Die Schweiz ist keine reine Läufernation mehr
Wer kennt sie nicht die Werbung, in der ein kleiner Mann aus der Schweiz erklärt, wo die berühmten Kräuterbonbons herkommen. Irgendwie sympathisch wirkt das Männchen. Ein bisschen wegen dem Akzent und ein weiteres bisschen wegen seiner Unerschrockenheit. So sympathisch war auch die WM-Auftaktpressekonferenz des Schweizer Nationalteams am Donnerstag im Athletendorf. Oder wie es ein Kollege beschrieb "irgendwie süß".
Peter Schläpfer leitet die Schweizer Delegation. (Foto: Klaue)
"Kommt doch rein, wenn ihr was über die Schweizer wissen wollt", lädt uns der eidgenössische Informationschef Roland Hirsbrunner in einen Seminarraum der Uni ein, als wir auf der Suche nach einer ersten Orientierung unsere Köpfe reinstecken. In dem Raum sitzen 20 Journalisten und alle Mitglieder der Schweizer Mannschaft, die bereits in Paris eingetroffen sind.
Neun Einzelstarts – so viele wie seit Jahren nicht
800-Meter-Läuferin Anita Brägger, Siebenkämpferin Sylvie Dufour und Hochspringer Martin Stauffer haben auf dem Podium Platz genommen. Und Peter. Er heißt mit Nachnamen Schläpfer und ist Delegationsleiter. "Wie ihr wisst, ist das bislang eine sehr erfreuliche Saison nach einer durchzogenen gewesen", sagt er zu Beginn. "Sie ging gut los mit der Cross-WM und mit dem Aufstieg im Europacup. Auch bei der Junioren-EM haben wir Medaillen geholt." Das Beste stehe aber nun in Paris bevor. "Wir haben neun Limite erfüllt. So viele Einzelstarts bei einer WM hatten wir seit Jahren nicht."
Acht der neun Qualifizierten werden antreten können. Nur 8000-Punkte-Zehnkämpfer Rolf Schläfli ist nicht dabei. Er musste an der Hüfte operiert werden. "Ich kann euch nur Positives berichten. Alle acht Paris-Starter sind fit. Davon habe ich mich selbst überzeugt", versichert Mannschaftsarzt Dr. Andreas Gösele. Nicht nur, dass die Schweizer fit sind, sie treten in Paris mit Springern, Läufern und Mehrkämpfern an. Nur Werfer sind keine dabei. "Wir freuen uns, dass wir keine reine Läufernation mehr sind", meint Peter Schläpfer noch schnell, bevor er zur technischen Besprechung gehen muss.
Bucher trägt die meisten Hoffnungen
Dann kommen die Athleten an die Reihe. Anita Brägger, Sylvie Dufour und Martin Stauffer berichten von ihren Saisonverläufen. 800-Meter-Spezialist André Bucher, 5000-Meter-Mann Christian Belz, 400-Meter-Hürden-Läufer Céderic El-Idrissi, Weitspringer Julien Fivaz und Marathonläufer Viktor Röthlin sind dagegen noch nicht da, werden erst in den nächsten Tagen eintreffen. Auf Bucher, Belz und dem 22-jährigen Fivaz, der Anfang August den Schweizer Rekord auf 8,27 Meter verbessert hat, ruhen dabei die meisten Hoffnungen.
Nach der Gesprächsrunde kommt dann Anita Brägger zu uns. "Was macht ihr denn hier", hatte sie schon erstaunt gerufen, als wir zu Beginn den Raum betraten. "Irgendwie gemütlich hier bei uns, oder?" fragt sie anschließend. Ja, das kann man nicht anders sagen. Richtig gemütlich war es – und irgendwie süß. Und deshalb geben wir auch den Schweizern ein lautstarkes "Hopp Schwyz" mit auf den Weg ins Stade de France.