Christian Reifs Achterbahn der Gefühle
Eine Achterbahn der Gefühle erlebte Weitspringer Christian Reif in den letzten zwölf Monaten. Nach seinem überzeugenden Auftritt bei der WM 2007 in Osaka und dem Weltfinale in Stuttgart („der schönste Wettkampf meines Lebens“), folgte ein Jahr der Enttäuschung. „Dabei begann alles nach Plan. Im Frühjahr hatten wir ein ausgezeichnetes Trainingslager in Monte Gordo. Doch kurz danach habe ich mir bei einer Trainingseinheit einen Muskelfaserriss zugezogen“, erzählt der Ludwigshafener.
Danach folgten Absagen in Bad Langensalza und beim DKB-ISTAF in Berlin. Am Ende blieben nur die Wettkämpfe in Wesel und die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg. Christian Reif verpasste die Norm für Peking und die Saison war gelaufen.Zunächst begann die Krankheitsgeschichte mit Rückenproblemen, die in den Oberschenkel ausstrahlten, dann folgte der Muskelfaserriss und vor fünf Wochen musste er sich nach Problemen im Sprunggelenk in Heidelberg am Fuß operieren lassen. „Ich konnte bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg die Geschwindigkeit nicht mehr in Weite umsetzen“, erklärt der 24-Jährige. Das Ergebnis war ein Sprung unter acht Meter. Inzwischen ist er wieder optimistisch und hat nur ein Ziel für 2009: die Weltmeisterschaften in Berlin.
Keine Hallensaison
Im Trainingslager des Top Teams Berlin 2009 in Monte Godo sagte er: „Seit der Operation bin ich schmerzfrei und das Training läuft sehr gut. Ich habe jetzt eine bessere Körperhaltung und die nötige Stabilität im Fuß.“ Dennoch wird er voraussichtlich auf die kommende Hallensaison verzichten. „Da fehlen mir einfach die Grundlagen, auch wenn ich ganz ehrlich zugebe: Die EM in Turin würde mich reizen, denn dort könnte ich mit Sicherheit vorne ein Wörtchen mitreden.“
Vor kurzem hat er sich von seinem bisherigen Trainer Juri Tscherer getrennt und ist zu DLV-Disziplintrainer Uli Knapp nach Saarbrücken gewechselt, wo er im Haus der Athleten wohnt. „Das ist ein riesiger Sport-Komplex. Bessere Bedingungen kann man nicht bekommen. Ich habe jetzt mehr Zeit und kurze Wege zum Training.“ Nach wie vor studiert er in Karlsruhe im siebten Semester Sportwissenschaft sowie Gesundheits- und Fitnessmanagement. Wenngleich das Studium im kommenden Jahr aufgrund der Weltmeisterschaften in Berlin nicht die oberste Priorität hat.
Von den Zuschauern getragen
Das Publikum ist für Christian Reif zusätzliche Motivation. „Mit der Unterstützung der Zuschauer kann ich meine Leistung steigern. Da wird man richtig getragen. Bei der Qualifikation in Osaka war ich zunächst enttäuscht, dass das Stadion nur halb voll war, dann habe ich mir gedacht, dann musst Du eben ins Finale springen, da ist es ganz voll. Und so war es dann auch.“
Bei 8,15 Metern liegt die WM-Norm, die er bereits bei seinem Auftritt in Osaka übertroffen hat. „Wenn Du über acht Meter springen willst, dann muss einfach alles passen“, sagt Christian Reif, der überzeugt davon ist, wenn er von Verletzungen verschont bleibt, in Berlin dabei zu sein. „Ich habe mir bei der Fußball-WM 2006 schon einmal vorgestellt, wie es ist, wenn ich im Olympiastadion 2009 vor ausverkauftem Haus springe und das ganze Land auf dieses Ereignis schaut. Das ist etwas ganz Großes. Da bekomme ich schon jetzt Gänsehaut.“