Christian Reif - „Das Jahr war nicht gut“
Christian Reif nimmt mit dem Vereinswechsel vom ABC Ludwigshafen zum LC Rehlingen noch einmal den Olympiazyklus bis 2016 in Angriff. Im Interview erklärt der Ex-Europameister im Weitsprung, der im Sommer von Achillessehnenproblemen geplagt war, diese Veränderung, zieht eine Olympiabilanz und blick voraus.
Christian Reif, Sie haben in der letzten Woche nicht nur mit dem Vereinswechsel zum LC Rehlingen aufgewartet, sondern auch mit einer neuen Frisur. Den Frauen sagt man nach, dass sie oft für eine neue Beziehung eine neue Frisur brauchen. Ist es bei Ihnen auf den Verein bezogen ähnlich?Christian Reif:
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe exakt das Gleiche gedacht und habe vermutet, dass mich viel mehr Leute darauf ansprechen und diese Verbindung herstellen - genau diese mit den Frauen und wenn sich der Freund trennt. Es gibt bei mir aber überhaupt keinen Zusammenhang mit dem Vereinswechsel, auch wenn es zeitlich jetzt so zusammen gefallen ist.
Der Mitgliedsantrag beim LC Rehlingen ist schon gestellt. Wie fühlt es sich an als Neu-Rehlinger?
Christian Reif:
Sehr gut. Ich habe sehr positive Resonanz erhalten. Es kam viel Zuspruch. Ich fühle mich sehr wohl im Saarland. Auch die Reaktionen von meinem alten Verein, dem ABC Ludwigshafen, waren nicht so negativ. Man konnte es nachvollziehen und verstehen, nachdem ich schon vier Jahre im Saarland lebe. Das bestärkt mich natürlich.
Wie ist es überhaupt zu diesem Vereinswechsel gekommen?
Christian Reif:
Es ist auch dadurch entstanden, dass ich gesagt habe, ich höre nicht 2013 auf. In dem Fall hätte ich den Wechsel sicherlich nicht mehr wegen einem Jahr vollzogen. Nachdem ich aber den kompletten Olympiazyklus machen und in Rio am Start sein möchte, habe ich das Gefühl gehabt, dass der Wechsel jetzt ein guter Schritt wäre, auch um mich beim Saarland zu bedanken. Ich wurde hier vom ersten Tag an gut aufgenommen. Ich glaube, es ist der richtige Schritt, um dem Saarland was zurückzugeben. Hier bin ich zuhause. Es passt viel besser, einem saarländischen Verein anzugehören.
Sind größere Veränderungen mit dem Wechsel verbunden?
Christian Reif:
Ich spare Zeit und Weg. Insgesamt wird es dadurch noch einmal professioneller. Ich kann jetzt wieder aktiv an einem Vereinsleben teilhaben, das war bisher in Ludwigshafen zeitlich gar nicht mehr möglich. Ich werde mich jetzt öfters in Rehlingen blicken lassen können und dort auch Einheiten durchführen, um mich auch beim Nachwuchs zu zeigen.
Sie haben einen möglichen Rücktritt nach 2013 angesprochen. Wie ernsthaft waren diese Gedanken denn schon?
Christian Reif:
Es war ganz klar überlegt: 2012 Olympische Spiele, hoffentlich erfolgreich, und dann 2013 dann noch eine Weltmeisterschaft. Es wird irgendwann mal Zeit, auch in anderen Bereichen Fuß zu fassen. Ich bin ungefähr in dem Zeitraum auch mit meinem Studium in Bayreuth fertig. Es wäre ein guter Moment gewesen, um zu sagen: Der Sport war eine schöne Zeit, er hat mir viel gegeben und viel gebracht, auch um mich beruflich weiterzuentwickeln.
Trotzdem haben Sie es sich anders überlegt. War der Grund, dass Sie nach London mit Olympia noch eine Rechnung offen haben?
Christian Reif:
Ein Punkt ist sicherlich Olympia. Der andere Punkt ist aber auch, dass ich einfach gemerkt habe, dass es sträflich wäre aufzuhören, wenn man ein Niveau von sicheren 8,20 Metern hat. Man hat nicht die ganzen Jahre gearbeitet, um auf einem extrem guten Niveau aufzuhören. Damit kann man viel erreichen. Wenn ich keine Probleme gehabt hätte, wäre in diesem Jahr deutlich mehr möglich gewesen. Das hat mich bestärkt zu sagen: So kann man sicherlich nicht aufhören.
Wenn Sie jetzt mit etwas mehr Abstand auf Ihren Olympia-Auftritt in London und das Aus in der Qualifikation zurückblicken. Was bleibt an Erkenntnissen?
Christian Reif:
Ich hatte die Enttäuschung relativ schnell verkraftet, auch wenn sie im ersten Moment sehr groß war. Man möchte aber nicht nach drei Sprüngen die Sachen packen und aufhören. Am nächsten Tag ist man eigentlich noch fit. Man hat das Gefühl, man könnte noch viel mehr erreichen. Aber letzten Endes überwiegt dann doch die Freude dabei gewesen zu sein.
Wie fällt Ihre Jahresbilanz aus?
Christian Reif:
Das Jahr war einfach nicht gut. Es hatte gut begonnen, aber auch nur, was die Leistungen angeht. Wenn man aus Sicherheitsgründen nach einem Sprung aufhören muss wie in Weinheim, dann kann einfach alles nicht so optimal sein. In Bad Langensalza habe ich zwar mit 8,20 Metern die Konkurrenz distanziert, aber letzten Endes hat mir das alles nichts geholfen, weil ich einfach nicht fit war. Deshalb war das Dabeisein bei Olympia für mich vielleicht doch alles. Ich konnte froh sein, dass ich nicht am Schluss wie schon für die Deutschen Meisterschaften und die EM verletzungsbedingt absagen musste.
„Alles nicht so optimal“ sagen Sie. Was sind die Dinge, die Sie mit Blick auf 2016 optimieren müssen?
Christian Reif:
Es ist schwer. Wir haben nicht viel falsch gemacht. Ich kann nicht genau sagen, was der Fehler war, der zu den Achillessehnenproblemen geführt hat. Letzten Endes waren sie da, wir hatten aber das Training Richtung Olympia nicht ganz stark forciert. Wir müssen jetzt noch genauer darauf achten, wie ich die Übungen ausführe, wie ich regeneriere.
Welche Meilensteine sehen Sie auf dem Weg nach Rio 2016?
Christian Reif:
Ich würde es nicht an irgendwelchen Leistungen festmachen, sondern es sind die Großereignisse: Moskau 2013, 2014 die EM in Zürich und 2015 WM Peking. Das sind die Großereignisse. Da möchte ich wieder punkten und so wie 2010 richtig gut vorne dabei sein.