Christian Nicolay – "Kein Wenn und Aber"
Speerwerfer Christian Nicolay hat am letzten Wochenende in Zeulenroda nach vorausgegangenen vergeblichen Versuchen in Halle und Dessau zum ersten Mal und als erster DLV-Speerwerfer die WM-Norm für Helsinki (81,80 m) übertroffen. Der Wattenscheider nimmt nun Kurs auf die zweite Normerfüllung, das Europacup-Ticket und die Deutschen Meisterschaften als Heimspiel. Erfahren Sie mehr im leichtathletik.de-Interview mit dem Weitenjäger...
Christian Nicolay will noch ein paar Meter draufpacken (Foto: Chai)
Christian Nicolay, in Zeulenroda hat es endlich mit der WM-Norm geklappt. Warum platzte der Knoten erst im vierten Saisonwettkampf, nachdem Sie zuvor schon recht knapp dran waren?Christian Nicolay:
Ich hatte schon in Dessau damit gerechnet, aber dort haben dann doch ein, zwei Prozent gefehlt. Ich wusste, dass ich es kann. Im Training werfe ich die Weiten reihenweise. Im Wettkampf ist dann vorne eine Linie, hinter der man stehen bleiben muss. Aber ich merke jetzt, dass es kommt...
In Deutschland sind Sie momentan die Nummer eins im starken Männer-Speerwurf. Was ist das für ein Gefühl?
Christian Nicolay:
Es ist natürlich schön, dass man mal vorne weg ist. Aber mit den Leistungen kann ich noch nicht zufrieden sein. Es geht eigentlich immer um Weiten von 84, 85 oder 86 Meter. Davon bin ich noch etwas entfernt. Deshalb ist die Situation für mich noch nicht ganz befriedigend.
Was bedeutet so ein Wettkampf, in dem man sich wie zuletzt in Dessau mit einem Mann wie dem russischen Weltmeister Sergej Makarov messen kann?
Christian Nicolay:
Ich sehe dadurch, was noch fehlt. Sergej Makarov ist einer, der weltweit immer einen der ersten drei Plätze belegen kann. Bei mir geht es international um Fünf bis Acht. Dafür muss ich noch weiter, etwa um die 84 Meter werfen können.
Sergej Makarov gilt als ein wenig wortkarg. Ist er unter Kollegen genauso?
Christian Nicolay:
Er kann kein Wort Englisch, das ist das große Problem. Wir grüßen uns, aber mehr Konversation geht halt auch nicht.
Sergej Makarov wird am 12. Juni beim DKB-DLV-Meeting in Ulm bereits wieder auf deutschem Boden antreten? Schätzen Sie es, dass er sich im Gegensatz zu manch anderen Werfern aus Osteuropa hier zeigt?
Christian Nicolay:
Von uns Speerwerfern muss keiner hinter dem Baum bleiben. Bei uns gibt es nicht die Probleme wie im Kugelstoßen oder im Diskuswurf. Die Jungs können ruhig bei uns in Europa werfen.
In Ulm wird auch das Europacup-Ticket vergeben. Wie wichtig ist der Wettkampf in Ihrer Planung?
Christian Nicolay:
2003 war ich schon einmal beim Europacup in Florenz und bin damals Zweiter geworden. Nach der WM ist es für mich der zweitwichtigste Wettkampf im Jahr. Ulm ist die Qualifikation dafür, deshalb gilt: Ulm ist sehr wichtig!
Die vorderen Plätze sind im Männer-Speerwurf in Deutschland hart umkämpft. Wie knapp wird das Rennen in diesem Jahr werden? Was ist im Hinblick auf die Deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Bochum-Wattenscheid von Ihnen zu erwarten?
Christian Nicolay:
Ich bin Wattenscheider, deshalb ist mein Ziel ganz klar. Ich muss in Wattenscheid gewinnen. Umso mehr, wenn Boris Henry, so wie es derzeit aussieht, in diesem Jahr vielleicht gar nicht wirft. Deshalb gibt es für mich bei den Deutschen Meisterschaften kein Wenn und Aber.