Deutsche Stimmen vom Weltcup in Madrid
Der Weltcup in Madrid beschließt an diesem Wochenende den Leichtathletik-Sommer. leichtathletik.de hat für Sie interessante Stimmen des deutschen Lagers nach dem ersten Tag aus dem La Comunidad Stadion aufbereitet.
Weltcup-Siegerin Annika Becker: "Ich bin stolz" (Foto: Chai)
Dr. Bernd Schubert(Chef-Bundestrainer, Fazit nach dem ersten Tag):
Bei den Männern werden uns am Ende die Punkte der disqualifizierten Staffel fehlen. Da wird es schwer, den sechsten Platz zu erreichen. Bei den Frauen ist das allerdings möglich. Erfreulich war am ersten Tag, dass einige unserer besten Athleten ihre guten Leistungen erneut unter Beweis gestellt haben. Annika Becker konnte Svetlana Feofanova schlagen, Ingo Schultz lief die zweitschnellste Zeit seiner Karriere und auch Ralf Bartels wartete mit der zweitbesten Leistung auf. Diese Drei muss man deshalb herausheben. Bei den Auswahlmannschaften der Erdteile hat man gesehen, dass hier die besten Athleten der jeweiligen Länder am Start und sie deshalb insgesamt ausgeglichener besetzt sind.
Karsten Kobs (3. Platz; Hammerwerfen):
Der dritte Platz war ein realistisches Ziel. Für eine Weite von achtzig Metern hätte alles perfekt laufen müssen. Das muss einfach im nächsten Jahr bei mir öfter kommen. Es war ein Aufbaujahr für mich. Ich freue mich, dass ich mit meinem Trainer Michael Deyhle weiterarbeiten kann. Ein sehr schlechte Innovation sind die vier Versuche beim Weltcup. Wenn jeder zwei Versuche mehr gehabt hätte, wäre es noch einen Meter weiter gegangen. Man muss sich immer erst in einen Wettkampf reinfinden. Vier Versuche sind der Tod der Leichtathletik.
Ingo Schultz (2. Platz; 400m):
Ich bin sehr schnell angegangen, hinten raus lief es prima. Das war eine Genugtuung. Für mich persönlich ist es immer eine Motivation, mich in einem Klassefeld zu beweisen. Die Form war da. Jetzt werde ich mich erst mal erholen, Urlaub machen und dorthin fahren, wo mich keiner kennt. Mein Vertrag mit der LG Olympia Dortmund läuft aus, derzeit gibt es Gespräche. Wie es genau weitergeht, weiß ich selbst noch nicht.
Jürgen Krempin (Trainer Ingo Schultz)
Diese Leistung lässt sich dadurch erklären, dass Ingo in diesem Jahr nie ideale Bedingungen und Voraussetzungen hatte. Jetzt hat alles gepasst. Nach der EM musste er erst mal die fünf Rennen verdauen. Ingo läuft gerne für Deutschland, der Weltcup war für ihn sehr wichtig. Deshalb ist es schön, dass es jetzt so gut geklappt hat. Ingo ist in jedem Fall in den nächsten Jahren noch räumlich an Hamburg gebunden. Alles andere entscheidet sich bis zum 30.11., dem Ende der Wechselfrist.
Steffi Nerius (4. Platz; Speerwurf):
Was soll ich sagen? Es ist einfach schlecht gelaufen. Die Bedingungen waren sicher nicht optimal. Trotzdem hätte ich weiter werfen müssen.
Ralf Bartels (3. Platz; Kugelstoßen):
Ich wollte 20 Meter stoßen. Letzte Woche im Training wäre ich beinahe verzweifelt. Da ist mir das nicht gelungen. Ich wusste vor dem letzten Durchgang, dass Adam Nelson noch einen raushauen kann. Für mich ist es wichtig gewesen, in diesem Jahr beständig gute Leistungen zu zeigen. Mit den drei Höhepunkten Deutsche Meisterschaften, Europameisterschaft und Weltcup bin ich sehr zufrieden.
Annika Becker (Siegerin Stabhochsprung):
Ich bin stolz, dass ich Svetlana Feofanova geschlagen habe. Ich will nächstes Jahr an diese Leistungen anknüpfen. Ich habe mich in diesem Jahr gesteigert. Nur an einem Tag, bei der EM, lief es nicht. Ich gönne mir jetzt einen Urlaub und möchte weit wegfliegen – dahin, wo es warm ist. Nach den 4,50 Metern war ich mir sicher, dass ich es schaffen kann. Die Bedingungen waren sehr schwierig, weil man ständig gefroren hatte und man schauen musste, dass die Stäbe trocken blieben. Ich bin mit den Stäben von Christine Adams gesprungen, weil meine eigenen nicht rechtzeitig aus Rieti zurückgekommen sind.
Herbert Czingon (DLV-Teamleiter Stabhochsprung):
Der Wettkampf von Annika Becker war perfekt. Es hat sich angedeutet, Annika ist ein robuster Typ und kann sich immer dann steigern, wenn es darauf ankommt. Ab 4,50 Meter war ich mir sicher, dass es klappen könnte. Der Sprung war souverän und sicher. Obwohl sie in den letzten Wochen immer sagte, sie fühle sich nicht so gut, wusste ich, dass sie noch etwas drauf hat und sich noch steigern kann.
Lars Börgeling (Stabhochsprung; Wettkampf am Samstag):
Die Saison war schon sehr lang und meine Achillessehne braucht eine Pause. Am Dienstag fahre ich in Urlaub. Für den Weltcup bin ich aber noch einmal sehr motiviert, weil die letzten Wettkämpfe nicht so gut liefen. Ich will die Saison mit einer Superleistung abschliessen. In dieser Woche habe ich am Anlauf gut gearbeitet, im Training lief es sehr gut.
Rüdiger Nickel
(DLV-Vize-Präsident Leistungssport; vor Beginn des Weltcups):
Das Jahr war ein Intervall-Lauf und der Weltcup ist nun das I-Tüpfelchen. Ich glaube, unsere Mannschaft kann mit den kontinentalen Teams mitkämpfen. Wir hoffen, dass wir gute Mittelplätze zwischen vier und sieben erreichen können. Jeder der Athleten will der Öffentlichkeit noch einmal zeigen, wie gut er die Saison bewältigt hat. Dass wir nicht ganz vorne mitmischen können, ist klar. Wir haben auch nicht den Leistungsstand von 1998.