| Leute

Christiane Klopsch - Selbstbewusst zu neuen Zielen

400-Meter-Hürdenläuferin Christiane Klopsch (LG Ovag Friedberg-Fauerbach) hat bei der Team-EM gegen illustre Konkurrenz einen starken fünften Platz erreicht. In 56,38 Sekunden erzielte sie trotz Windböen die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere. Die EM-Norm ist in Reichweite, aber Klopsch traut sich sogar noch mehr zu und will bald um 55,50 Sekunden laufen.
Philip Häfner

Die Konkurrenz über 400 Meter Hürden der Frauen war erlesen. Alle drei Medaillengewinner der Europameisterschaften 2012 waren in Braunschweig am Start – Irina Davydova aus Russland, die Tschechin Denisa Rosolova und Hanna Ryzhykova (Ukraine) –, hinzu kam Europas Jahresschnellste Eilidh Child (Großbritannien).

Doch Christiane Klopsch ließ sich von dem illustren Feld nicht beeindrucken. Als Fünfte in 56,38 Sekunden lief die 23-Jährige nicht bloß die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere – sie erreichte auch das beste Ergebnis einer deutschen 400-Meter-Hürdenläuferin bei einer Team-EM seit 2009, als Jonna Tilgner ebenfalls Fünfte geworden war.

„Ich habe mich gut geschlagen“, urteilte Christiane Klopsch, die 2011 Achte und 2013 Siebte geworden war, und kam zu dem Schluss, „dass ich in dieses erlesene Feld sehr wohl hineingepasst habe.“

Nächste Station: EM-Norm?

Mittendrin bei Europas Besten statt nur dabei. Diese Erkenntnis dürfte ihr Mut machen für die kommenden Wochen, in denen die Athletin der LG Ovag Friedberg-Fauerbach unbedingt noch die EM-Norm für Zürich unterbieten möchte. 55,80 Sekunden sind für einen Start im Letzigrund gefordert.

„Ich traue mir die Norm auf jeden Fall zu“, sagt Klopsch und geht sogar noch ein Stück weiter: „Wenn ich den perfekten Lauf erwische, kann ich sogar eine Zeit von 55,5 Sekunden laufen.“ Zum Vergleich: 55,48 Sekunden sind aktuell Platz 20 in der ewigen deutschen Bestenliste. Die letzte DLV-Langhürdlerin, die ähnlich schnell unterwegs war, war 2010 Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) mit 55,49 Sekunden.

Um solche Zeiten zu laufen, müsse jedoch das Wetter mitspielen, so Klopsch. Das war in Braunschweig nicht der Fall. Auf der Zielgeraden blies der Wind den Läufern direkt ins Gesicht. „Ich habe den Wind schon in der Kurve gemerkt und konnte dann nicht mehr so kraftvoll laufen“, sagt Christiane Klopsch. „An der achten Hürde war ich nicht mehr ganz stabil und hinten raus habe ich ein bisschen den Anschluss verloren“, erklärt der Schützling von Trainerin Sieglinde Weber. Trotzdem glaubte sie im Ziel zunächst, noch unter 56 Sekunden geblieben zu sein, weil die anderen Läuferinnen nicht allzu weit weg waren. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht.

Dreimal Bestzeit

Drei Rennen hat Christiane Klopsch in dieser Saison bislang absolviert – und in allen drei blieb sie unter ihrer alten persönlichen Bestzeit aus dem vergangenen Jahr von 56,83 Sekunden. Der Aufschwung hatte sich schon im Winter angedeutet, als sie sich als Vierte der Deutschen Hallenmeisterschaften über 400 Meter auf 53,69 Sekunden verbessern konnte.

Die Hessin hat in der Vorbereitung einige Veränderungen vorgenommen: Die Umfänge haben sich erhöht, Kraft und Stabilisation stehen deutlich häufiger auf dem Trainingsplan. Zudem arbeitet sie jetzt mit einer Ernährungsberaterin zusammen, die ihre Ernährung optimal auf die jeweilige Trainingseinheit abstimmt. „Wenn man viel Krafttraining machen will, muss man etwas anderes essen als an einem Tag, an dem man Läufe knüppelt“, erklärte Klopsch schon im Herbst.

Hinzu kommt, dass sich die Deutsche Meisterin von 2011 in diesem Jahr voll auf den Sport konzentrieren kann. Im März hat sie ihr Bachelorstudium in Germanistik abgeschlossen, seitdem legt der Fokus auf den zehn Hürden. Zwar jobbt Klopsch bei RTL Hessen und einem evangelischen Medienhaus in Frankfurt, doch sie kann sich ihre Zeit relativ frei einteilen, je nachdem, welche Wettkämpfe gerade anstehen.

Disziplin in Gefahr?

Den nächsten Versuch, die EM-Norm zu unterbieten, wird Christiane Klopsch wahrscheinlich im Ausland unternehmen. Nicht in der Diamond League. „Um dort einen Startplatz zu bekommen, braucht man schon eine 55er-Zeit“, sagt sie. Klopsch will bei einem Wettkampf der zweiten oder dritten Kategorie antreten. „Das bringt mir einfach mehr“, so die 23-Jährige, die national eine Klasse für sich ist und die DLV-Bestenliste mit mehr als acht Zehnteln Vorsprung anführt.

Ohnehin gibt es in Deutschland immer weniger Meetings, bei denen die Langhürden überhaupt im Programm stehen. „Es gibt bei uns eben zurzeit nicht besonders viele gute 400-Meter-Hürdenläuferinnen, sodass die Disziplin nur noch selten angeboten wird“, sagt Klopsch. Sie fürchtet einen Teufelskreis: „Wenn wir nirgendwo laufen können, werden wir auch nicht besser.“

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024