Chris Solinsky - Debüt für die Geschichtsbücher
2009 stellte der US-Amerikaner Dathan Ritzenhein in Zürich (Schweiz) in 12:56,27 Minuten einen neuen Amerika-Rekord über 5.000 Meter auf. Seit dem 1. Mai ist auch der kontinentale Rekord über die doppelte Distanz Geschichte. In Stanford (USA) unterbot Chris Solinsky (USA) als erster nicht in Afrika geborener Läufer bei seinem 10.000-Meter-Debüt die 27-Minuten-Marke und lief in 26:59,60 Minuten Amerika-Rekord.
Der Amerika-Rekord war fest eingeplant. Allerdings nicht für Chris Solinsky, sondern für dessen Landsmann Galen Rupp. Unzählige Artikel erschienen in der Woche vor dem Rekordversuch über den Schützling von Alberto Salazar. Erst sollte Galen Rupp freitags in Oregon auf Rekordhatz gehen. Aufgrund der vorhergesagten windigen Bedingungen entschied sich Galen Rupp dann aber doch noch kurzfristig für einen Start beim Meeting in Stanford einen Tag später.Dort startete auch Chris Solinsky. Der 25-Jährige wollte sich eigentlich über 3.000 Meter Hindernis versuchen. Nach einer Trainingseinheit über acht Meilen entschieden sich er und sein Trainer Jerry Schumacher aber für einen Start über die 25 Runden.
Rekordtempo vom Start weg
Das Tempo stimmte vom Start weg und hatte nur ein Ziel: Den US-Rekord von Meb Keflezighi aus dem Jahr 2001 von 27:13,98 Minuten zu unterbieten. Bei Halbzeit zeigte die Uhr 13:34 Minuten. Fünf Läufer lagen auf Kurs. 1.000 Meter später setzte sich Galen Rupp an die Spitze.
Der mehrfache College-Meister bestimmte das Rennen, während Chris Solinsky einige Probleme hatte. "Ich habe plötzlich Seitenstechen bekommen. Es war komisch, weil sich meine Beine gut angefühlt haben, aber es in der Rippengegend geschmerzt hat", sagte der 25-Jährige.
Die Seitenstiche verschwanden jedoch bald wieder. 900 Meter vor dem Ziel führte Chris Solinsky erstmals das Feld an. Mit einer 60er-Runde legte er schnell einige Meter zwischen sich und seine Verfolger, die verzweifelt um den Anschluss kämpften - vergeblich. Die letzte Runde legte der US-Amerikaner in 56 Sekunden zurück und sprintete nach 26:59,60 Minuten unter tosendem Applaus über die Ziellinie. Kein Nicht-Afrikaner war es zuvor gelungen die 27-Minuten-Barriere zu durchbrechen.
Gewichtsprobleme
Auch Galen Rupp blieb als Vierter in 27:10,74 Minuten noch unter dem alten US-Rekord. Die Schlagzeilen gehörten jedoch Chris Solinsky. "Ich war in einer Win-Win-Situation. Es war mein 10.000-Meter-Debüt. Auch wenn ich 27:30 Minuten gelaufen wäre, wäre ich zufrieden gewesen", sagte der US-Amerikaner, der vor dem Rennen eine Zeit zwischen 26:55 und 28 Minuten angekündigt hatte. "Die 26:55 Minuten waren allerdings eigentlich ein Scherz", sagte Chris Solinsky.
Mit eine Größe von 1,85 Meter und einem Gewicht von 73 Kilogramm gehört Chris Solinsky zu den Schwergewichten unter den Langstreckenläufern, was ihm viel Kritik einbrachte. "In der High-School und im College wog ich noch mehr und wurde dafür oft von anderen aufs Korn genommen", sagte Chris Solinsky. Nach dem Rennen sprachen seine Teamkollegen scherzhaft von einem "Weltrekord für Fette".
Starke Trainingsgruppe
Einen inoffiziellen Weltrekord stellte Chris Solinsky tatsächlich auf. Kein Athlet mit einer Größe von 1,85 Minuten lief bislang die 10.000 Meter unter 27 Minuten. Der Größte war der Kenianer Paul Tergat mit 1,82 Metern. Weltrekordhalter Kenenisa Bekele (Äthiopien) misst gerade einmal 1,60 Meter. Die Leistung von Chris Solinsky ist hoch einzuschätzen, blickt man auf seine 5.000-Meter-Bestzeit. Diese steht bei 13:12,24 Minuten. Nur Marathon-Olympiasieger Samuel Wanjiru (Kenia) gelang es mit einer langsameren 5.000-Meter-Bestzeit (13:12,40 min) unter 27 Minuten zu bleiben.
In der Vorbereitung auf das Rennen absolvierte Chris Solinsky viele lange Tempodauerläufe mit einer Länge bis zu 18 Meilen (28,8 km). Begleitet wurde der 25-Jährige dabei immer von seinen Teamkollegen Simon Bairu und Tim Nelson. Beide liefen in Stanford ebenfalls Bestzeit. Simon Bairu stellte in 27:23,63 Minuten einen kanadischen Landesrekord auf, Tim Nelson (USA) absolvierte die 10.000 Meter in 27:31,56 Minuten.
Hinzu kommen noch Matt Tegenkamp (USA), der im Vorjahr die 5.000 Meter unter 13 Minuten lief und WM-Teilnehmer Evan Jager, die alle für das Team von Oregon um Jerry Schumacher starten.
2010 nur noch kürzere Distanzen
Bis zum nächsten 10.000-Meter-Auftritt von Chris Solinsky wird eine Zeit lang vergehen. "Jerry und ich haben uns dazu entschieden erst 2011 und 2012 wieder die 10.000 Meter zu laufen und dann auch bei internationalen Meisterschaften, denn ehrlich gesagt, hängt mein Herz immer noch an den 5.000 Metern."
Über diese Distanz hat der 25-Jährige ein klares Ziel vor Augen: "Unter 13 Minuten. Das würde mir noch mehr bedeuten als die 10.000-Meter-Zeit unter 27 Minuten, weil das einfach schon so lange ein Ziel von mir ist." Den ersten Versuch wird Chris Solinsky aller Voraussicht nach beim Diamond League-Meeting in Oslo (Norwegen; 4. Juni) starten.