Die Regenschlacht von Dessau
Die sechste Auflage des Meetings "Anhalt 2004" in Dessau stand unter keinem günstigen Stern. Bis zum Mittag schien noch die Sonne, doch dann am Nachmittag öffnete der Himmel seine Schleusen zu einem leichten Landregen. Dazu Temperaturen um die 12 Grad, da konnten einem die Athleten leid tun. Aber trotzdem kamen stolze 4.912 Zuschauer und geizten von 18.30 Uhr bis 22 Uhr nicht mit Beifall.
Sebastian Ernst nutzte in Dessau seine Chance (Foto: Gantenberg)
Die Sprinter litten naturgemäß mit am meisten unter den schlechten Witterungsbedingungen. Trotzdem konnte sich Ronny Ostwald (ASV Köln) nach 10,50 Sekunden über den zweiten Rang hinter dem Nigerianer Olusoji Fasuba (10,44 sec) freuen. "Das war rundherum ein gelungener, flüssiger Lauf. Ohne den Regen und den Gegenwind von 2,0 Metern pro Sekunde wäre ich sicher in den Bereich der Olympianorm von 10,21 Sekunden gekommen." Die hat Alexander Kosenkow in diesem Jahr mit 10,22 Sekunden schon fast gepackt, wobei die 10,14 Sekunden vom Vorjahr über eine Leistungsbestätigung auch gezählt werden könnten. Diesmal reichte es für ihn mit 10,58 Sekunden aber nur zum dritten Rang. "Man will das Wetter zwar verdrängen, wärmt sich auch sehr gut auf. Aber ein bißchen läuft die Angst vor einer Verletzung doch mit."
Ein Schalker für Bydgoszcz
Über 200 Meter entschied der Schalker Sebastian Ernst in 20,88 Sekunden den Europacupausscheid für sich. Der Hallen-WM-Dritte Tobias Unger hatte nach der Kurve noch geführt, musste sich am Ende aber mit dem vierten Rang zufrieden geben. 400-Meter-Ass Ingo Schultz betrachtete diesen Lauf als Aufbauwettbewerb, kam zum Schluß noch mächtig auf und wurde in 21,00 Sekunden vor Till Helmke Zweiter.
Im Hürdensprint überzeugten mit Vorlaufsiegen Mike Fenner mit 13,78 und Thomas Blaschek mit 13,89 Sekunden, verzichteten dann aber auf den Endlauf. Jerome Crews hatte schon im Vorlauf passen müssen. Den Sieg über 110 Meter Hürden holte sich dann der Kanadier Adrian Woodley in 13,79 Sekunden.
Bei den Hürdensprinterinnen gewann Nadine Hentschke (Mannheim) den Vorlauf in 13,44 Sekunden, aber auch sie verzichtete auf den Endlauf. So war für Dionne Rose (Jamaika) der Weg zum Sieg nach 13,45 Sekunden frei.
Staffel disqualifiziert
Beim Europacup wird über 200 Meter Sina Schielke dabeisein, die in einem spannenden Rennen ihre Dortmunder Vereinskollegin Gabi Rockmeier mit 23,85 zu 23,90 Sekunden niederhalten konnte.
In einem Staffeltest lief zuvor ein DLV-Quartett mit Sina Schielke, Gabi Rockmeier, Katja Wakan und Sabrina Mulrain inoffizielle 44,50 Sekunden, wurde aber nachträglich wegen Überschreitens der Wechselmarke disqualifiziert.
Silvia Otto (Erfurt) entschied die Europacupausscheidung im Dreisprung mit 13,48 Metern gegenüber 13,07 Metern von Nicole Herschmann (Berlin) für sich und wurde damit Zweite. Mit 14,12 Metern aber war Elena Oleyjnikova nicht zu schlagen.
Susen Tiedtke mit Problemen
Susen Tiedtke, die an Pfingsten in Wesel 6,60 Meter im Weitsprung gesprungen war, kam bei ihrem Dreisprungdebüt nicht zurecht. Nur ein gültiger Versuch von 12,61 Metern, das war zu wenig für ihre Ambitionen. "Es sollte schon weiter gehen, aber ich muß mich erst in den Dreisprung hineinfinden. Allerdings habe ich super trainiert, meine Form ist mit früheren Jahren vergleichbar, so die 35-Jährige. "Deshalb hoffe ich auch, daß es kein Traum bleibt, nach 1992 und 2000 auch 2004 bei der olympischen Leichtathletik dabeizusein."
Weniger von der Witterung beeindrucken ließen sich die Mittelstreckler. Über 800 Meter dominierte die Russin Irina Mistykevich in 2:01,74 Minuten. Mit einem starken Finish lief die Wattenscheiderin Monika Gradzki noch auf Rang zwei vor und freute sich über die Zeit von 2:02,60 Minuten: "Es hat Spaß gemacht, obwohl ich mir auch eher wärmeres Wetter wünsche. In Koblenz lief es noch recht zäh, dann in Rehlingen ging es schon besser und heute erneut eine Steigerung. Nun schaue ich voller Optimismus auf Kassel und Erfurt".
Mocki stürmt an die Spitze
Kathleen Friedrich lief über 1500 Meter ein bravouröses Rennen und sicherte sich hinter der in 4:10,44 Minuten siegenden Russin Julia Chizhenko (4:08,82 m) bei ihrem Saisondebüt den zweiten Rang.
Ein Trio stürmte bei den Frauen über 3000 Meter in die Schlußrunde. In der Zielkurve übernahm Sabrina Mockenhaupt unter dem Jubel der Zuschauer die Spitze und stürmte als Siegerin nach 8:56,03 Minuten ins Ziel. "Es war heute sehr hart, aber am Schluss habe ich mich nochmals zusammengerissen. Nun werde ich nächste Woche in Oslo die 5000 Meter laufen. Für Athen aber favorisiere ich die 10.000 m."
Tim Lobinger verzichtete
Ein schweres Tagewerk hatten die Stabhochspringer zu vollbringen. Am besten kam noch der Australier Dimitri Markow zurecht, der mit 5,50 Meter siegte. Kein Deutscher kam in die Wertung. Björn Otto und Tim Lobinger verzichteten völlig auf einen Start, Michael Stolle hatte bei 5,20 Metern einen Salto Nullo. James Beckford (Jamaika) holte sich den Sieg im Weitsprung mit 7,74 Metern.
Weitab von Riesenweiten präsentierten sich die Speerwerfer. Sergej Makarov sicherte sich den dritten Erfolg in Dessau in Reihenfolge mit 82,28 Meter vor dem Südafrikaner Hardus Pienaar, der auf 80,43 Meter kam. Bester Deutscher wurde als Dritter Christian Nicolay mit 79,52 Metern.
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