Christina Obergföll trotzt dem Rehlinger Regen
Die Leichtathleten hatten am Pfingstmontag in Rehlingen viel Pech mit dem Wetter. Sehr kühle Temperaturen in Kombination mit Dauerregen machten ihnen das Leben schwer und verhinderten in vielen Disziplinen bessere Leistungen. Davon unbeeindruckt überzeugten aus deutscher Sicht vor allem Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) mit 64,53 Metern und Björn Otto (ASV Köln) als Stabhochsprung-Sieger mit 5,70 Metern.

Am Ende setzte sich die Mainzerin Carolin Hingst mit 4,35 Metern durch. „Ich hatte zuerst gedacht, ich kann heute so gar nicht springen“, sagte sie anschließend. „Aber dann konnten wir zum Glück doch noch ein paar Sprünge zeigen.“
Nachdem sie genau wie Katharina Bauer (USC Mainz) drei Versuche bei ihrer Anfangshöhe von 4,20 Metern brauchte, schaffte sie anschließend auf Anhieb 4,35 Meter und egalisierte ihre Saisonbestleistung. Die tschechische Europameisterin Jiřina Ptácnikova-Svobodová scheiterte dagegen wie die Hälfte aller Teilnehmerinnen an ihrer Anfangshöhe: 4,35 Meter waren an ihrem 27. Geburtstag zu hoch.
Björn Otto trotzt dem Regen
Ähnlich wie bei den Frauen musste auch der Männerwettbewerb zwischenzeitlich wegen zu starkem Regen unterbrochen werden. Am besten kam damit der Kölner Routinier Björn Otto zurecht. Er überquerte als Einziger die 5,70 Meter und beendete danach seinen Wettkampf. Auf dem zweiten Platz kam der Leverkusener Tobias Scherbarth mit 5,50 Metern.
„Ich habe heute gewonnen, das reicht“, bilanzierte Björn Otto kurz und knapp. Bei solchen Bedingungen sei Erfahrung ein Vorteil, genau wie das Vertrauen, schon öfter bei schwierigen Bedingungen gesprungen zu sein. Der Stabhochsprung war in Rehlingen auch eine Disziplin des diesjährigen DKB-Cups, der erstmals im Saarland Station machte.
Julia Fischer vor Anna Rüh
Im Diskuswurf der Frauen, einer weiteren DKB-Cup-Disziplin, setzte sich die Favoritin Julia Fischer (SCC Berlin) mit neuem Stadionrekord von 60,39 Metern vor Anna Rüh (SC Neubrandenburg) mit genau 60,00 Metern durch. „Wir waren beide noch total k.o. von gestern“, meinte Julia Fischer anschließend. Am Vortag hatten beide in Wiesbaden mit neuen persönlichen Bestleistungen überzeugt.
„Zudem hatten wir heute Regen und Wind von hinten, also die schlechtesten Bedingungen, die man beim Diskuswurf haben kann. Deswegen haben Anna und ich uns beide gefreut, dass wir 60 Meter geworfen haben. Ich freue mich natürlich auch, dass ich gewonnen habe“, strahlte Julia Fischer.
Christian Reif muss zittern
Stimmungsvoller Höhepunkt war im Rehlinger Bungertstadion der Weitsprung der Männer. Auch wenn die Leistungen witterungsbedingt hinter den Erwartungen zurück blieben, erlebten die knapp 1.500 Zuschauer einen spannenden Wettkampf, was vor allem an Lokalmatador Christian Reif lag. Im letzten Versuch holte sich der Neu-Rehlinger noch mit 7,78 Metern den Sieg und egalisierte den Stadionrekord des Franzosen Jack Pani aus dem Jahr 1972.
„Ich habe mich glaube ich noch nie so über 7,78 Meter gefreut“, sagte Christian Reif, nachdem er sich bei den Zuschauern übers Stadionmikrofon für die Unterstützung bedankt hatte. „Die ganze Wettkampfgestaltung war heute schwierig. Nach nur 7,24 Metern im ersten Versuch hatte ich zwei sehr weite ungültige Sprünge und erst im letzten Versuch wieder einen gültigen.“ Er glaubt, dass in den nächsten Wettkämpfen deutlich mehr möglich sein wird.
Über 800 Meter konnte seine Vereinskollegin Annett Horna ebenfalls ihren Heimvorteil ausspielen. Als beste Deutsche belegte sie hinter der Marokkanerin Rababe Arafi (2:05,66 min) in 2:06,12 Minuten Platz zwei. Ihre 1.500-Meter-Konkurrentinnen Diana und Elina Sujew (LT Haspa Marathon Hamburg) belegten in 2:06,56 und 2:06,96 Minuten die Plätze fünf und sechs.
WM-Normen für Speerwerferinnen
In sehr guter Form präsentierte sich Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) in ihrem ersten Saisonwettkampf. In der dritten DKB-Cup-Disziplin siegte die Olympia-Zweite mit deutscher Jahresbestleistung von 64,53 Metern und übertraft damit auch die Norm für die WM in Moskau (Russland; 10. bis 18. August). Das gelang auch der Zweitplatzierten Leverkusenerin Linda Stahl mit 62,44 Metern.
Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) verpasste dagegen als Dritte über 3.000 Meter Hindernis in 9:43,37 Minuten die angestrebte WM-Norm (9:40,00 min). Freuen konnte sich beim Sieg der Äthiopierin Almaz Ayana (9:40,13 min) dagegen die fünftplazierte Maya Rehberg (SC Rönnau 74). In 10:01,99 Minuten blieb sie nicht nur unter der Norm für die U20-EM in Rieti (Italien; 18. bis 21. Juli) sondern auch unter der für die U23-EM in Tampere (Finnland; 11. bis 14. Juli).
Richard Ringer läuft Bestzeit
Über 3.000 Meter hinterließ Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) einen starken Eindruck. Als Vierter steigerte der Deutsche Crossmeister seine Bestzeit auf 7:51,01 Minuten. Der Sieg ging in 7:46,81 Minuten an den Kenianer Cyrus Rutto.
Bester Deutscher über 800 Meter wurde der Leverkusener Robin Schembera. Auf der Zielgeraden kämpfte er sich in 1:49,37 Minuten noch auf Rang zwei hinter dem Kenianer Kipkorir Evans Taiget (1:48,81 min). Zu kämpfen hatte er auch mit dem Regen. „Ich habe teilweise nichts mehr gesehen durch den ganzen Regen in den Augen. Das war echt katastrophal“, berichtete er nach seinem Lauf. Dennoch blickt er optimistisch auf die nächsten Wettkämpfe.
Carsten Schlangen wird Zweiter
Langsamer als erwartet, dafür sehr spannend war der 1.500-Meter-Lauf der Männer, den der Äthiopier Zebene Aleymayehu in 3:38,02 Minuten für sich entschied. Den zweiten Platz belegte als bester Deutscher der Berliner Carsten Schlangen in 3:38,19 Minuten.
Über 400 Meter Hürden setzte sich Christiane Klopsch (LG OVAG Friedberg-Fauerbach) mit einem starken Finish in 57,87 Sekunden gegen Stina Troest (Dänemark; 58,30 sec), die Zweite der Olympischen Jugendspiele 2010, und die belgische EM-Teilnehmerin Axelle Dauwens (58,57 sec) durch.
Ariane Friedrich sehnt sich nach Sonne
Im Hochsprung kam in Rehlingen die Französin Melanie Melfort am besten mit den Bedingungen zurecht. Sie überquerte als Einzige 1,86 Meter, während Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) in ihrem ersten Wettkampf seit den olympischen Spielen mit 1,80 Metern den vierten Platz belegte.
„Das Schlimme war die Kombination aus dem Regen und der Kälte“, analysierte Friedrichs Trainer Günter Eisinger. „Ich habe am Ende meine Zehen gar nicht mehr richtig gespürt und bei der Kälte etwas die Konzentration verloren“, gestand auch Ariane Friedrich selbst. „1,80 Meter sind eine schlechte Höhe, darüber braucht man gar nicht zu diskutieren.“
Leider sei der Wettkampf nur ein gutes Training gewesen, nachdem das Einspringen noch vielversprechend verlief. „Eigentlich bin ich richtig gut in Form und froh, nach London endlich wieder dabei zu sein. Ich bin zuversichtlich, dass demnächst auch die Höhen wieder kommen.“ Damit dies gelingt, will Günther Eisinger vermehrt nach sonnigeren Wettkämpfen suchen. „Den sonnigen Süden haben wir uns nach heute glaube ich verdient“, scherzte Ariane Friedrich zum Abschluss.
Esther Cremer Zweite über 400 Meter
Ein totes Rennen gab es über 100 Meter der Männer, wo Mark Lewis-Francis (Großbritannien) und der nigerianische Olympiateilnehmer Ogho-Oghene Egwero zeitgleich in 10,48 Sekunden zum Sieger erklärt wurden, bevor dem britischen Staffel-Olympiasieger von Athen (Griechenland) doch der alleinige Sieg zugesprochen wurde.
Bei den Frauen setzte sich die Deutsche 200-Meter-Meisterin Inna Weit (LC Paderborn) in 11,75 Sekunden vor der Staffel-EM-Dritten Marika Popowicz aus Polen durch.
Über 400 Meter belegte die Wattenscheiderin Esther Cremer bei ihrem Saisondebüt auf der Stadionrunde in 53,40 Sekunden als beste Deutsche den zweiten Platz hinter der in 52,48 Sekunden Bestzeit laufenden Patrycj Wyciszkiewicz (Polen).
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