Christian Reif - Angeschlagen auf 8,19 Meter
Weitspringer Christian Reif (ABC Ludwigshafen) hat am Mittwochmorgen bei der Weltmeisterschaft in Osaka (Japan) für eine große Überraschung aus deutscher Sicht gesorgt. Im dritten Versuch der Qualifikation flog er mit 8,19 Meter auf eine neue persönliche Bestleistung, obwohl die Vorzeichen alles andere als gut standen.

Christian Reif flog weit hinaus (Foto: Chai)
"Ich habe mir gestern beim Training eine Verhärtung am linken Beugeransatz zugezogen. Das hat mich absolut beschäftigt. Ich war mental auf dem Tiefpunkt", blickte Christian Reif zurück auf die Stunden vor dem Wettkampf, die nichts Gutes verheißen sollten. "Meine Mutter und mein Trainer, mit denen ich telefoniert habe, und auch die medizinische Abteilung des DLV haben mir aber gut zugeredet", bedankte sich der 22-Jährige schon für die Unterstützung. Trotz zwei Spritzen gestern Abend und heute Morgen, ging es dem WM-Debütanten noch nicht optimal, die Ungewißheit war groß. "Ich habe mir schon Parallelen zur Hallen-WM in Birmingham im Kopf zusammengesponnen", berichtete Christian Reif von seinem unguten Gefühl, wie bei seinem internationalen Einsatz im März nun auch in Osaka verletzungsbedingt auszuscheiden. "Ich bin mental stark, aber nicht wenn es um Verletzungen geht."
Mit anderen Spikes ging es noch weiter
Zwar hatte er nach eigenen Aussagen beim Aufwärmen noch ein schlechtes Gefühl, doch das wich nach und nach der Euphorie. Schon im ersten Versuch landete er bei 7,95 Metern, die am Ende zwar nicht zur Qualifikation gereicht hätten, doch für den jungen Athleten aus Ludwigshafen bereits eine hervorragende Leistung gewesen wären.
"Ich habe zwischendurch noch mal meine Spikes gewechselt, weil ich dachte, ich muß irgendwas ändern", gab er hinterher zu. Dabei weiß er, dass sein Trainer das nicht gern sieht. Doch diese kleine Veränderung scheint dem Acht-Meter-Springer nochmal einen Schub versetzt zu haben. 8,19 Meter standen im letzten Versuch zu Buche. "Ich dachte eigentlich, der kann nur ungültig sein, aber dann haben die Leute gejubelt", zeigte sich Christian Reif beeindruckt von sich selbst und überglücklich.
Christian Reif in der Weltspitze angekommen
"Es gab ein paar Kritiker meiner Nominierung, aber jetzt scheint es so, dass Deutschland wieder 'Reif' ist für den Weitsprung", übte sich der sympathische Athlet mit Wortspielen, bevor er im Finale wieder mit den Konkurrenten spielen will. Eine Prognose möchte der Überflieger, der nur um zwei Zentimeter an einem Top 10-Platz in der "Ewigen DLV-Bestenliste" vorbeiflog, dafür allerdings nicht abgeben: "Ich habe heute den drittbesten und den besten Sprung meiner Karriere gezeigt. Das hat man natürlich in den Beinen."
Christian Reif, der sich mit einer Steigerung seiner Bestleistung von Rang 34 der Weltjahresbestenliste in die besten Zwölf der WM katapultierte, wird aber versuchen, im Finale ebenso zu überzeugen. Seine mentale Stärke könnte ihm da entgegen kommen.
In der Qualifikation flog Godfrey Khotso Mokoena (Südafrika) mit 8,28 Metern am weitesten. Auch James Beckford (Jamaika), der im Sommer in Thüringen lebt und trainiert, qualifizierte sich mit 8,22 Metern klar für das Finale. Als Favorit wird dort Titelverteidiger Dwight Phillips (USA) gehandelt. Er landete in der Qualifikation im ersten Versuch bei 8,22 Meter.
Mehr von der WM in Osaka:
Alle Ergebnisse | WM-News im Überblick