caroline Hasse:
Ja, eigentlich schon. Ich wusste, dass Joana richtig viel drauf hat. Deswegen hatte ich mich auf einen sehr schweren Wettkampf eingerichtet.
Nach ihrer deutschen Jugend-Hallenbestleistung in Potsdam waren Sie die Top-Favoritin auf den Titel. Haben Sie diesen Druck gespürt?
Caroline Hasse:
Eigentlich gar nicht. Ich habe das einfach nicht an mich ran kommen lassen. Das war eine ganz neue Situation für mich. Normalerweise gehe ich immer etwas anders in den Wettkampf, aber es war eigentlich gar nicht schlimm.
Gab es denn einen Moment im Wettkampf, in dem Sie an Ihrem Titel gezweifelt haben?
Caroline Hasse:
Den gab es ständig. Immer, wenn die anderen über eine Höhe gesprungen sind und ich nachziehen musste. Ich bin ja gar nicht so gut in den Wettkampf gestartet und hatte gleich bei 3,90 Meter einen Fehlversuch. Ich habe eigentlich während des Wettkampfs gar nicht an den Titel gedacht. Erst als ich über 4,40 Meter gesprungen bin, habe ich gedacht, dass es das gewesen sein könnte.
Als Sie als Siegerin feststanden, haben Sie die Latte auf 4,51 Meter auflegen lassen. Wussten Sie, dass dies ein neuer U20-Hallen-Weltrekord gewesen wäre?
Caroline Hasse:
Ich habe das schon gewusst. Aber die Sprünge über 4,51 Meter waren dann nicht mehr so toll. Ich bin einfach zu schnell angelaufen und habe insgesamt etwas meine Linie verloren.
Bis zu diesem Winter stand Ihre Bestleistung noch bei 4,25 Metern. Jetzt versuchen Sie sich an Höhen von 4,51 Metern. Wie fühlen sich solche Höhen an?
Caroline Hasse:
Ganz gut, aber leider habe ich die 4,51 Meter ja nur einmal richtig angegriffen. Das andere Mal bin ich ja durchgelaufen.
4,51 Meter wären auch die Norm für die Hallen-WM in Doha (Katar; 12. bis 14. März) gewesen. Wussten Sie das?
Caroline Hasse:
Ja, das war mir in der Tat bewusst. Aber es war in dem Moment vielleicht ein bisschen zu real.
Wie sieht Ihre restliche Planung für die Hallensaison aus?
Caroline Hasse:
Ich werde in Karlsruhe bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften der Erwachsenen an den Start gehen und dann ist die Woche darauf auch schon Länderkampf, wo ich ebenfalls dabei sein werde.
Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften sind Sie im Gegensatz zur den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften nur Außenseiterin. Was rechnen Sie sich aus?
Caroline Hasse:
Na, ja. Ich versuche immer mein Ding durchzuziehen, sauber zu springen, schneller anzulaufen, härtere Stäbe zu springen und solche Dinge einfach. Aber bei der Höhe lege ich mich nicht fest.
Was ist Ihnen wichtiger: Rekorde oder Titel?
Caroline Hasse:
Ich denke, dass beides wichtig ist. Titel sind schön, aber Rekorde sind natürlich auch toll. Das Gute daran ist, dass man mit Rekorden eigentlich auch immer gewinnen kann. So kann man beides haben.
Mit 4,40 Metern kann es für den Sommer ja eigentlich nur ein Ziel geben: Die U20-WM im kanadischen Montcon. Ihr Hauptziel?
Caroline Hasse:
Auf jeden Fall. Mit 4,40 Metern hat man dort, denke ich, auch ganz gute Chancen. Allerdings wird es extrem schwer werden, sich überhaupt dafür zu qualifizieren bei der Konkurrenz, die es in Deutschland gibt.
![]() 4,40 - Höhenflug von Caroline Hasse |