Nur zwölf Weltmeister siegen in Monaco
Insgesamt 30 neue Weltmeister waren beim "World Athletics Final", das am Freitag und Samstag in Monaco stattfand, gemeldet. Aber nur zwölf konnten zum Saisonabschluss, bei dem fast drei Millionen US-Dollar an Preisgeldern ausgeschüttet wurden, noch einmal ihre Vormachtstellung unterstreichen. Die deutsche Bilanz fiel mit elf Teilnehmern und drei zweiten Plätzen zufriedenstellend aus.
Franka Dietzsch verdiente in Monaco noch einmal 20.000 US-Dollar (Foto: Chai)
Nach Speerwerferin Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Stabhochspringer Tim Lobinger (ASV Köln) holte sich am Samstag auch Franka Dietzsch ein Preisgeld von 20.000 US-Dollar. Die Diskus-Weltmeisterin (61,91 m) musste sich im Fürstentum wie schon vor einer Woche beim ISTAF in Berlin nur der Russin Natalya Sadova (63,40 m), die damit im Vergleich aus den direkten Saison-Aufeinandertreffen auf vier zu zwei Siege zu ihren Gunsten erhöhte, geschlagen geben. Die 37-Jährige vom SC Neubrandenburg blickt aber auf eine grandiose Saison, die sie in Helsinki krönen konnte, zurück. In elf Wettkämpfen warf sie weiter als 64 Meter.
Auf einem hohen Niveau war in diesem Sommer auch die Mannheimer Hürdensprinterin Kirsten Bolm, die in Monaco mit 12,84 Sekunden noch einmal bewies, dass sie die Zwölf vor dem Komma mittlerweile im Griff hat, unterwegs. Trotzdem reichte es jetzt nach einem ordentlichen Start nur noch zu Platz acht. Auf den vorderen Plätzen kam es mit Michelle Perry (USA; 12,54 sec) vor den Jamaikanerinnen Brigitte Foster-Hylton (12,55 sec) und Delloreen Ennis-London (12,57 sec) fast zu einer Kopie des WM-Einlaufes.
"Space For Rent"
Der WM-Dritte im Kugelstoßen, Ralf Bartels (SC Neubrandenburg), untermauerte seine internationale Stellung nun mit Rang vier, zu dem ihm 20,53 Meter genügten. Überragender Akteur im Ring war der US-Amerikaner Adam Nelson, der auf seinem Trikot wie schon im Frühjahr im Internet die Werbefläche ("Space For Rent") feilbot. Bereits im ersten Versuch schockte der Weltmeister die Konkurrenz mit einer Weite von 21,92 Metern.
Der Leverkusener Nils Winter, der eigentlich seine Saison schon für beendet erklärt hatte (wir berichteten), war kurzfristig noch für Irving Saladina (Panama) in das Weitsprung-Feld gerutscht. Er erhöhte das Konto der DLV-Athleten auf elf Teilnehmer. Allerdings war beim Deutschen Meister bei zwei ungültigen Versuchen, denen 7,37 und 7,32 Meter folgten, die Luft schon raus. Der Wettkampf gehörte standesgemäß dem Weltmeister und Olympiasieger Dwight Phillips (USA), der bereits mit seinem ersten Sprung auf 8,46 Meter die Weichen auf Sieg gestellt hatte.
Speerwurf mit Mehrwert
Wie schon vor einer Woche in Berlin war der Rostocker Mark Frank, der mit 81,81 Metern Fünfter wurde, Teil eines hochklassigen Speerwurf-Wettkampfs. Nachdem der WM-Vierte Tero Pitkämäki im zweiten Versuch seine ganze Klasse ausgepackt und mit 91,33 Metern bis auf zwanzig Zentimeter an seine persönliche Bestleistung herangeworfen hatte, kam dem jungen Finnen danach der norwegische Olympiasieger Andreas Thorkildsen mit einem neuen Landesrekord von 89,60 Metern noch am nächsten.
Wieder mit dabei war der Weltmeister Andrus Värnik, nachdem er im August wegen Bluthochdrucks sogar noch im Krankenhaus behandelt werden musste. Für den Esten sprangen wohl auch wegen dieses Rückschlags nur Platz acht und 76,11 Meter heraus.
Doppelsieg für Meseret Defar
Die Äthiopierin Meseret Defar setzte sich als Doppelsiegerin in Szene. Die Olympiasiegerin gewann nach den 5.000 Metern am Freitag nun auch die 3.000 Meter in 8:47,26 Minuten.
Bernard Lagat und Veronica Campbell, die ebenfalls nach einem Erfolg am Freitag tags darauf ein zweites Mal antraten, konnten dagegen ihr Unterfangen nicht erfolgreich gestalten.
Der US-Amerikaner kam über 1.500 Meter mit seinem Finish zu spät und lief in 3:33,55 Minuten als Zweiter hinter dem Ukrainer Ivan Heshko (3:33,50 min) ein. Der jamaikanischen Olympiasiegerin fehlte über 200 Meter in 22,37 Sekunden ein Zehntel auf die Weltmeisterin Allyson Felix (USA).
Vier zu zwei für Sanya Richards
Zum sechsten Mal traf in dieser Saison über 400 Meter Youngster Sanya Richards auf die Weltmeisterin und Olympiasiegerin Tonique Williams-Darling (Bahamas) und zum vierten Mal setzte sich die US-Amerikanerin durch. Allerdings war es bei 49,52 Sekunden mit zwei Hundertstel Vorsprung der bislang knappste Sieg.
Fünf US-Amerikaner standen über 110 Meter Hürden am Start. Allein schon deshalb war der Dreifacherfolg durch Allen Johnson (13,09 sec), Dominique Arnold (13,10 sec) und Terrence Trammell (13,17 sec) keine Überraschung.
Eng war es auf den flachen 100 Metern. Marc Burns setzte sich in 10,00 Sekunden um eine Hundertstel gegen Aziz Zakari (Ghana) und Dwight Thomas (Jamaika) durch. Für Trinidad & Tobago war das der erste Sieg beim "World Athletics Final" überhaupt.
Langstrecke in äthiopischer Hand
Im Gegensatz zu vielen anderen Weltmeistern von Helsinki hatte die 800-Meter-Titelträgerin Zulia Calatayud beim hochdotierten Saisonfinale in Monaco keine Mühe. Die Kubanerin gestaltete in 1:59,07 Minuten ihr Rennen recht souverän. Etwas mehr gefordert, aber doch nicht zu schlagen war auch über 400 Meter Hürden mit Bershawn Jackson (USA; 48,05 sec) der Weltmeister.
Auch ohne das große Aushängeschild Kenenisa Bekele blieb der Sieg über 5.000 Meter fest in äthiopischer Hand. Vize-Weltmeister Sileshi Sihine (13:39,40 min) behielt in dem taktischen Rennen die Kontrolle. Von der Taktik geprägt war auch das 800-Meter-Rennen, das der Kenianer Wilfred Bungei (1:47,05 min) gewann.
Kein Weltrekord für Yelena Isinbayeva
Yelena Isinbayeva versäumte es, wenige Stunden vor der Bekanntgabe der "Welt-Leichtathletin des Jahres", für die sie nominiert ist, mit ihrem 19. Weltrekord noch einmal nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen.
Die russische Stabhochspringerin scheiterte beim dritten Wettkampf in Folge relativ klar an der neuen Weltrekordhöhe von 5,02 Metern, nachdem sie vorher schon die Konkurrenz mit 4,74 Metern für sich entschieden hatte.
Niederlage für Tatjana Lebedeva
Ebenfalls nicht nach Plan lief es für ihre Wolgograder Freundin Tatjana Lebedeva. Die Golden-League-Millionärin sprang mit 14,86 Metern einen Zentimeter weiter als beim Jackpotgewinn in Berlin. Doch diesmal war das zu wenig, um die starke Griechin Hrysopiyí Devetzí (14,89 m) zu übertrumpfen.
Der Männer-Hochsprung gehörte dem Kubaner Victor Moya. Der Vize-Weltmeister steigerte seine persönliche Bestleistung um gleich vier Zentimeter auf 2,35 Meter. Dagegen hinterlässt der Überraschungssieger der WM, der Ukrainer Yuriy Krymarenko (2,20 m), immer mehr den Eindruck, dass sein Erfolg in Helsinki eher ein Zufallsprodukt war. Seither kam er bei keinem seiner fünf Wettkämpfe unter die ersten Drei. In Monaco wurde er gar nur Achter und damit Letzter.
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