Catherine Ndereba will das Triple
Das Triple ist ihr Ziel! Catherine Ndereba, die amtierende Weltmeisterin aus Kenia, träumt vom Sieg beim New-York-Marathon. Zweimal, 2000 und 2001, war sie Erste sowohl in Boston als auch in Chicago. New York fehlt noch in ihrer Sammlung. Dann hätte sie die drei prestigeträchtigen US-Rennen gewonnen, was erst eine Läuferin geschafft hat: Ingrid Kristiansen aus Norwegen, die einstige Welt- und Europameisterin über 10.000 Meter, die lange Zeit die Weltbestzeit (2:21:08 h in London 1985) auf der klassischen Distanz gehalten hat.
Catherine Ndereba läuft erstmals seit ihrem zweiten Platz 1999 wieder in New York. (Foto: Hörnemann)
Die Kinder in Nyeri lieben und verehren sie. Catherine Ndereba ist ihr Vorbild. Sie wollen so werden wie sie. So schnell und so erfolgreich. Weltrekorde aufstellen, die Welt erobern. Ehre einlegen für ihre Land, für Kenia. In der Distrikthauptstadt der Central Providence, früher ein bevorzugtes Siedlungsgebiet der weißen Framer und bis heute ein ökonomisch bedeutender Raum der Land- und Viehwirtschaft, ist die Marathon-Spezialistin aufgewachsen. Bleistifte und Bücher für die besten Läufer
Auf dem fruchtbaren Vulkanböden, der zumeist vorzügliche Ernten garantiert, hat sie unzählige Trainingskilometer zurückgelegt, etwa 1800 Meter über dem Meeresspiegel, und in der Ferne grüßte der Mount Kenya. Dort oben, in der dünnen Höhenluft, wo sportlich ungeübte Touristen ruckzuck nach Luft japsen, hat sich Catherine Ndereba nach Herzenslust austoben können. Sie war kaum zu bremsen in ihrem Tatendrang.
Mit zwölf Jahren hat sie mit der Lauferei angefangen. Ihre Schule lockte damals mit Preisen für die schnellsten Jungs und Mädchen. Bleistifte und Bücher gab es als Belohung. Catherine, die Kleine, die mittlerweile "Catherine, die Große" gerufen wird, legte sich kräftig ins Zeug, wobei sie von ihrem Vater, der selber ein talentierter Läufer war, immer wieder motiviert wurde.
2001 holte sie sich die Weltbestzeit
Catherine Ndereba, die von El-Mustafa Nechchadi trainiert wird, ist mittlerweile eine der Besten ihrer Zunft. Sie triumphierte in Boston und in Chicago, wo ihr im Herbst 2001 sogar eine neue Weltbestzeit glückte. Naoko Takahashi hatte eine Woche zuvor in Berlin als erste Frau überhaupt die bis dahin magische Schallmauer von 2:20 Stunden unterboten. Ndereba drückte diese Marke prompt auf 2:18:47.
Das zierliche Persönchen, das bei 1,60 Meter Körpergröße ganze 45 Kilo auf die Waage bringt, wirkt auf den ersten Blick etwas zerbrechlich. Doch in diesem grazilen Körper schlummern ungeahnte Energien, wie man noch am Schlusstag der Weltmeisterschaften in Paris gesehen hat.
Im ausverkauften Stade de France triumphierte Catherine Ndereba in 2:23:55 Stunden, ging im Ziel in die Knie, dankte Gott für die Kraft, die er ihr auf dem 42,195 Kilometer langen Asphalt-Trip quer durch die Seine-Metropole gegeben hat, und ließ sich anschließend, eingehüllt in der kenianischen Nationalflagge, von einem begeisterten Publikum gebührend feiern.
Mit 31 noch voller Saft und Kraft
In New York, wo sie 1999 im zweiten Marathon ihres Lebens Zweite in 2:27:34 Stunden war, will Catherine Ndereba mit Ingrid Kristiansen gleichziehen. In den Achtzigern war die heute 47-jährige Norwegerin die dominierende Erscheinung. Sie, die ihre Karriere ursprünglich als Skilanglauferin begonnen hatte, war damals die Schnellste über 5.000 Meter, 10.000 Meter und im Marathon. 1989 gelang ihr das begehrte Double: Erste in Boston und in New York. 1986 schon dominierte sie in Chicago, der "windy city" am Michigan-See, wo Al Capone, der einstige Mafia-Boss, sein Unwesen getrieben hat.
Mit gerade mal 31 Jahren steckt Catherine Ndereba, deren Schwester Anastasia (Bestzeit: 2:29:03 h) auch eine gute Marathonläuferin ist, noch voller Saft und Kraft. Auch wenn New York nur neun Wochen nach dem WM-Marathon etwas früh kommt, hofft sie auf einen weiteren Zahltag. 100.000 US-Dollar (85.962 Euro) winken als Siegprämie. Antony Mania, ihr Ehemann, Gefängniswärter in Nairobi, und Töchterchen Jane, sechs Jahre jung, werden mit ihr fiebern.