Christina Obergföll - „Spotakova weggehauen“
Bei der WM in Berlin ging Christina Obergföll leer aus. Ein Jahr später holte sie jetzt bei der EM in Barcelona (Spanien) mit 65,58 Metern Silber hinter der Leverkusenerin Linda Stahl. Wie die Offenburger Speeerwerferin diesen Erfolg unmittelbar nach dem Wettkampf einschätzte, lesen Sie im Interview auf leichtathletik.de.
Christina Obergföll, was bedeutet Ihnen diese Silbermedaille bei der EM in Barcelona?Christina Obergföll:
Das ist meine erste Europameisterschaftsmedaille. Es ist aber jetzt im ersten Moment ein bisschen schwer einzuschätzen. Einerseits war der Sieg heute auch greifbar nahe und ich war auch in der Form dazu, das zu machen. Andererseits habe ich während des Wettkampfs richtig Probleme und richtig schwere Beine gehabt. Deshalb bin ich froh, dass ich im fünften Durchgang doch noch die 65 geworfen habe. Linda hat heute mehr Glück gehabt. Ich freue mich jetzt. Ich stehe auf dem Podium und ich werde die Hymne gemeinsam mit Linda hören.
Wenn man den Wettkampfverlauf betrachtet, hat zunächst Barbora Spotakova einen weiten Wurf vorgelegt, dann passierte lange nichts und schließlich kamt ihr beide. Wie würden Sie das selbst einschätzen?
Christina Obergföll:
Es ist schon ein bisschen verrückt gewesen. Normalerweise passiert viel im ersten und zweiten Versuch und dann eigentlich gar nichts mehr. Dass Barbora Spotakova ihre üblichen 65 Meter im ersten Versuch geworfen hat, das war jetzt nichts Besonderes. Hinten raus ist dann echt noch einmal richtig viel passiert. Dann war ich kurze Zeit Dritte, als Linda in Führung ging, ehe ich wieder direkt Zweite geworden bin. Es war schon ein spannender Wettkampf für alle.
Im letzten Jahr erlebten Sie eine Enttäuschung bei der WM in Berlin. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie jetzt hier mit der Silbermedaille auf der Habenseite stehen? Christina Obergföll:
Einerseits war es ein bisschen ein durchwachsenes Jahr. Jetzt habe ich aber meine Medaille geholt, die auch Zielstellung war. Andererseits war ich aber im Vorfeld in so guter Form, dass ich diese Nummer auch gewinnen hätte können. Deshalb ist das Gefühl im Moment noch ein bisschen gemischt.Weltmeisterin Steffi Nerius hat vorher getippt, dass alle drei Deutschen unter die ersten Sechs kommen. Jetzt sind alle drei unter den ersten Vier…Christina Obergföll:
Das ist krass. Wir sind gut. Es ist super schön, dass etwas vorwärts geht, die Konkurrenz belebt auch das Geschäft. Es passiert was.
Hatten Sie Linda Stahl diese Weite von 66 Metern zugetraut?Christina Obergföll:
Nein. Definitiv nicht. Ich habe sie ein paarmal werfen sehen. Auch mein Trainer hat sie beobachtet, Boris (Anm. Lebensgefährte Boris Henry) hat sie beobachtet. Beide haben gesagt, dass Linda zur Zeit technisch schlecht wirft. Meistens ist es so, dass es sich über den Saisonverlauf manifestiert. Deshalb hätte ich jetzt damit wirklich nicht gerechnet. Das gebe ich auch zu.Waren im fünften Durchgang besonders gute Bedingungen, weil es dann bei beiden Deutschen so weit ging?Christina Obergföll:
Nein. Linda hat gesagt, sie hat einfach den Arm oben gelassen. Ich habe mir dann einfach gedacht, ich lasse mir die Butter nicht vom Brot nehmen. Ich habe noch einmal drangehauen und den Wurf besser erwischt. Ich hätte gedacht, dass der Wurf auch noch ein bisschen besser war. Es war aber zu diesem Zeitpunkt schon schwer. Ich habe mich ein wenig gefühlt, als hätte ich Klötze am Bein. Ich habe aber Barbora Spotakova weggehauen. Das reicht.Mehr rund um die EM: Ergebnisse | leichtathletik.TV | Zeitplan | Twitter DLV-Teambroschüre | EM-Buch | TV-Termine Die große EM-Vorschau - Männer | Die große EM-Vorschau - Frauen