Cathleen Tschirch - „Es ist nichts weg“
Nur ein Rennen bestritt Cathleen Tschirch (TSV Bayer 04 Leverkusen) im letzten Jahr über 200 Meter. Dann musste die 31-Jährige am Blinddarm operiert werden und die EM am Fernseher verfolgen. In diesem Jahr möchte die Staffel-WM-Dritte wieder zurück an die deutsche Spitze und zu den Weltmeisterschaften nach Daegu (Südkorea). Im Interview mit leichtathletik.de spricht sie über ihren Start in die Saison und der Zeit nach dem Leistungssport.
Cathleen Tschirch, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem gelungenen Saisoneinstand von 23,66 Sekunden am Samstag in Leverkusen. Haben Sie mit so einer Zeit im Vorfeld gerechnet?Cathleen Tschirch:
Ich hatte mir mit meinem Trainer eine Zeit von unter 24 Sekunden vorgenommen, aber damit habe ich nicht gerechnet. Von den Belastungen her war das einfach nicht zu erwarten. Ich mache momentan noch sehr viel und habe den Wettkampf komplett aus dem Training bestritten. Weil ich wegen meiner Blinddarm-OP im vergangenen Jahr keine richtige Zeit über 200 Meter stehen hatte, musste ich auch erst einmal die Norm für die Deutschen Hallen-Meisterschaften laufen.
Was ist mit dieser Zeit im Rücken Ihr Ziel für diese Saison?
Cathleen Tschirch:
Für mich ist das Wichtigste gesund zu bleiben und mich nicht zu verletzen. Ich möchte Spaß beim Laufen haben und schauen, dass ich nicht noch einmal aus irgendeinem Grund operiert werde. Die WM ist natürlich nach wie vor mein Ziel und ich glaube, ich bin auf einem guten Weg, meine Schnelligkeit in diesem Jahr gut umsetzen zu können.
Hatten Sie nach dem vergangenen Jahr Gedanken an einen Rücktritt?
Cathleen Tschirch:
Nein. Mir war schon klar, dass ich weitermachen möchte. Nur wenn man keinen Sinn in etwas sieht, sollte man aufhören. Ich bin der Meinung, dass nichts weg ist, was ich einmal drauf hatte, ich muss dieses Potenzial nur ausschöpfen. Es ist ja nicht so, dass ich ein großes Comeback hätte. Vier Wochen nach der OP bin ich in Mannheim in der zweiten 4x100-Meter-Staffel des DLV gelaufen und das hatte mir gezeigt, dass ich wieder zurück in die erste Mannschaft will. Ich bin Bundestrainer Rüdiger Harksen dankbar für diese Erfahrung und ich hatte so das Gefühl, nicht den Anschluss verloren zu haben.
Ist man erst mit 30 Jahren eine komplette Sprinterin?
Cathleen Tschirch:
Das kann ich so nicht sagen, aber Marion Wagner ist auch mit über 30 erst vor zwei Jahren ihre Bestzeit über 100 Meter gelaufen. Vielleicht passt es momentan einfach. Man verlagert seine Prioritäten und ich habe einen größeren Erfahrungsschatz als zum Beispiel eine 20-Jährige. Ich glaube einfach, dass Spaß, Gesundheit und Motivation der Schlüssel zum Erfolg sind.
Haben Sie trotzdem schon Pläne für die Zeit nach ihrer Karriere?
Cathleen Tschirch:
Ich mache gerade meinen C-Trainerschein und glaube, mich durch meine Ausbildung als Physiotherapeutin gut einbringen zu können. Ich habe ein fundiertes Wissen im medizinischen Bereich und meiner Meinung nach gibt es in Kombination mit der Trainingslehre noch große Lücken bei uns in Deutschland. In anderen Ländern ist das heute schon etwas anders. Vielleicht kann ich helfen, diese Lücke zu schließen. Aber jetzt plane ich erst einmal bis zu den Olympischen Spielen im nächsten Jahr und dann sehen wir weiter.