Christian Reif - Wieder ein „Bonussprung“?
Wer es erlebt hat, wird es nie vergessen: Nach zwei ungültigen Versuchen stand Christian Reif 2010 bei den Europameisterschaften in Barcelona (Spanien) vor dem Aus. Doch nervenstark ließ der Ludwigshafener im entscheidenden dritten Versuch die Goldweite von 8,47 Meter folgen.

Christian Reif bleibt Realist: „Ich habe oft von einer Medaille geredet, trotzdem bedeutet der EM-Titel nicht, dass man automatisch unter den ersten Drei landen muss. Die besten Springer kommen nicht unbedingt aus Europa, sondern aus Übersee. Trotzdem ist natürlich eine Medaille mein Ziel.“
8,30 Meter, so glaubt der Kurpfälzer, könnten für eine Medaille reichen. „Es ist genau die Weite, die ich konstant springen kann. Leider heißt das für einen einzelnen Wettkampf nichts, das hat man auch bei der deutschen Meisterschaft gesehen: Im Vorfeld bin ich immer über acht Meter gesprungen, dort leider nicht“, sagt er angesichts seines Hüpfers auf 7,82 Meter und der klaren Niederlage gegen den Hamburger Hallen-Europameister Sebastian Bayer.
Politisches Engagement ruht
Ein Grund dafür war aus seiner Sicht dies: „Acht Wettkämpfe bis jetzt waren einfach zu viel. Ich bin froh, dass jetzt bis zur WM nur noch Training folgt“, sagt Christian Reif, der nach dem Umzug von Böhl-Iggelheim nach Saarbrücken in die Nähe von Trainer Ulrich Knapp noch eine andere Konsequenz gezogen hat. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union sagt: „Mein Engagement für die Partei werde ich wohl erst einmal ruhen lassen.“
Christian Reif, der den Bachelor-Abschluss in Sportwissenschaft und Fitness-Management geschafft hat, will jedoch nicht ausschließlich mit dem Dreiklang von Anlauf, Absprung und Landung leben, dies sei ihm zu monoton. „Für den Kopf brauche ich noch etwas Zusätzliches“, sagt er und ist kurz davor, seine Fernstudien der Sport-Ökonomie an der Universität Bayreuth fortzusetzen.
Bei Olympia wird es krachen
Spätestens nach der WM ist er mit dem Kopf dann schon beim Thema London. Schon heute ist er sicher, dass sein EM-Gold-Satz von 8,47 Meter beim Finale am 4. August 2012 für den Olympiasieg nicht genügen würde. „8,55 oder 8,60 Meter werden es da schon sein müssen. Gerade bei uns Leichtathleten sind Olympia-Finals immer die Tage, an denen es kracht.“
Der gebürtige Speyerer, der 2008 die Sommerspiele in Peking (China) wegen einer Muskelfaser-Verletzung verpasste, arbeitet unter Ulrich Knapp akribisch auf seine Ziele hin. Und der WM-Neunte von 2007 ist froh, dass die Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) ihn und mehr als 30 weitere Top-Athleten im neuen Förder-Programm „Elite Plus“ mit 1.500 Euro pro Monat unterstützt. Er nennt diese Idee vom Ansatz her schlichtweg „gigantisch“.
„Die Sporthilfe unterstützt mich schon seit 2002 und sie hat mir den Weg geebnet. Wer weiß, wie meine Karriere sonst verlaufen wäre. Vielleicht hätte ich gar nicht weitergemacht“, sagt Christian Reif. Sehr gern stieg er jüngst in Berlin in einen knallroten Doppeldecker-Bus, um gemeinsam mit der privaten Stiftung und anderen Top-Athleten nach dem Motto „Gold macht Deutschland stolz“ am Berliner Olympiastadion den London-Countdown einzuläuten.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)