Rückenstoßtechnik - Übergang zum Aufbautraining II
Der angehende Kugelstoßer sollte schon im Grundlagentraining (über die Empfehlungen des derzeitigen Rahmentrainingsplans, der als Ziel den Stoß aus dem rückwärtigen Angehen nennt, hinausgehend) die Rückenstoßtechnik auf hohem altersgemäßem Niveau erlernen.
Am Ende des Grundlagentrainings sollten bei den fortgeschrittenen, engagierten Aktiven gewisse vorrangigen Bewegungsmerkmale (flaches Angleiten über die Ferse mit deutlich aktivem Übergang in die Ausstoßbewegung; aktive Druckbeinarbeit nach vorn-oben gegen das nicht nachgebende Stemmbein; deutlicher Spannungsaufbau durch verzögerten Stoßarmeinsatz vor dem Ausstoß; gute Gesamtdynamik des Stoßes mit zunehmender Beschleunigung zum Ausstoß hin) gut ausgeprägt sein, ehe sich das Aufbautraining daran anschließt.Methodische Übungsreihen sind ein lange bekanntes Verfahren, um Bewegungen zu erlernen. Sie berücksichtigen wichtige Grundsätze wie "Systematisches Vorgehen, "Vom Leichten zum Schweren, "Vom Einfachen zum Komplexen usw. In der Praxis erfolgt dabei aber häufig eine Reduktion auf wenige aufeinander aufbauende Übungen. Für das Kugelstoßen beinhaltet das die Übungsabfolge 1. Frontalstöße, 2. Standstöße 3. Angleitstöße, womit das Erlernen der Grundform einigermaßen abgesichert ist. Für den Übergang vom Grundlagen- zum Aufbautraining allerdings ist dieses Vorgehen nicht ausreichend differenziert. Der Trainer sollte sein Repertoire um Bewegungsvielfalt, zwinge Situationen und spezielle Formulierungen ergänzen.
Dieser zweite Teil beschäftigt sich mit den verschiedenen Stößen mit Geländehilfen und geführten Bewegungen.
Was der Trainer tun kann
Übungen mit Geländehilfen
1. Angleitstoß unter der Schnur hindurch

Aufbau:
– Eine Schnur wird als "Richtschnur in der Stoßrichtung abgewandten Hälfte des Kreises angebracht (siehe Bilder).
– Die Schnur ist ungefähr auf Bauchhöhe des Stoßers angebracht.
Ausführung:
– Der Stoßer führt seinen gewohnten Angleitstoß durch, wobei das Angleiten unter der Schnur hindurch erfolgt.
Hinweise:
– Um die richtige Höhe zu finden, kann der Trainer auch anstelle der Schnur seine Hand zur Orientierung hinhalten (unter der das Angleiten erfolgen soll). Eine gute Beobachtungsposition ist das allerdings nicht!
– Es gelten die gleichen Beobachtungskriterien wie bei einem normalen Angleitstoß ohne Schnur.
– Das Flachhalten des Rumpfs beim Angleiten wird betont, da die Schnur nicht berührt werden sollte.
– Der Athlet erhält eine direkte Rückmeldung: Hält er den Rumpf zu hoch, berührt er die Schnur.
2. Stöße längs einer Wand

Ausführung:
– Der Stoß erfolgt nicht im gewohnten Stoßkreis, sondern parallel zu einer "Wand.
– Die Wand befindet sich in Stoßrichtung gesehen links vom Stoßer. Der seitliche Abstand sollte möglichst gering sein.
– Die Ausführung erfolgt wie bei einem Stoß ohne Wand.
– Möglich sind Stand- (s. Bilder) und Angleitstöße.
Hinweise:
– Der Athlet muss auf einen geradlinigen Ausstoß und das Blockieren der linken Körperseite im Ausstoß achten (Bilder mitte und rechts).
– Die Wand verhindert ein fehlerhaftes Abknicken des Rumpfs nach links.
– Als "Wand eignet sich in der Halle beispielsweise die Hallenwand, die Trennwand einer Dreifachhalle oder ein Längskasten (s. Bilder).
– Draußen lässt sich diese Übung z. B. an der Einzäunung von Kleinspielfeldern durchführen.
3. Standstoß "Hüfte an die Schnur"

Ausführung:
– Über dem Stemmbeinfuß wird quer zur Stoßrichtung zwischen zwei Fahnenstangen eine hüfthohe Zauberschnur gespannt.
– Beim Stoßen versucht der Athlet, seine Hüfte so nah wie möglich an diese Schnur zu bringen.
– Der Standstoß erfolgt in gewohnter Weise als Ein- oder Zweibeinstütz.
Hinweise:
– Die Übung hat einen hohen Aufforderungscharakter, um die Hüfte extrem nach vorne zu bringen (Richtungsvorgabe).
– Der Athlet kann sich beim Stützabstoß selbst überprüfen.
Geführte Bewegungen
1. In die Vorspannung führen

Ausführung:
– Ausgangsstellung ist die Stoßauslage.
– Der Trainer hält den Athleten an der Stoßarmschulter (Bild links).
– Der Athlet leitet wie gewohnt von den Beinen her die Stoßbewegung ein. Durch Zug des Trainers bleibt der Stoßarm zurück, und es entsteht eine Vorspannung (Bild rechts).
Hinweise:
– Die Stoßbewegung beginnt mit dem Beineinsatz.
– Der Aktive erspürt und erlernt den Aufbau der Vorspannung durch einen verzögerten Stoßarmeinsatz.
Variationen:
– Der Trainer drückt gegen die Stoßhand – dort wo sonst die Kugel liegt.
– Die Übung beginnt mit einer seitlichen Ausgangsstellung oder eventuell sogar mit einer frontalen Stellung.
2. Angleitstöße mit Trainerhilfe

Ausführung:
– Der Athlet steht am hinteren Kreisrand, und der Trainer hält seine linke Hand fest (Bild links).
– Die Ausführung entspricht dem normalen Angleiten, nur dass der Trainer die linke Hand des Athleten bis zu dem Augenblick festhält, bis der linke Schwungbeinfuß am Ende des Angleitens fast wieder Bodenkontakt hat (Bild rechts).
– Der Trainer muss im richtigen Augenblick los lassen, damit der Stoß ungehindert zu Ende geführt werden kann.
Hinweise:
– Dies ist eine Übung, die auch als Imitation möglich ist.
– Ein frühzeitiges Öffnen der Schulterachse wird verhindert.
– Die geschlossene Oberkörperhaltung während des Angleitens wird unterstützt.
– Wichtig: Der Trainer hält den Athleten fest, damit er den Zeitpunkt des Loslassens auch bestimmen kann!
– Wenn der Athlet die Übung beherrscht, ohne dass der Trainer noch einen großen Zug (als Ausdruck eines versuchten Öffnens) spürt, kann er ihn die gleiche Übung ohne direkten Handkontakt (Hand aber noch in der Nähe) durchführen lassen. Dabei hat der Athlet die Aufgabe, die haltende Hand des Übungsleiters in seiner Vorstellungskraft innerlich noch zu spüren!
Die "Trainingstipps" auf leichtathletik.de werden Ihnen präsentiert von "leichtathletiktraining", der Fachzeitschrift des Philippka-Sportverlages.