Simon Biwott für den WM-Marathon gesetzt
Die Kenianer haben bereits eine Vorauswahl getroffen für die beiden Marathonrennen an den letzten beiden Weltmeisterschafts-Tagen in Paris. Am Samstag (30. August) starten die Männer und am Sonntag (31. August) die Frauen jeweils um 14.20 Uhr. Wie Francis Nyatome, Pressesprecher im Verband, dem "East African Standard" mitteilte, sind Simon Biwott und Catherine Ndereba die prominentesten Namen im vorläufigen WM-Aufgebot.
Simon Biwott jagt wieder den WM-Titel (Foto: Hörnemann)
Simon Biwott (Bestzeit: 2:06:49 h in Berlin 2002), der einst als Kioskverkäufer seinen kargen Lebensunterhalt verdiente, war in jungen Jahren etwas behäbig, bis ihn sein Kumpel aus gemeinsamen Schulzeiten, Erick Kimaiyo, 1997 Zweiter beim Berlin-Marathon, zum Laufen überredete. In Edmonton 2001 beim WM-Marathon, der damals in die Eröffnungsfeier integriert war, hatte er in einem Herzschlag-Finale nur hauchdünn das heiß ersehnte Gold verpasst. Mit einer Sekunde Vorsprung war ihm der Äthiopier Gezahegne Abera auf Zielgeraden davon gesprintet. "So ein hartes Rennen", stöhnte Simon Biwott hinterher, "hab ich noch nie erlebt." Müde war er. Hundemüde. Und enttäuscht über die Silbermedaille, weil er sich noch mehr ausgerechnet hatte.
Sympathischer Kerl
In Rotterdam, wo Simon Biwott im vergangenen Jahr im zwölften Marathon seiner Karriere den sechsten Sieg feierte, und im Herbst in Berlin, wo er Zweiter war hinter seinem Landsmann Raymond Kipkoech, hatte er noch locker über Vergangenes ("In Edmonton hätte Gezahegne Abera kurz vorm Ziel fast den falschen Weg eingeschlagen, da hab ich ihn sofort auf seinen Fehler hingewiesen") gesprochen und auf Zukünftiges ("Mein Fernziel ist die WM 2003 in Paris") hingewiesen. Er ist ein sympathischer Typ, der ungeachtet aller Erfolge schön auf dem Teppich geblieben ist.
In Eldoret, dem Eldorado der Läufer-Welt, holt er sich den nötigen Schliff für seine Auslandsstarts. Oder im nahen Kaptagat. Da rennt Biwott, der das Fila-Team von Dr. Gabriele Rosa Ende 2001 verlassen hat und zu Jos Hermens gewechselt ist, 2600 Meter über dem Meeresspiegel, und in der waldreichen Umgebung geht es sogar noch ein paar weitere Meter himmelwärts.
Hammerharte Höhe
Dort oben, wo ein unbedarfter Tourist ruckzuck nach Luft schnappt wie ein Fisch auf dem Trockenen, bewältigt er Seite an Seite mit seinen Stammesbrüdern stramme Kilometer-Rationen von 200 und mehr. Ist das nicht hammerhart? "Ach was", lautet seine immer gleiche Antwort, "das viele Training macht sich bezahlt." In der Tat! Mit grundehrlicher Beinarbeit hat sich Biwott mittlerweile ein erkleckliches Vermögen zusammen gelaufen. Denn bei den lukrativen Prämien und Startgeldern, die er abkassiert, lässt sich daheim prima leben.
Weiterhin nominiert wurden von Verbandsseite der Dritte des Paris-Marathons, Wilson Onsare, der im April vom Franzosen Benoît Zwierzchlewski als "Privathase" verpflichtet worden war und dann überraschenderweise Dritter wurde in 2:06:47 Stunden, und Joseph Ngolepus, der in Berlin 2001 als Tempomacher überraschend in 2:08:46 h gewonnen hat.
Catherine Ndereba an der Spitze des Frauenteams
Die beiden Aushängeschilder bei den Frauen sind Catherine Ndereba, die 2001 in Chicago eine Weltbestzeit (2:18:47 h) aufgestellt hatte, die dann wiederum von Paula Radcliffe gesteigert wurde, und Joyce Chepchumba (Bestzeit: 2:23:22 in London 1999). Joyce Chepchumba hat schon die Klassiker in New York, Chicago und London gewonnen. In Sydney 2000 holte sie Gold. Beatrice Omwanza, die Paris-Siegerin (2:27:44 h) und Hellen Kimutai, Dritte (2:26:10 h) in Berlin.
Nächste Woche gehen sie alle gemeinsam mit mehreren Nachwuchskräften ins Trainingscamp von Kapsabet. Francis Nyatome verkündete mit, dass jene Athleten, die letztendlich für die WM in Paris nicht berücksichtigt werden, im Oktober bei den Africa Games in Abuja, der Hauptstadt von Nigeria, starten sollen.