Carsten Schütz läuft nicht in Berlin
Carsten Schütz hat die Faxen dicke. "So ein Mist", schimpfte er, "ich wollte eigentlich beim Berlin-Marathon starten." Den Lauf kann er abschreiben. "Beide Fersen sind entzündet", berichtete der Wattenscheider, der noch im August seinen 30. Geburtstag feierte.
Carsten Schütz musste die Berlin-Pläne ad acta legen (Foto: Chai)
"Ich wäre bestenfalls bis zur Halbmarathon-Marke gekommen, das hätte keinen Sinn gemacht." Vor zwölf Monaten war er auf Platz 20 noch bester Deutscher in 2:14:41 Stunden.Der Frust sitzt tief. "Momentan bin ich in Urlaub", erzählte Carsten Schütz via Telefon, "um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen." Mit seiner Freundin Birte Bultmann weilt er an der Ostsee, in einem kleinen Nest in der Nähe von Heiligenhafen. "An Training ist nicht zu denken", klagte der Wattenscheider, "zwei Wochen pausiere ich schon." Mehr als Aquajogging und Radfahren ist nicht drin. "Ich hoffe, dass ich spätestens in vierzehn Tagen wieder ins Training einsteigen kann", schaute er in Zukunft, "ich bin da allerdings ein wenig skeptisch."
Erst links, dann rechts
Die genaue Art der Verletzung kann er selber nicht beschreiben. "Wenn ich das wüsste, wäre ich auch schlauer", sagte Carsten Schütz mit einer Prise Galgenhumor, "die Achillessehne ist gereizt, das Fersenbein und auch die Knochenhaut." Und das gleich an beißen Füßen. "Erst war's nur der linke Fuß", erinnerte er sich, "vorm Berlin-Marathon bin ich noch fit gespritzt worden, danach waren die Beschwerden weg." Dummerweise kehrten sie zurück, wobei mittlerweile auch der rechte Fuß lahmt.
Nachdem Carsten Schütz im Juni die hohen Kilometer-Umfänge absolviert hatte, lässt ihn die Leidenszeit nicht mehr los. "Das macht keinen Spaß", betonte er, "der Druckschmerz lässt nicht nach." Am 21. August beim Halbmarathon in Klagenfurt hatte der gelernte Diplom-Kaufmann, der in Essen, seinem Wohnort, beschäftigt ist, noch einen Versuch unternommen. "Da war's so schlimm, dass ich aufgeben musste."
Drei Marathons hinter sich
Drei Marathonläufe hat er in den Beinen. In Essen 2003 debütierte Carsten
Schütz in 2:14:58 Stunden. In Leipzig 2004 finishte er in 2:23 Stunden.
"Dort musste ich mich nach der Hälfe übergeben und habe mich dann durchgeschleppt", beschrieb er in drastischer Wortwahl sein missglücktes Rennen, "gesundheitsfreundlich war das nicht." Dann folgte Berlin 2004. "Aller guten Dinge sind drei", witzelte "Schützi", wie er von seinen Wattenscheider Klubkollegen gerufen wird, "das hat richtig Laune gemacht." Obendrein drückte er seine persönliche Bestleistung um siebzehn Sekunden auf 2:14:41 Stunden.
Deshalb wollte er unbedingt ein zweites Mal in Berlin laufen. Doch die hartnäckige Entzündung, "die ich sicherlich auch etwas verschleppt habe" (O-Ton Schütz), hat ihm einen dicken Strich durch alle Pläne gemacht. "Wieder ein verlorenes Jahr", ärgerte er sich, "so ist das Läufer-Leben." Im Herbst 2004 war Carsten Schütz noch obenauf, jetzt fühlt er sich wie ein Boxer, der nach einem Tiefschlag am Boden liegt.