Christina Schwanitz - Die Starke
Mit der Dreifachbelastung Schule, Sport und Ausbildung geht Kugelstoßerin Christina Schwanitz (SV Neckarsulm) den Kampf um eines der drei begehrten Olympia-Tickets an. Die Verletzungsprobleme, die die WM-Neunte von 2005 in den letzten Jahren gebremst haben, gehören der Vergangenheit an.
„Ich habe in den letzten zwei Jahren keine so hohe Wettkampf-Belastung gehabt. All das muss wieder antrainiert werden“, sagt die 22-Jährige im Hinblick auf die bevorstehenden Herausforderungen in der Olympiasaison.Denn seit ihrem Einstand auf der internationalen Bühne vor drei Jahren im finnischen Helsinki war die gebürtige Sächsin von Verletzungssorgen behindert. Fünfmal musste sie sich unters Messer begeben, um eine Zehenschrägstellung korrigieren zu lassen. „Dreimal wurde gepfuscht.“
Es war eine harte Zeit. „Zwischendurch hatte ich immer wieder angefangen, stand mit Krücken im Kraftraum“, erinnert sie sich.
Leidenszeit beendet
Doch die Leidenszeit scheint beendet, unter dem Hallendach beförderte sich Christina Schwanitz Ende Februar in Chemnitz mit einer Überraschungsweite von 19,68 Metern in die Weltspitze und belegte später bei der Hallen-WM in Valencia (Spanien) den sechsten Platz.
Zurückgeblieben sind wichtige Erfahrungen („Inzwischen sage ich, ich habe aus jeder OP gelernt“) und vier Schrauben, die sich noch in ihren Füßen befinden. Das veranlasst Christina Schwanitz zu einem kecken Kommentar: „Ich piepe am Flughafen.“
Überhaupt ist sie in aller Regel für einen Spruch zu haben, lacht meistens immerzu. Ihr kommt schon einmal ein „23 Meter, irgendwann wenn ich groß bin, das wär’s!“ über die Lippen und versetzt damit eine versammelte Journalistenschar in Erstaunen. Immerhin steht der Weltrekord seit 21 Jahren bei 22,63 Metern. Dabei ist sogar ein bisschen Ernst dabei, denn Christina Schwanitz behauptet selbstbewusst: „Die körperlichen Voraussetzungen hab’ ich.“
Schneller und stärker
Keine Frage, sie ist eine Erscheinung, im und auch abseits des Rings, woraus sie gar keinen Hehl macht. Doch ihre Energie hat sie gut unter Kontrolle: „Ich schlage nicht, ich lasse schlagen.“ Sie sei schon immer schneller und stärker gewesen als andere, berichtet sie, und habe „ein bisschen Selbstbewusstsein bekommen.“ Das ist im Kugelstoßen ganz nützlich.
Im Ring hat sie ihre sportliche Liebe entdeckt. Und Christina Schwanitz, die sich als lebensfrohen Menschen beschreibt, unterstreicht das, wenn sie sagt: „Wenn man Kugelstoßen kann, dann sieht das schön aus.“
Auffallen durch Leistung
So will sie also glänzen und nicht nur das. Der Ehrgeiz ist ihr ins Gesicht geschrieben. „Ich mache den Sport, weil ich etwas erreichen will. Ich möchte durch Leistung auffallen und nicht durch pinke Haare oder ein Zungenpiercing.“
Entsprechend liegt sie jetzt schon auf Kurs auf den Olympiasommer. Erste Wettkämpfe im Freien sind inzwischen bereits absolviert, eine Weite der Norm von 18,35 Metern entsprechend konnte sie dabei noch nicht nachweisen. Das soll sich spätestens bei den Halleschen Werfertagen (24./25. Mai) ändern. Dafür bereitet sie sich im Olympia-Stützpunkt in Stuttgart noch einmal mit einer Art Trainingslager vor. Für Halle und weitere Qualifikations-Wettkämpfe wird an einer Technik-Umstellung gefeilt.
Schule, Sport, Ausbildung
Koordinieren muss sie seit dem vergangenen September die „Dreifachbelastung Schule, Sport und Ausbildung.“ Ein Privatleben gibt es dann ja auch noch. Dabei zieht Christina Schwanitz Grenzen. „Geschäft ist Geschäft, Sport ist Sport, Privat ist privat, das sind drei Paar Schuhe.“
Ehrgeizig ist sie allerdings nicht nur im Kugelstoßring, mit guten Noten will die Sekretärsanwärterin auch abseits des Sports glänzen. Dazu muss sie auch in Kauf nehmen, dass Ende Juni Blockunterricht an der Schule ansteht. Mit der Notenabgabe am 10. Juli kann dann wieder der Fokus ganz auf den Kugelstoßring gerichtet werden.
Starke unter Starken
Über mögliche Weiten will Christina Schwanitz, deren Freiluftbestleistung bei 18,84 Metern aus dem Jahr 2005 steht, nicht spekulieren. „Ich kann selber noch nicht einschätzen, wie weit es gehen wird.“
Das Ziel ist jedoch klar. „Ich möchte gerne in Peking dabei sein, denn da war ich noch nie“, sagt sie schmunzelnd. Dazu muss sie sich einen der drei Startplätze erkämpfen. Die Olympia-Zweite Nadine Kleinert (SC Magdeburg), die EM-Dritte Petra Lammert (SC Neubrandenburg) und die aufstrebende Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01), immerhin Deutsche Hallenmeisterin, sind die weiteren Anwärterinnen.
„Nur die Stärkere gewinnt und wir werden dann sehen, wer sich von uns durchsetzt.“ Und daran, dass Christina Schwanitz zu den Starken gehört, gibt es keinen Zweifel.