Carsten Schütz revanchiert sich an Terefe Desaleng
Wie bei der Premiere im Vorjahr in Troisdorf erlebten die Zuschauer auch bei den diesjährigen 2. Deutschen 10-km-Straßenlaufmeisterschaften in Salzgitter-Bad einen hochspannenden und beinahe dramatischen Zieleinlauf des Männer-Rennens. Denn die Entscheidung zwischen Carsten Schütz (TV Wattenscheid 01) und Terefe Desaleng (LG Eintracht Frankfurt) fiel quasi erst auf dem Zielstrich. Schütz passierte diesen nach Meinung des Kampfgerichts einen Wimpernschlag vor Desaleng (beide 29:29 min). Wesentlich eindeutiger war der Ausgang der Frauen-Konkurrenz. Nach sieben Kilometern setzte sich Luminita Zaituc (LG Eintracht Braunschweig) von Claudia Dreher (TV Friesen Naumburg) und Iris Biba-Pöschel (ASC Darmstadt) ab und kam nach 33:05 Minuten als Erste ins Ziel.
Der Rempler gehört zum Geschäft
"Wer vorne war, ist nicht eindeutig feststellbar gewesen", monierte Franz Eckhardt, Trainer des in Äthiopien geborenen Frankfurters Desaleng. "Ich hätte beide auf den ersten Platz gesetzt", erklärt er und betonte, dass die Rempelei während des Endspurts, über die sich so mancher Zuschauer gewundert hatte, keineswegs unüblich ist: "Das gehört dazu", urteilte der Coach und kritisierte gleichzeitig die Taktik des eigenen Schützlings: "Terefe ist selbst Schuld, dass es soweit gekommen ist. Er darf doch auf den letzten 300 Metern Carsten nicht fast zehn Meter weglassen. Da merkt man halt, dass er taktisch noch sehr unerfahren ist. Insgesamt bin ich mit dem Rennen zufrieden, mit dem Ergebnis aber nicht."
Schütz plädiert für zwei Sieger
Schütz hatte auf den letzten Metern versucht, die Unerfahrenheit seines Gegners auszunutzen und einen langen Spurt angezogen. "Ich wusste, ich muss früh losziehen, um eine Chance zu haben." Die bekam er, verspielte sie jedoch fast noch: "Ich kann nicht sagen, wer im Ziel vorne war. Aus meiner Sicht ist es ein totes Rennen gewesen." Das Kampfgericht sah es anders.
Über Platz drei freute sich Alexander Lubina. Der Deutsche 10.000-Meter-Meister auf der Bahn überquerte zwölf Sekunden nach Schütz und Desaleng die Ziellinie: "Das ist ein schöner Abschluss der Saison", resümierte er. Nach der EM hatte ich nur wenig Zeit zum Laufen und musste mich auf Prüfungen vorbereiten. Deshalb bin ich mit dem dritten Platz zufrieden." Zumal er mit seinem Team, der ersten Vertretung des TV Wattenscheid 01, auch die Mannschaftswertung für sich entschied (1:29:03 h). Auf den Plätzen folgten die LG Braunschweig (1:32:49) und die zweite Wattenscheider Mannschaft (1:33:30).
Für Mannschaftsmedaillen fehlte das Geld
Bei der Siegerehrung erlebten die Teams dann jedoch eine Enttäuschung, denn Medaillen gab es keine. Das nötige Kleingeld hatte gefehlt: "Wir haben keine einfachen Medaillen gekauft sondern etwas teurere, die auch graviert sind", klärte Organisator Manfred Mamontow auf. "Um auch noch für alle Mannschaften eine Plakette zu haben, wären weitere 3000 Euro nötig gewesen. So viel Geld war leider nicht da."
Die drei Erstplatzierten in den Einzelwettbewerben konnten dagegen Medaillen in Empfang nehmen. Und so bekam Terefe Desaleng neben der Silbermedaille auch eine Goldmedaille für den Sieg bei den Junioren überreicht. Silber gab es für Jan Förster (SG EBT Berlin/30:31), Bronze für André Sommer (Hallesche Leichtathletik-Freunde/31:08).
Am Berg machte Luminita Zaituc ernst
Als nicht leicht erwies sich während der Veranstaltung der Kurs in Salzgitter-Bad. An den zwei Anstiegen der 2,1 Kilometer langen Runde ließen die Meisten so manche Sekunde liegen. Auch die Frauen, an deren Spitze von Beginn an Luminita Zaituc lief. Bis Kilometer sieben hatte sie in Claudia Dreher (Zweite in 33:35 min) und Iris Biba-Pöschel (Dritte in 33:41 min) zwei Begleiterinnen, von denen sie sich dann jedoch an einem der besagten Anstiege absetzte und alleine ins Ziel eilte, wo sie sich über Gold und ein gelungenes Jahr freute. "Ich bin nicht von Anfang an Vollgas gelaufen, es war halt ein typisches Meisterschaftsrennen. Jetzt bin ich froh, dass ich am Saisonende noch eine Medaille gewonnen habe." Womöglich werde sie nun beim Marathon in Frankfurt/Main oder in Tokio starten. "Das steht aber noch nicht fest." Vorher geht es in den Klub der Besten in die Türkei. Den Aufenthalt dort hat sich die Hauptgefreite der Bundeswehr bei der EM in München verdient, als sie Silber im Marathon gewann."
Nächste 10-km-DM wieder in Troisdorf
Der Mannschaftssieg bei den Frauen ging an den OSC Berlin (1:48:00). Auf den Plätzen folgen die LG Braunschweig (1:49:45) und die LG Domspitzmilch Regensburg (1:51:09). Deutsche Juniorenmeisterin wurde Katrin Knoke (TV Wattenscheid 01/35:58) vor Romy Spitzmüller (LAZ Leipzig/36:09) und Fakja Hofmann (LG Domspitzmilch Regensburg/36:14).
Wie Thomas Eickmann von der LG Bonn/Troisdorf/Niederkassel am Rande der Titelkämpfe in Salzgitter-Bad sagte, werden die nächsten Deutschen 10-km-Straßenlaufmeisterschaften wieder in Troisdorf stattfinden. Darüber habe ihn der DLV dieser Tage informiert. Am 14. September 2003 ist es soweit.
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