Charles Austin - nach deutschem Vorbild
Charles Austin hat sich noch nie groß was aus der Meinung anderer Leute gemacht. Das war schon während seiner aktiven Laufbahn als Hochspringer so, als ihn die Ärzte Anfang der Neunziger Jahre nach einer Knieverletzung abgeschrieben hatten, und auch heute als 40-Jähriger hat sich nichts daran geändert. Zweifler gab es viele, als der US-Amerikaner in seiner Heimatstadt San Marcos ein großes Sport- und Fitnesscenter eröffnen wollte. Doch der Olympiasieger von 1996 ließ sich nicht beirren.
Die Idee für sein „High Sports and Performance Center“ stammt aus Deutschland. Hier verbrachte er als Hochspringer große Teile der Saison und lernte die Trainingsstätten mit ihren vielfältigen Angeboten schätzen. Seine eigene Anlage, die Anfang Mai eröffnet wurde, bietet neben dem klassischen Fitness- und Krafttrainingsangeboten einen Basketballplatz, ein Kunstrasenfeld, Tennisplätze, einen Boxring, eine Laufbahn mit fünf Bahnen und sogar ein Labor zur Forschung.Innerhalb von vier Monaten schuf er als Bauherr diese Anlage. „San Marcos ist mein Wohnort. Das passt einfach. Das ist einfach meine Heimat“, erzählt ein stolzer Charles Austin, der eigentlich durch einen Zufall mit der Fitnessbranche in Berührung kam. 2001 traf er den Basketballprofi John Starks. Die zwei tauschten Nummern aus und nach der Saison rief der NBA-Profi bei dem Hochspringer an und bat um ein paar Trainingseinheiten.
Eine Möglichkeit nach der Laufbahn
„Ich war immer fasziniert vom Hochsprung, weil es sehr ähnlich ist mit dem, was ich auch tue“, erinnert sich John Starks. Das Training zahlte sich aus und Charles Austin entschied sich, seine entdeckten Fähigkeiten auszubauen. Das kam ihm gelegen, denn eine genaue Vorstellung, was nach dem Ende seiner Hochsprung-Laufbahn kommen sollte, hatte er damals noch nicht.
Die hatte in den Achtziger Jahren begonnen und war auf dem Höhepunkt 1991 mit dem Gewinn des Weltmeistertitels und fünf Jahre später mit dem Triumph bei den Olympischen Spielen auf heimischen Boden in Atlanta, als er mit 2,39 Metern gewann. Die Hochsprunganlage aus Atlanta steht heute übrigens im „High Sports and Performance Center“.
Zwischen diesen zwei Erfolgen stand eine schwere Knieverletzung. „Vier verschiedene Ärzte sagten mir damals, dass meine Karriere vorbei ist. Ich habe in mich reingehört und zu mir selbst gesagt, dass es deren Meinung ist und ich ihnen diese Meinung lasse.“ Selbst sah er sich noch nicht am Ende seiner Laufbahn angelangt, seine Goldmedaille 1996 gab ihm Recht.
Beste Chancen für die Söhne
Nach den positiven Erfahrungen mit John Starks eröffnete er in einem ehemaligen Schönheitssalon in San Marcos ein Fitnessstudio, 2004 folgte in San Antonio ein weiteres. Inzwischen hatte er nach einem siebten Platz bei der Olympia-Ausscheidung für Athen (Griechenland) seine Laufbahn beendet. Nach wie vor arbeitete er mit Basketballspielern aus der NBA zusammen. Mit seiner ganzen Ausrüstung reiste er zu den Spielern, ein Aufwand, der immer größer wurde.
Da fielen ihm wieder die Trainingseinrichtungen in Deutschland ein, und er begann sein Konzept zu entwickeln. Finanzielle Unterstützung erhielt er vom Unternehmer Steve Zinkgraf, dem er nach einem Radunfall, nach dem dieser im Koma lag, half, wieder auf die Beine zu kommen.
Stolz auf seine Anlage ist Charles Austin, der bis heute mit 2,40 Metern den US-Freiluft-Rekord hält, vor allem wegen seiner drei Söhne. „Die sind richtig begeistert von Sport. Ich will, dass sie die besten Möglichkeiten haben.“