Christian Reif ist vorsichtig optimistisch
Mit zwei Acht-Meter-Wettkämpfen ist Weitspringer Christian Reif (LC Rehlingen) in die Hallensaison gestartet. Und noch hat er nicht alles gezeigt, was in ihm steckt, das betonte er am Samstag nach dem Hallen-Meeting in Karlsruhe. Mit überschwänglichen Prognosen hält sich der Europameister von 2010 jedoch zurück – zu schnell kann etwas dazwischen kommen, das hat er selbst leidvoll erfahren müssen.
Christian Reif weiß, wie sich Fliegen anfühlt. Anlaufen, abheben, schweben und landen - am besten erst nach 8,47 Metern, so wie 2010, als er in Barcelona (Spanien) mit persönlicher Bestleistung EM-Gold holte. Der 28-Jährige weiß aber auch, wie schnell man aus seinen Träumen gerissen und unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden kann.Genau das passierte ihm im vergangenen Jahr. Im Winter verhinderte eine Fußprellung Hallenstarts. Im Sommer machte ihm die Achillessehne zu schaffen. Die Titelverteidigung bei der EM in Helsinki (Finnland) fiel flach. Nur vier Sprünge konnte Christian Reif absolvieren, bevor er die Reise zu den Olympischen Spielen nach London (Großbritannien) antrat.
Enttäuschung in London
Doch die starken Auftritte in Weinheim (8,26 m) und Bad Langensalza (8,21 m) hatten ihn in seinem Selbstbewusstsein bestärkt, und so verkündete er große Ziele: eine Olympia-Medaille sollte her! Daraus wurde nichts. In London schied Christian Reif mit 7,92 Metern bereits in der Qualifikation aus. „Das kann schief gehen, wenn man die Ziele so hoch setzt“, hatte er noch auf der Abschluss-Pressekonferenz gesagt.
Die Enttäuschung über das frühe Aus war groß. Aber die Erfahrung einer Olympiateilnahme setzte auch neue Motivation frei. „Rio de Janeiro ist für die nächsten vier Jahre mein großes Ziel und mein täglicher Antrieb!“, schrieb Christian Reif nach seiner Rückkehr nach Deutschland auf seiner Homepage.
Haushalten mit den Kräften
Rund fünf Monate später in Karlsruhe kommt dem Weitspringer das Wort „Medaille“ nicht über die Lippen, ganz im Gegenteil. Christian Reif redet über Stabilität, über Taktik, über das Haushalten mit seinen Kräften. „Für mich sind acht Meter ein sehr, sehr gutes Ergebnis, das springt man in der Halle nicht allzu oft“, erklärt er. Bei 8,10 Metern liegt seine Hallen-Bestmarke, diese soll zur Einordnung seiner Leistung dienen.
Dass er sich durchaus mehr zutraut, blitzt im Gespräch immer wieder durch. Noch seien die Sprünge sehr kontrolliert, noch spiele er mit dem Anlauf, noch gebe er keine hundert Prozent. Wo das hinführen könnte, lässt sich nur erahnen.
Christian Reif strahlt Selbstvertrauen und Zuversicht aus, hinzugekommen ist eine Portion Zurückhaltung. Mit „wenn nicht noch eine Verletzung dazwischen kommt“ leitet er seinen Ausblick auf die Hallen-DM ein. „Da ist noch gut was drin“, sagt er dann - konkreter wird es nicht. „Keine Prognose! Daran werde ich ja dann gemessen.“