Carsten Schlangen - "War derbe konzentriert"
Mit einem unwiderstehlichen Schlussspurt gewann Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) am Freitagabend bei der EM in Barcelona Silber über 1.500 Meter. In 3:43,52 Minuten kam er gerade einmal zwei Hundertstel vor dem Spanier Manuel Olmedo ins Ziel. leichtathletik.de hat mit dem ersten männlichen Medaillengewinner für Deutschland bei dieser EM gesprochen.
Carsten Schlangen, herzlichen Glückwunsch! Wie haben Sie es geschafft, sich eine Medaille zu erkämpfen?Carsten Schlangen:
Ich war derbe konzentriert. Den ganzen Tag über war ich auch sehr aufgeregt. Ich habe immer wieder versucht, etwas zu schlafen und mich zu beruhigen. Zwei, drei Stunden vor dem Rennen habe ich mir gesagt: Du legst alles rein in den Lauf und bleibst so konzentriert wie im Vorlauf. Auf dem Einlaufplatz habe ich dann gesehen, dass die Spanier mit sich zu kämpfen hatten. Sie waren sehr nervös und umso nervöser die anderen wurden, desto in mich gekehrter wurde ich.
Wie war es dann im Rennen?
Carsten Schlangen:
Ich habe auf die anderen geschaut. Ich wollte wissen, was die anderen machen. Ich habe auch auf die Durchganzzeiten geschaut. Ich habe angefangen, zu rechnen und habe mich gefagt, wo die Hauptgegner sind. 400 Meter vor Schluss ging das Rennen erst richtig los. Ich wusste, dass ich erst einmal mithalten kann.
Was haben Sie auf der Zielgeraden gedacht?
Carsten Schlangen:
Ich habe mir gesagt: Du musst jetzt alles reinlegen und bis zum letzten Meter fighten. Ich habe an mich geglaubt. Das war das Wichtigste. Das Rennen hat sich erst 50 Meter vor Schluss entschieden und nicht 100 Meter. Ich habe mich ins Ziel geworfen und war dann Zweiter.
Sind Sie von der Silbermedaille überrascht?
Carsten Schlangen:
Ich wusste, dass sechs Leute den Titel und die Medaillen unter sich ausmachen. Ich habe mich dazugezählt. Ich habe mir im Vorlauf auf den letzten 100 Metern ein paar Körner aufsparen können. Wenn man dann den Fokus darauf gerichtet hat, dass man die Chance auf eine Medialle hat, ist man auch bereit, das Letzte dafür zu geben. Ich glaube, das war das Entscheidende, was mich auf den letzten Metern vorangebracht hat.
Es war eher ein langsames Rennen. Ist Ihnen das entgegen gekommen?
Carsten Schlangen:
Es ist mir insofern entgegen gekommen, da ich in diesem Jahr sehr spurtstark geworden bin. Bei mir im heimischen Volkspark Friedrichshain bin ich immer nur Rasenrunden hintereinander gelaufen, in hohen Intensitäten. Ich habe sehr schnelle Sprints gemacht und Steigerungen und das immer wieder auf Rasen. Das hat mir vielleicht den letzten Kick gegeben, auf der harten Mondobahn. Da reagiert der Fuß anders, als wenn er vom Rasen abgefedert wird.
Wie hat es sich ergeben, dass Sie so trainiert haben?
Carsten Schlangen: Ich hatte im letzten Jahr eine Knochenhautentzündung. Letztendlich hat sich herausgestellt, dass ich bei der WM in Berlin mit einem gebrochenen Schienbein gelaufen bin. Das ist keine schöne Sache, weil man über Grenzen geht, die man nie überschreiten wollte. In diesem Jahr bin ich ganz anders in die Saison gegangen. Ich habe in der Vorbereitung viel Skilanglauf gemacht und habe ruhig aufgebaut. Die ersten Rennen waren dann langsam, aber ich habe mich mehr und mehr gesteigert.
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