Christian Blum: "Stehvermögen für 100 Meter"
Zum vierten Mal in seiner Karriere hat Sprinter Christian Blum (TV Wattenscheid 01) am Samstag in Leipzig den Deutschen Meistertitel über 60 Meter gewonnen. In 6,61 Sekunden erfüllte er damit auch die Norm für die Hallen-WM in Sopot (Polen; 7. bis 9. März). Im Interview verrät der 26-Jährige, warum er dennoch auf einen WM-Start verzichten und wie er im Sommer seine sieben Jahre alte 100-Meter-Bestzeit angreifen möchte.
Christian Blum, wie war das Gefühl, nach den 60 Metern in Leipzig wieder ganz oben aufs Treppchen klettern zu dürfen?Christian Blum:
Sehr schön natürlich. Dadurch, dass es auch so extrem eng war, bin ich total happy, dass ich mich durchgesetzt habe. Sicherlich war es nach der letzten Saison auch wieder ein schöner Moment, den ich total genossen und auch gefeiert habe.
Sie haben auch die Norm für Hallen-WM unterboten, werden Sie nach Sopot fahren?
Christian Blum:
Die Norm hatte eine untergeordnete Rolle. Ich wollte nur starten, wenn ich deutlich unter 6,60 Sekunden laufe, so etwa 6,56 oder 6,57. Zu 99 Prozent werde ich auf Sopot verzichten. Ich werde wohl nur noch beim ISTAF-Indoor starten und mich dann auf den Sommer konzentrieren.
Was nehmen Sie sich für den Sommer vor?
Christian Blum:
Hart arbeiten und hart trainieren. Wir sind relativ lange in Florida im Trainingslager. Da möchte ich mit den deutschen Jungs trainieren und von ihnen profitieren. Dann denke ich, dass ich auch eine gute 100-Meter-Zeit erzielen kann.
Wie schätzen Sie die Chancen auf die EM in Zürich ein?
Christian Blum:
Ich denke schon, dass wir mehrere im deutschen Sprintlager die Norm laufen können. Mit Sicherheit wird es wieder auf die Deutschen Meisterschaften ankommen. Das zeigt, dass wir mittlerweile ein sehr gutes Niveau haben. In Leipzig haben das schon die Halbfinals gezeigt. Jeder, der dabei sein möchte, muss hart arbeiten und das werde ich tun.
Ist es für Sie ein Ziel, in die DLV-Sprintstaffel zu laufen?
Christian Blum:
Absolut. Sicherlich wird das schwer, gerade weil die Jungs im vergangenen Jahr eine super Saison gemacht haben und es immer schwer ist, so eine Staffel auseinander zu bauen. Mein Ziel ist, so fit wie möglich zu sein und mich mit Zeiten anzubieten. Wenn ich gebraucht werde, will ich einsatzbereit sein.
Wie ist es zu erklären, dass Sie in diesem Winter wieder so schnell unterwegs sind?
Christian Blum:
Ich habe im letzten Winter den Trainer gewechselt. Bundestrainer Ronald Stein ist auch mein Heimtrainer geworden. Dass es nicht auf Anhieb klappt, war mir klar. Es ist eine Umstellung, die Reize sind anders. Es wird umfangreicher trainiert. Wir mussten uns beide erst einmal kennenlernen. Dass es jetzt so gut lief, liegt daran, dass wir in der Vorbereitung auf diese Saison sehr intensiv zusammengearbeitet haben. Die Trainingsreize haben gefruchtet. Ich bin auch sehr optimistisch für den Sommer. Die Trainingsleistungen sind sehr gut - auch in dem Bereich, in dem ich meine Schwäche hatte und auch immer noch ein bisschen habe. Aber ich konnte sie etwas ausmerzen und hoffe, dass mir das in Richtung Sommer noch ein bisschen besser gelingt.
Welche Schwächen meinen Sie?
Christian Blum:
Die 60 Meter waren immer meine Stärke. Wir haben viel im fliegenden Bereich gearbeitet, so dass ich das Stehvermögen für die 100 Meter bekomme. Da werden wir weiter dran arbeiten. Es ist noch nicht perfekt, aber auf einem guten Weg. Ich bin zumindest in Deutschland konkurrenzfähig.
Wie sieht der Trainingsalltag aus?
Christian Blum:
Ich bin sehr regelmäßig bei Roland Stein in Leipzig im Training, etwa jede zweite Woche. Manchmal auch zwei Wochen am Stück, je nach Trainingsphase. Die leistungsstarke Gruppe, auch mit den Hürdenläufern, tut mir gut. Wir können uns gegenseitig pushen. Dort wird auch der Fokus liegen, wenn wir zusammen im Trainingslager sind. In München ist das Umfeld im Sprint nicht so extrem gut.
Wie bringen Sie Familie und Sport unter einen Hut? Im vergangen Jahr sind Sie wegen einer Erkrankung Ihrer kleinen Tochter nur selten in Erscheinung getreten.
Christian Blum:
Es war keine leichte Zeit, aber es ist alles wieder völlig in Ordnung und dann gibt es eher Kraft. Ich freue mich immer, wenn ich wieder zurück bin aus Leipzig und meine Tochter in den Arm nehmen kann. Ich bin total happy, dass ich eine kleine Familie habe. Meine Frau unterstützt mich so gut sie kann, genauso meine Schwiegereltern und Eltern. Auch sie kümmern sich um meine Tochter.
leichtathletik.TV:
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Christian Blum zeitgleich mit Lucas Jakubczyk