Cathleen Tschirch - „Eine schwere Entscheidung“
Cathleen Tschirch ist einer der bekanntesten Namen unter den diesjährigen Vereinswechslern. Die Sprinterin, die ab 2009 für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet, nahm bereits an zwei Olympischen Spielen teil und trainiert seit Herbst 2008 in der Leverkusener Trainingsgruppe von Karl-Heinz Düe. Im Interview berichtet die 29-Jährige über private Veränderungen, die Trennung von ihrem langjährigen Trainer und ihre Ziele für die WM-Saison 2009.
Cathleen Tschirch, bei der LG Weserbergland haben sie sich in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Wieso nun der Wechsel nach Leverkusen? Cathleen Tschirch:Der Hauptgrund war, dass ich mit meinem Freund Björn (Björn Otto, Stabhochspringer vom LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; Anm. d. Red.) zusammenziehen wollte. Die ewige Fahrerei war sehr anstrengend und nicht gerade leistungsfördernd. In Leverkusen finde ich mit den Trainingsstätten und der integrierten Physiotherapie optimale Bedingungen vor. Außerdem trainiere ich hier mit Mareike Peters, einer Staffelkameradin aus der Nationalmannschaft, zusammen. Da musste ich nicht lange überlegen.
Aber Sie mussten sich von ihrem langjährigen Trainer Werner Scharf trennen! Cathleen Tschirch:
Das stimmt. Das war eine sehr schwere Entscheidung. Wie haben als Athlet-Trainer-Gespann sehr gut funktioniert. Wir haben uns auch menschlich sehr gut verstanden und ihm ist es wichtig, dass ich auch privat glücklich bin und an mein Leben nach dem Sport denke. Wir sind nicht im Streit auseinander gegangen und haben noch Kontakt. Wie fällt ihr Fazit für die abgelaufene Saison aus. Über ihre Paradestrecke, den 200 Metern, haben sie sehr wenige Rennen absolviert und mussten ihren nationalen Titel kampflos abgeben, dafür ging es zu Olympia. Cathleen Tschirch:
Ich schaue mit gemischten Gefühlen auf die Saison zurück. Der fünfte Platz bei Olympia mit der Staffel ist positiv hervorzuheben. Aber ich bin wegen einer Fußverletzung bei den Deutschen Meisterschaften schweren Herzens nicht die 200 Meter gelaufen. Dafür habe ich mit Genugtuung zugeschaut, wie meine neue Trainingspartnerin Mareike Peters Gold geholt hat. Wie geht es dem Fuß mittlerweile? Cathleen Tschirch:
Der Fuß hatte sich schon im Juni/Juli stabilisiert. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, dass ich nur die 100 und nicht die 200 Meter gelaufen bin. Ich hatte eine Wassereinlagerung im Knochen und stand kurz vor einem Ermüdungsbruch. Jetzt habe ich keine Probleme mehr. Am Ende hat es ja trotz der Verletzung noch für Olympia gereicht… Cathleen Tschirch: Ja, es ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich war 2004 schon dabei gewesen, bin aber nicht gelaufen. Damals war ich sehr traurig. Daher bin ich überglücklich, dass es letztes Jahr geklappt hat, auch wenn ich mir meine Saison anders vorgestellt hatte. Aber das gibt mir Auftrieb für das neue Jahr. Wie sehen Ihre Ziele für 2009 aus? Cathleen Tschirch:
Zunächst einmal gesund durch die Vorbereitung kommen. Das ist immer die Grundvoraussetzung. Da ich meine Grundausbildung bei der Bundeswehr absolviert habe, ist keine Hallensaison geplant. Höchstens ein Start mit der Staffel. Im Sommer will ich mich für die WM in Berlin qualifizieren – nicht nur mit der Staffel, sondern auch im Einzel. Und ich möchte mir meinen Deutschen Meistertitel von meiner neuen Trainingspartnerin Mareike Peters zurückholen. Ließ sich die angesprochene Grundausbildung mit dem Training verbinden? Cathleen Tschirch:
Das war wirklich schwer. Denn während dieser zwei Monate ging es ja nicht darum, möglichst gut zu trainieren, sondern uns zu Soldaten auszubilden. Aber dessen war ich mir vorher bewusst und deshalb war es nicht so schlimm. Am 27. November ist meine Grundausbildung in Dillingen an der Donau zu Ende gegangen. Nun kann ich mich voll auf das Training konzentrieren. Der Status als Sportsoldatin gibt Ihnen nun diese Möglichkeit der Fokussierung auf den Sport. Wie war das in den vergangenen Jahren zuvor? Cathleen Tschirch:
Da konnte ich mich auch schon auf den Sport konzentrieren. Der Landesverband Niedersachsen und einige Sponsoren haben dies ermöglicht. Jetzt kann ich mich dank der Bundeswehr auf den Leistungssport konzentrieren und es ist keineswegs normal, dass ich mit 29 Jahren noch die Möglichkeit dazu bekomme. Bis zur EM 2010 will ich nun auf den Sport setzen.
