Asthmatiker laufen beim New York-Marathon
Diagnose Asthma: für viele Betroffene bedeutet dies erst einmal Sport ade. Dass die Krankheit aber nicht zur Unsportlichkeit verdammt, wollen einige Asthmatiker jetzt demonstrieren. 14 Hobbysportler, die an mittelschwerem Asthma leiden, haben sich ein Jahr lang unter ärztlicher Betreuung vorbereitet und werden am kommenden Sonntag (6. November) beim New York-Marathon an den Start gehen.
15 Asthmatiker haben sich auf den New York-Marathon vorbereitet (Foto: AstraZeneca)
Das Wort Asthma kommt aus dem griechischen und bedeutet "Das Keuchen". Unter Asthma versteht man eine chronische Entzündung der Atemwege. Die Bronchien reagieren auf bestimmte Reize überempfindlich und verengen sich krampfartig. Spricht man von Asthma ist meist das "Asthma bronchiale" gemeint. Die Erkrankung, an der bundesweit etwa zehn Prozent der Kinder und fünf Prozent der Erwachsenen leiden, ist nicht heilbar. Als Entzündungshemmer wird Kortison zusammen mit atemwegserweiternden Mitteln inhaliert.Dass Asthma und Sport kein Widerspruch sind haben viele Hochleistungssportler bereits vielfach bewiesen. Die Eisschnellläuferinnen Anni Friesinger und Claudia Pechstein, Tour de France-Sieger Jan Ullrich, sowie Marathonläufer Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) sind nur einige wenige Top-Sportler, die unter der Atemwegserkrankung leiden und trotzdem sportliche Höchstleistungen bringen.
Achte Medaille trotz Asthma
Eine weitere bekannte Betroffene ist die Kanutin Birgit Fischer. Die 43-Jährige verspürte im November 2003, während der Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele, erstmals Atemprobleme. "Natürlich hab' ich sofort gedacht: Du bist einfach zu alt." Doch dem war nicht so. Nach der Diagnose Asthma war sie erst einmal geschockt und dachte dies sei das Ende der sportlichen Karriere. Doch mit medikamentöser Behandlung konnte sie das Training wieder aufnehmen und gewann in Athen die achte Goldmedaille.
Asthma und Sport schließen sich keineswegs aus. Im Gegenteil: Sport kann Asthmatiker von Beschwerden befreien. Zwar treten körperliche Probleme meist weiter auf, doch die Schwelle, an denen diese erscheinen, wird durch regelmäßiges körperliches Training deutlich nach oben verschoben. Sport zu meiden, ist also der falsche Ansatz. "Der Arzt sollte seine Asthma-Patienten ausdrücklich zum Sport ermuntern, der Spaß am Sport kann sich günstig auf die persönliche Einstellung zur Krankheit und Therapie auswirken", sagt Dr. Hartmut Timmermann.
Intensive Betreuung
Dass auch Breitensportler Höchstleistungen bringen können soll das "Projekt New York Marathon" zeigen. 14 Asthma-Patienten, überwiegend weiblich, im Alter von 22 bis 48 Jahren haben sich in den vergangenen zwölf Monaten auf den New-York-Marathon vorbereitet.
Lungenfacharzt und Allergologe Dr. med. Hartmut Timmermann kontrollierte dabei ständig ihre Gesundheit, Sportmediziner und Internist Dr. med. Til Steinmeier, selbst aktiver Marathonläufer, untersuchte die Läufer regelmäßig sportmedizinisch, stellte ihre individuellen Trainingspläne zusammen und lief mit ihnen etwa vier bis fünf mal pro Woche. Zweimal pro Tag inhalierten die Teilnehmer als Basisbehandlung ein Kombinationspräparat, bestehend aus einem Medikament zur Erweiterung der Bronchien und Kortison.
Ankommen ist das Ziel
Ein wesentliches Ziel des Projektes ist es außerdem, das schlechte Image der Erkrankung Asthma aufzupolieren, sagt Dr. Hartmut Timmermann.
Birgit Fischer sollte dabei eigentlich nur für die moralische Unterstützung sorgen, ließ sich aber von der Begeisterung in der Gruppe anstecken und entschloss sich dann dazu, selbst das Projekt New York-Marathon in Angriff zu nehmen. In der us-amerikanischen Metropole will die zweifache Mutter und erfolgreichste Kanutin aller Zeiten den 14 anderen Läufern den Rücken stärken. Und das, obwohl Laufen nicht gerade ihre Lieblingssportart ist. "Ich habe schon ein bisschen Angst davor. Nicht so sehr vor einem Asthma-Anfall, sondern davor, dass das meine Knochen nicht durchhalten."
Ihr Ziel definiert sie dabei ganz einfach: Ankommen. Beweisen müsse sie sich dabei nichts. Doch wer achtmal zu olympischem Gold rudert, für den sollten 42,195 Kilometer auch kein Problem sein.