Christian Blum wird immer schneller
Selbst ein Sturz fünf Meter hinter der Ziellinie, der ihm mal wieder einige kleine Blessuren einbrachte, konnte Christian Blums Freude nicht trüben: Beim 23. Sparkassen-Cup in Stuttgart am Samstag avancierte der Sprinter vom LAC Quelle Fürth/München zum Mann des Tages, nicht nur aus deutscher Sicht. Denn die 6,56 Sekunden im Finale über 60 Meter bescherten dem 21-Jährigen auch die Auszeichnung zur besten männlichen Leistung in der Hanns-Martin-Schleyer.
„Das ist das beste Publikum, das ich jemals erlebt habe“, lobte Christian Blum die 7.500 Zuschauer, nachdem er im Endlauf den US-Amerikaner Kendall Stevens (6,57 sec) sowie den Italiener Simone Collio (6,60 sec) auf die Plätze zwei und drei verwiesen hatte. Erstmals war der junge Wahl-Münchner daraufhin zu einer Ehrenrunde aufgebrochen.„Ich freue mich riesig über den Sieg. Denn nicht mal ein Finaleinzug war bei diesem starken Feld selbstverständlich.“ Doch mit 6,63 Sekunden hatte „Blümchen“ schon im Vorlauf ein weiteres Mal die Norm für die Europameisterschaften in der Halle in Turin (Italien; 6. bis 8. März) unterboten und legte dann im Endlauf nach.
„Ich habe ein gutes Niveau und will mich bei Zeiten um die 6,60 Sekunden stabilisieren. Mit so einem positiven Ausreißer hatte ich noch nicht gerechnet“, sagte Christian Blum. Mit den erzielten 6,56 Sekunden schob er sich auf Rang sechs der ewigen deutschen Bestenliste vor und erzielte die bisher beste Zeit nach der Jahrtausendwende. Diese hatte bisher der Kölner Tim Goebel mit 6,58 Sekunden im Jahr 2001 inne.
Von Woche zu Woche
Auch wenn Christian Blum nach eigener Aussage von Woche zu Woche denkt, im Hinblick auf die Deutschen Hallen-Meisterschaften in zwei Wochen in Leipzig (21./22. Februar) sowie weitblickend auf die Staffel-Zusammensetzung bei der WM im August in Berlin hat er damit das bisher dickste Ausrufezeichen setzen können.
Die in Stuttgart im Vorlauf ausgeschiedenen Marius Broening (LAV Asics Tübingen) und Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid) sowie der Final-Letzte Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) können dem Überflieger aus Bayern aktuell nicht das Wasser über die kürzeste Sprintstrecke reichen, Till Helmke (TSV Friedberg-Fauerbach) schied gar im Qualifikationslauf mit enttäuschenden 6,94 Sekunden aus.
Das genannte Quartett gehörte immerhin zu den sechs Leuten, die in Peking (China) die DLV-Farben im Olympia-Staffelpool vertraten. „Über die Staffel möchte ich mir noch keine Gedanken machen, das ist noch ein langer Weg.“ Auch an Überlegungen, welche Zeit er hochgerechnet auf die 100 Meter aktuell schon drauf habe, wolle er sich zum jetzigen frühen Saisonzeitpunkt nicht beteiligen.
Ziel Leipzig
„Ich habe im Moment nur ein Ziel, und das ist national, die Deutschen Meisterschaften in Leipzig. Was in Turin ist, wer da alles läuft und so weiter, das wird sich alles noch zeigen“, ergänzte Christian Blum, der nach dem Lauf geduldig die vielen Journalistenfragen beantwortete, auch eine Stärke des erst 21-Jährigen.
Während Christian Blum sein Revier in Stuttgart klar abgesteckt hat, ist über 60 Meter Hürden der Frauen das letzte Wort zwischen Carolin Nytra (Bremer LT) und Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) noch nicht gesprochen. Im Finale kamen die beiden Deutschen zeitgleich in 8,08 Sekunden ins Ziel. „Die Halle mache ich eigentlich nicht so gerne. Dennoch möchte ich auch dort mal Deutsche Meisterin werden und hoffe daher, dass Nadine und ich in Leipzig nicht mehr gleichauf sind“, sagt Olympia-Teilnehmerin Carolin Nytra mit einem Schmunzeln.
Über ihren „großen Leistungssprung auf der Heim-Bahn“ freute sich hingegen Nadine Hildebrand, die nur mit den letzten Metern in ihrem Vorlauf nicht einverstanden war. „Jetzt kann ich natürlich die weiteren Wettkämpfe etwas lockerer angehen.“ Bereits in Karlsruhe am nächsten Wochenende dürfte das Duo erneut aufeinander treffen.
Mittelstreckler mit Licht und Schatten
Überrascht war dagegen Siegerin Lolo Jones, dass es schon schneller als 7,90 Sekunden ging. „Ich will in jedem Rennen schneller werden, aber mit 7,85 Sekunden hatte ich heute noch nicht gerechnet“, sagte die amtierende Hallen-Weltmeisterin aus den USA.
Die deutschen Mittelstreckler steckten derweil in der Schwabenmetropole das komplette Spektrum an Leistungen ab. Mit der Erfüllung der Hallen-EM-Norm glänzte Rene Bauschinger (LAC Quelle Fürth/München) über 800 Meter in Abwesenheit des kurzfristig von der Startliste gestrichenen Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen; Krankheit).
Wolfram Müller haderte dagegen über 1500 Meter mit dem „unrhythmischen Rennen“. Er habe deutlich mehr drauf, aber eine Erkältung habe ihn unter der Woche aufs Eis gelegt. „Ich habe sogar gestern noch überlegt, hier nicht zu laufen. Es herrschte bei elf Mann viel Gedränge, aber ich habe die Norm ein zweites Mal unterboten und bin daher zufrieden“, analysierte der Pirnaer, der die beiden anderen Deutschen in seinem Lauf, Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) und Sebastian Keiner (LC Erfurt), locker im Griff hatte.
„Unterirdisch, fürchterlich…“
„Unterirdisch, fürchterlich und absolut inakzeptabel“ waren die Worte vom Tübinger Arne Gabius zu seiner Vorstellung über 3.000 Meter. „Das ist, abgesehen von den Meisterschaftsrennen, meine schlechteste Hallenzeit, über acht Minuten bin ich da noch nie geblieben“, haderte der Schützling von Dieter Baumann, für den das Training auf eine Zeit von unter 7:50 Minuten hingedeutet habe.
Mit seinem ersten Einzelrennen in der Halle war Ruwen Faller (SC Magdeburg) zufrieden, der über 400 Meter im zweiten Vorlauf die Konkurrenz allerdings deutlich ziehen lassen musste. „Es ging noch ein bisschen schwer, der Speed hat noch gefehlt. Ich hatte mir eine Zeit zwischen 47,50 und 47,70 Sekunden vorgenommen, sodass ich mit 47,56 Sekunden absolut leben kann“, sagte ein im Hinblick auf die Deutschen Hallen-Meisterschaften optimistischer Ruwen Faller. Der 400-Meter-Hürden-Spezialist Thomas Goller (TV Wattenscheid 01) blieb im ersten Lauf in 47,62 Sekunden zwar knapp über der Marke von Ruwen Faller, kam allerdings in der letzten Kurve nach einer kleinen Berührung mit dem Rumänen Ioan Vieru aus dem Tritt.
Licht für Blanka Vlasic
Ein weiterer Höhepunkt kam in Stuttgart zum Schluss. Da waren sämtliche andere Disziplinen schon beendet: Als die Kroatin Blanka Vlasic 2,09 Meter im Hochsprung auflegen ließ, war es in der Halle erstmals komplett still. Bevor sie die Fans zum rhythmischen Klatschen aufforderte, hatte sie aber noch ein wichtiges Anliegen. Der Scheinwerfer solle in die richtige Position gebracht werden.
Klar, dass auch dies für die Techniker, die ein neues Lichtkonzept mit besonderem Fokus auf die Sprünge umzusetzen versuchten, kein Problem war. Mit dem Weltrekord klappte es zwar nicht, mit neuer Frisur und hervorragenden 2,04 Metern bestach Blanka Vlasic dennoch und sorgte für einen gelungenen Abschluss beim Sparkassen-Cup.
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