Christina Obergföll - „Keine Panik, bin fit“
Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) gewann am Samstag bei ihrem Saisoneinstieg bei den Halleschen Werfertagen ihren Wettbewerb mit 63,86 Metern. Sie übertraf damit zwar die Olympianorm, aber das ist nicht ihr Maßstab. Peter Grau unterhielt sich mit ihr über den Wettkampf, über die WM im vergangenen Jahr und die anstehenden Olympischen Spiele.
Christina Obergföll, Sie wollten sicher weiter werfen. Woran hat es gelegen, dass es nicht so richtig geklappt hat?Christina Obergföll:
Normalerweise hat man ein Rhythmusgefühl, und das hatte ich heute überhaupt nicht. Vorige Woche bin ich aus dem Trainingslager zurückgekommen. Nun muss die Frische her, dann kommt auch die Lockerheit. Am Samstag war alles noch ein bisschen durcheinander.
Machen Sie sich deshalb Sorgen?Christina Obergföll:
Nein. Ich weiß, woran es liegt, und man kann das im Training verbessern. Im Normalfall braucht man dazu ein, zwei, im Extremfall drei Wochen. Es ist kein Grund zur Panik. Fit bin ich, das reicht.Sie haben mit den 63,86 Metern die Olympianorm erfüllt. Wie wichtig ist das für Sie?Christina Obergföll:
Die Olympianorm ist kein Thema für mich. Ich habe natürlich andere Ziele, als nur dabei zu sein.
Welche bitte?Christina Obergföll:
Ich möchte eine Medaille mit nach Hause bringen. Dafür wird eine Weite von 65 bis 66 Metern nötig sein.Was haben Sie in der Vorbereitung anders gemacht?
Christina Obergföll:
Wir, das heißt mein Trainer Werner Daniels und ich, haben mehr gemacht, auch näher an die Saison herantrainiert. Im letzten Jahr sind wir vor Halle früher aus dem Training gegangen. Das haben wir diesmal anders gemacht, damit die Form auch nach Peking noch hält, denn da kommen auch noch wichtige Wettkämpfe, wie das Weltfinale in Stuttgart.Haben Sie in den letzten Monaten Veränderungen in den messbaren Werten, etwa in der Kraft, festgestellt?Christina Obergföll:
Die Werte sind besser geworden. Ich habe in verschiedenen Kraftbereichen jetzt ein höheres Niveau. Etwa bei Kniebeugen oder im Nackenstoßen. Ich habe mit dem 800-Gramm-Speer Bestleistung geworfen. Es passt alles.
Verlief die Trainingsperiode verletzungsfrei?Christina Obergföll:
Ja. Wir waren im Januar 14 Tage in Namibia, im März und April zweimal in Portugal.Lassen Sie uns nochmals zurückdenken an das Jahr 2007, an die WM in Osaka. Warum hat es da nicht mit Gold geklappt?Christina Obergföll: Es war die Qualifikation, die hat mir den Zahn gezogen. Ich war nicht darauf eingestellt, dass ich so schlecht werfen kann. Ich konnte mir alles vorstellen, aber nicht das. Im Training habe ich „im Schlaf“ die 61 Meter abgeliefert, und drei Tage vor dem Wettkampf habe ich mit dem 500-Gramm-Speer nochmals Bestleistung geworfen. Nur die Quali hat mich aus der Bahn geworfen.Was ist da passiert?Christina Obergföll:
Vielleicht habe ich sie zu locker genommen, ich habe keine Ahnung.Wann haben Sie Osaka abgehakt?Christina Obergföll:
Seit zwei Monaten etwa. Im August war Osaka, wir haben im November mit dem Training angefangen, nach vier Wochen ungefähr haben wir uns völlig aufs neue Ziel Peking eingestellt.Und wie werden Sie in Peking die Qualifikation angehen?Christina Obergföll: Ich werde so in die Quali gehen, wie auch in das Finale. So, dass ich die geforderte Weite im ersten Versuch schaffe und dann wirklich gleich die Schuhe ausziehen kann.Reicht dieser Vorsatz oder nehmen Sie auch die Hilfe oder Beratung eines Psychologen in Anspruch?Christina Obergföll:
Ja, ich arbeite mit Tanja Damaske zusammen, der ehemaligen Spitzenspeerwerferin, die Psychologie studiert hat.
Seit wann?
Christina Obergföll: Seit dem Sommer, nach Osaka. Wir versuchen, uns alle vier Wochen zu sehen, ansonsten telefonieren wir viel. Wenn es nötig wäre, käme Tanja auch ganz schnell zu mir. Wir kennen uns schon lange, aber soweit ich mich erinnere, haben wir nur einen gemeinsamen Wettkampf absolviert.Wo wird Ihr nächster Wettkampf stattfinden?Christina Obergföll:
Das wird in Kassel am 6. Juni sein. Beim ISTAF in Berlin werde ich mir den Wettbewerb der Männer von außen ansehen. Leider sind wir Frauen diesmal nicht dabei. Aber 2009 ist die WM im Olympiastadion, da kann ich das nachholen.