Christian Glatting - Training zahlt sich aus
Mit zwei deutschen Meistertiteln hat sich Christian Glatting in diesem Jahr in den Vordergrund geschoben. Erst gewann der Wattenscheider die Langstrecke bei den Deutschen Cross-Meisterschaften, dann sicherte er sich auch über die 10.000 Meter den nationalen Titel und unterbot zudem in 28:40,18 Minuten die EM-Norm. Trotz der Erfolge bleibt der 23-Jährige bescheiden. "Ich will weiterhin mein Ding durchziehen und meine Bestzeiten Stück für Stück verbessern", sagt Christian Glatting.

Der Wattenscheider, der bis 2007 für die LSG Aalen an den Start ging, studiert in Bochum im sechsten Semester Medizin. Ein Studium, das einiges an Zeit in Anspruch nimmt, doch der 23-Jährige hat mittlerweile gelernt Studium und Training unter einen Hut zu bringen. "Ich wohne jetzt nur 200 Meter von der Uni weg. So spare ich schon mal einiges an Zeit. Außerdem weiß ich mittlerweile genau, welche Kurse ich brauche, welche nicht und kann so einfach besser planen", sagt Christian Glatting.
Training mit Jan Fitschen
In unmittelbarer Nachbarschaft wohnt auch 10.000-Meter-Europameister und Vereinskollege Jan Fitschen. "Ich trainiere viel mit Jan zusammen", sagt Christian Glatting, der in Christoph Lohse und anderen schnellen Läufern eine starke Trainingsgruppe um sich hat, was der Wattenscheider auch zu schätzen weiß. "Das hilft mir natürlich sehr viel. Als ich 2007 nach Wattenscheid gekommen bin, war die Gruppe sogar noch größer, aber auch heute habe ich noch viele Trainingspartner."
Einmal in der Woche fährt Christian Glatting ins 30 Minuten entfernte Wattenscheid, um dort Tempoläufe unter Aufsicht von Trainer Tono Kirschbaum zu absolvieren. "Öfter schaff' ich es aus zeitlichen Gründen leider nicht", sagt Christian Glatting.
Erster Titel bei den Erwachsenen
Bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften am 1. Mai in Ohrdruf feierte Christian Glatting seinen bislang größten Erfolg. Mit einem starken letzten Kilometer gewann der 23-Jährige in EM-Norm von 28:40,18 Minuten seinen ersten nationalen Bahntitel bei den Erwachsenen. "Das hat mich schon sehr gefreut, sowohl der Titel, als auch die Zeit und die EM-Norm", sagt Christian Glatting, der seine Bestzeit um 42 Sekunden verbesserte und während des Rennens gar nicht auf die Zwischenzeiten geachtet hatte.
"Die Zeit war mir eigentlich egal. Erst als mir 1.000 Meter vor Schluss jemand rein gerufen hat, dass ich noch eine 2:40 Minuten für die EM-Norm brauche, wusste ich, wie schnell ich bin", sagt Christian Glatting. In 28:40,18 Minuten unterbot er die Norm (28:45,00 min) für die Europameisterschaft in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August) und darf sich seiner Nominierung so gut wie sicher sein.
Drei Wattenscheider in Barcelona?
Neben Christian Glatting blieb auch sein Vereinskollege Musa Roba-Kinkal unter der EM-Norm. Sollte auch Jan Fitschen die Norm schaffen und Filmon Ghirmai (LAV Asics Tübingen) die 3.000 Meter Hindernis-Strecke bevorzugen, könnten in Barcelona drei Wattenscheider die deutschen Farben über 10.000 Meter vertreten. "Das wäre natürlich eine tolle Sache", sagt Christian Glatting, der keine Zweifel daran hat, dass Jan Fitschen die Norm erreicht. "Jan wurde im Trainingslager schon von Tag zu Tag besser. Ich bin mir sicher, dass er die Norm auch schafft."
Beinahe hätte Christian Glatting sogar auf die EM verzichtet. "Ich habe in diesem Jahr nicht mit der EM gerechnet und war mir nicht sicher, ob sie zu früh kommt", sagt Christian Glatting, der sich dann jedoch von seinem Trainer und Freunden überzeugen ließ. "Mittlerweile weiß ich, dass dies eine Chance ist, die ich nutzen muss. Ich will in Barcelona auf jeden Fall nochmals meine Bestzeit verbessern."
Wenige Wettkämpfe, viel Training
Christian Glatting weiß jedoch, dass der Erfolg schnell wieder verfliegen kann. "Es gibt gute und schlechte Jahre. So war es bei mir schon immer. 2008 habe ich beispielsweise fast keine Wettkämpfe gemacht. Das hängt auch immer ein bisschen mit der Belastung an der Uni zusammen", sagt der Wattenscheider.
Über weitere Wettkämpfe bis zur EM hat sich Christian Glatting noch keine Gedanken gemacht. "Meine Planung ging erstmal nur bis zu den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften. Ich will sicherlich noch schnelle 5.000 Meter laufen und meine gute Form für eine weitere Bestzeit nutzen." Ansonsten steht das Training im Vordergrund. Kurz vor der EM will der 23-Jährige dann nochmals für drei Wochen ins Höhentrainingslager nach St. Moritz (Schweiz). "Die Höhe scheint mir ja gut zu bekommen", sagt Christian Glatting.
Zukunft liegt auf den 10.000 Metern
Die Doppel-Belastung aus Studium und Sport ermöglicht nicht immer ein optimales Training. Das weiß auch Christian Glatting, der deshalb darüber nachdenkt für eine Zeit lang den Fokus auf den Sport zu legen. "Ich kann mir gut vorstellen in zwei Jahren mal nur Sport zu machen und wie ein Profi zu trainieren", sagt Christian Glatting.
Seine Hauptstrecke sollen die 10.000 Meter bleiben. "Ich denke, dass ich dort am stärksten bin", sagt der 23-Jährige. Dafür muss die Form und der Trainingsumfang jedoch stimmen. "Wenn man nicht gut trainiert, kann man auch keine gute 10.000 laufen. Das habe ich auch schon gemerkt, wenn die Beanspruchung im Studium mal höher war. Eine 5.000 geht da schon eher", erklärt der Langstrecken-Aufsteiger.
![]() Überraschungssieg für Christian Glatting Deutsche Cross-Meisterschaften 2010 |
![]() Interview mit Christian Glatting Deutsche Cross-Meisterschaften 2010 |