Christian Reif: "Meine Erwartungen übertroffen"
Mit 14 Punkten sammelte Weitspringer Christian Reif bei „Berlin fliegt!“ mehr als die Hälfte der deutschen Punkte. Im Interview spricht der 28 Jahre alte Rehlinger über die Emotionen beim Springen vorm Brandenburger Tor und eine weltweite Wettkampftour.
Christian Reif, Sie sind zum ersten Mal vor dem Brandenburger Tor gesprungen. Wie hat sich das angefühlt?Christian Reif:
Ich bin ja schon am Freitag in Berlin angekommen, hab mir angeschaut, wie das „Stadion“ aufgebaut wurde und war da schon hoch motiviert. Das hat sich dann gesteigert, als am Samstag 90 Minuten vor dem Wettkampf schon viele Zuschauer da waren, obwohl der Wettkampf noch gar nicht angefangen hatte. Das Event hat meine hohen Erwartungen noch übertroffen. Einen besseren Platz dafür gibt es in Deutschland und wohl auch auf der ganzen Welt nicht.
Es existieren ja bereits Pläne, dieses Wettkampfformat auf mehrere Kontinente auszudehnen. Mit Länderkämpfen als Sprungshows in Moskau, Peking, Berlin und einer US-Metropole. Was halten Sie davon?
Christian Reif:
Das fände ich fantastisch. Man muss natürlich sehen, wie man eine solche Serie in den Wettkampfkalender integriert, weil die vielen Reisen und die Zeitverschiebung anstrengend sind, aber grundsätzlich ist das eine sehr gute Idee.
Wenn man als Athlet vor dem Brandenburger Tor steht und die Nationalhymnen hört: Konzentriert man sich da nur auf den Wettkampf, oder denkt man auch an die historischen Ereignisse, die hier stattgefunden haben?
Christian Reif:
Mir ist vor allem durch den Kopf gegangen, dass die Geschichte einen unglaublich schönen Verlauf genommen hat, weil die vier Nationen jetzt gemeinsam und friedlich an diesem Platz Sport treiben können, der ja über Jahrzehnte das Symbol für die deutsche Teilung und den kalten Krieg war.
Wie war es für Sie, als Teil eines Teams zu springen, für das es um viel Geld ging?
Christian Reif:
Es war für mich neu, auch Verantwortung gegenüber den anderen beiden Teammitgliedern zu haben. Das macht diese Veranstaltung besonders.
Hat das Einfluss auf Ihre Wettkampfgestaltung gehabt? Ein ungültiger Versuch wurde ja sofort mit null Punkten für die Mannschaft bestraft …
Christian Reif:
… am Anfang bin ich voll auf Nummer sicher gegangen, deshalb war der erste Versuch dann ja nicht einmal sieben Meter weit. Danach wusste ich aber, was ich machen muss und habe mich von Sprung zu Sprung gesteigert, womit ich sehr zufrieden bin. Hätte ich noch zwei Sprünge mehr gehabt, wäre es noch weiter gegangen. Das gibt auch Mut für die noch folgenden Wettkämpfe.
Bei der WM in Moskau waren Sie mit 8,22 Metern näher an einer WM-Medaille als alle deutschen Weitspringer zuvor. Und dabei haben Sie noch 17 Zentimeter verschenkt, indem Sie weit vor dem Brett abgesprungen sind. Wie sehr ärgert Sie das noch?
Christian Reif:
Es ist schade, dass nicht das in der Ergebnisliste steht, was ich in Moskau springen konnte: Eine Weite über 8,30 Meter. Aber man muss halt auch das Brett treffen, das gehört zum Weitsprung. Insgesamt bin ich aber mit dem Wettkampf immer noch zufrieden, weil mir eine Serie von guten Sprüngen gelungen ist.
Wie sehen Ihre Pläne für den Rest der Saison aus?
Christian Reif:
Ich starte am Sonntag beim ISTAF in Berlin.
Und dann? Urlaub?
Christian Reif:
Nein, dann schreibe ich meine Master-Arbeit an der Universität Bayreuth zu Ende.
Sie studieren Sportmanagement. Worum geht es in der Arbeit?
Christian Reif:
Ich analysiere die Qualität der Betreuung an den deutschen Olympiastützpunkten, indem ich die Athleten befrage, die dort trainieren.
Flugshow am Brandenburger Tor:
"Berlin fliegt!" auf leichtathletik.TV
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift