| Interview

Chantal Butzek: "Nicht an den 7,35 Sekunden messen"

Sprinterin Chantal Butzek (LC Paderborn) jubelte beim Meeting in Karlsruhe über eine neue Bestzeit von 7,35 Sekunden. Nur eine deutsche Jugend-Sprinterin war in diesem Jahrtausend schneller: Sina Schielke lief vor 15 Jahren 7,34 Sekunden. Im Interview spricht Chantal Butzek über die Gründe für ihre starke Form und schaut auf die Jugend-DM an diesem Wochenende in Neubrandenburg.
Martin Neumann

<link termine top-events jugend-hallen-dm-2015-live>Die Jugend-Hallen-DM im Livestream

Chantal Butzek, haben Sie beim Meeting vor zehn Tagen in Karlsruhe das schönste Vorlauf-Aus Ihrer bisherigen Karriere erlebt?

Chantal Butzek:

Das mit Sicherheit. Wobei ich mich doch ein bisschen geärgert habe, dass nur eine Hundertstel zum Finale gefehlt hat. Der Final-Start wäre natürlich die Krönung gewesen.

Sie sind 7,35 Sekunden gelaufen und haben Ihre 60-Meter-Bestzeit um vier Hundertstel gesteigert. Haben Sie mit einer solchen Zeit gerechnet?

Chantal Butzek:

Nein. Anfang Januar in Paderborn bin ich ja schon 7,39 Sekunden gelaufen. Da habe ich mir kaum vorstellen können, noch schneller zu laufen. Aber in Karlsruhe hat alles gepasst: Ich hatte einen tollen Start, bin technisch sauber gelaufen. Außerdem war ich ganz entspannt und nicht so zappelig wie zwei Tage zuvor in Düsseldorf, als es nur zu 7,51 Sekunden gereicht hat.

Werden Sie denn diesen Winter noch einmal in Karlsruhe laufen? Da gibt es ja noch die Deutschen Hallen-Meisterschaften in zehn Tagen …

Chantal Butzek:

… ja, das ist geplant. Schließlich habe ich gute Chancen, ins Finale zu laufen.

Sie sind noch 17 Jahre jung, durften sich aber zuletzt mit Sprint-Stars wie Verna Sailer & Co. messen. Wie haben Sie sich vor den Läufen in Düsseldorf und Karlsruhe gefühlt?

Chantal Butzek:

Das waren ganz unterschiedliche Tage. Vor Düsseldorf hatte ich einen langen Schultag, auf der Busfahrt zum Meeting habe ich sogar noch Hausaufgaben gemacht. Das ist natürlich keine optimale Vorbereitung vor dem ersten Start auf großer Bühne mit Fernsehkameras und vielen Zuschauern. Ich habe auch zu viel darauf geachtet, was die anderen machen und habe teilweise ihr Verhalten kopiert. Da war ich einfach nicht mehr ich selbst. In Karlsruhe bin ich viel lockerer an die Sache rangegangen, was sich auch an der Zeit bemerkbar gemacht hat.

An diesem Wochenende wird alles zwei Nummern kleiner. Dann starten Sie bei der Jugend-DM in Neubrandenburg. Was dürfen wir von Ihnen erwarten?

Chantal Butzek:

Man sollte mich nicht an den 7,35 Sekunden messen. Während der Jugend-DM muss ich mit der Repetition für die nächsten Klausuren beginnen. Die stehen vor der Hallen-DM in Karlsruhe an und erstrecken sich bis zum U20-Länderkampf eine Woche später. Doch natürlich will ich in Neubrandenburg um den Titel mitlaufen.

Welche Konkurrentinnen haben Sie über 60 Meter auf der Rechnung?

Chantal Butzek:

Ich denke, dass die beiden Lisas – Lisa Marie Kwayie und Lisa Mayer – in Top-Form antreten. Sie können sicherlich ihre Saisonbestzeiten steigern.

Wären Sie enttäuscht, wenn es nicht noch einmal für eine Zeit unter 7,45 Sekunden reichen würde?

Chantal Butzek: 

Das kommt aufs Rennen an. Wenn ich einen technisch sauberen Lauf zeige und es nicht reichen sollte, kann ich auch mit einer schwächeren Zeit leben. Wichtig ist für mich, nicht mehr in falsche Bewegungsmuster zurückzufallen.

Wie sahen die denn aus?

Chantal Butzek:

Ich habe beispielsweise die ersten Schritte nicht aktiv genug gesetzt. Außerdem habe ich die Hüfte nicht immer aufrecht gehalten. An diesen Details haben mein Trainer Thomas Prange und ich zuletzt viel gearbeitet.

Sie sind auch für den Hürdensprint gemeldet. Wie auf den 60 Metern sind Sie Titelverteidigerin. Allerdings klappt es in diesem Winter mit 8,64 Sekunden noch nicht so gut. Warum ist es so schwer, schnelle Flachzeiten auf die Hürdenstrecke zu bringen?

Chantal Butzek:

Bei mir lag es vor allem daran, dass ich das Hürdentraining sehr zurückgefahren habe. Wir haben entschieden, den Fokus auf den Flachsprint zu legen. Vor Neubrandenburg steht aber noch eine spezifische Hürdeneinheit auf dem Programm. Allerdings habe ich erst sehr kurzfristig entschieden, dort auch über die Hürden zu starten.

Warum denn?   

Chantal Butzek:

Ich hatte für Samstag eine Einladung zum ISTAF Indoor in Berlin erhalten. Das ist natürlich eine große Ehre. Zeitgleich stehen ja in Neubrandenburg auch die Hürden auf dem Programm. Nach Rücksprache mit meinem Trainer habe ich mich aber für den Hürden-Start bei der Jugend-DM entschieden. Es wird ein Experiment für mich sein, relativ unvorbereitet an die Sache ranzugehen.

Sprinten Sie eigentlich lieber mit oder ohne Hürden?

Chantal Butzek:

Beides hat seinen Reiz. Im Flachsprint ist die Konkurrenz deutlich größer. So ist es härter, sich zu behaupten. Die Hürden sind eine Herausforderung. Sie möglichst schnell zu überlaufen, ist eine echte Kunst.

Schauen wir auf den Sommer: Mit 7,35 Sekunden über 60 Meter müssten für Sie 100-Meter-Zeiten unter 11,40 Sekunden möglich sein.

Chantal Butzek:

Das ist richtig und realistisch. Auch mein Trainer hat eine solche Hochrechnung angestellt. Allerdings darf man nicht vergessen, dass meine Bestzeit noch bei 11,77 Sekunden steht. Um mich deutlich zu steigern, muss es mir gelingen, eine saubere Technik auch auf den 100 Metern zu zeigen. Gelingt mir das, würde ich gern bei der U20-EM das Finale erreichen.

Sie haben beim LC Paderborn eine starke Trainingsgruppe, unter anderem mit Inna Weit und Josefina Elsler. Was können Sie von den erfahreneren Athletinnen lernen?

Chantal Butzek:

Beispielsweise, wie man den Sport optimal in den Tagesablauf integriert. Sie haben immer Tipps parat, egal ob es um Alltägliches geht oder um Sprintdetails. Dafür bin ich ihnen dankbar.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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