| EM 2014

Christina Schwanitz: "Ich möchte die Beste der Welt werden"

Christina Schwanitz hat am Sonntag in Zürich (Schweiz) den nächsten großen internationalen Erfolg gefeiert. Die Kugelstoßerin vom LV 90 Erzgebirge dominierte das EM-Finale in ihrer Disziplin mit 19,90 Metern nach Belieben. Was Sie nach dem Titelgewinn im Letzigrund-Stadion zu den deutschen Journalisten sagte, lesen Sie im Interview.
Christian Fuchs

Christina Schwanitz, herzlichen Glückwunsch zum Titel. War das ein Kinderspiel?

Christina Schwanitz:

Nein! Das war kein Kinderspiel. Das war richtig Sport! Ich schwitze, die anderen haben auch geschwitzt. Einfach war es auch nicht, nachdem nach dem zweiten Versuch schon abzusehen war, dass ich damit den Wettkampf gewinne. Aber ich wollte nicht, dass ich den Wettkampf so gestalte, dass alle sagen: Der ist rausgerutscht. Ich habe konstant gezeigt, dass das meine Leistung ist, die ich abrufen kann. Von daher war es ein schöner Wettkampf. Es war aber trotzdem sehr anstrengend für den Kopf.

Hatten Sie Angst, dass der zweitplatzierten Yevgeniya Kolodko noch ein Zufallsstoß rausrutscht?

Christina Schwanitz:

Nein, sie ist dieses Jahr nicht gut. Ich glaube auch, sie hat ein bisschen Respekt vor mir, weil ich sie schon mehrmals vom Thron geschmissen habe. Von daher war abzusehen, dass sie das dieses Jahr nicht schafft.

Wie fühlt sich das an, dass die anderen jetzt soviel Respekt vor Ihnen haben müssen?

Christina Schwanitz:

Ich habe mir das sehr hart erarbeitet, dass ich jetzt hier oben stehe. Ich hatte ein langes Tal der Tränen. Jetzt wächst aber der Rucksack gleich wieder. Jeder sagt im nächsten Jahr: Letztes Jahr bist du Europameisterin geworden, vor zwei Jahren Vize-Weltmeisterin - jetzt wirst du in Peking wohl ordentlich Gas geben. Ich weiß, dass das kommt und das finde ich nicht so schön.

Wobei Sie ja auch Valerie Adams gerne ein bisschen mehr als nur ärgern würden....

Christina Schwanitz:

Ja, das könnte man so sagen (lacht).

Ist Valerie zu packen bei der Topform, in der sie sich präsentiert?

Christina Schwanitz:

Dafür trainiere ich jeden Tag. Ich möchte sie schlagen. Ich möchte besser sein als sie und ich möchte die Beste der Welt werden.

Was war das Tal der Tränen?

Christina Schwanitz:

Das Tal der Tränen bestand aus insgesamt sieben Fuß-OP's und sehr viel Sport mit wenig Erfolg. Das ist ziemlich hart, wenn man trainiert und am Ende gesagt bekommt, dass es nicht reicht.

Wann war bei Ihnen der Knoten geplatzt?

Christina Schwanitz:

Eigentlich schon in London (Olympia 2012). Da konnte ich die Leistung abrufen, die nach meiner körperlichen und geistigen Verfassung möglich war. Dort konnte ich das erste Mal bewusst zeigen, was ich kann. Danach konnte ich darauf aufbauen. Seitdem macht mir Wettkampf-Machen Spaß. Seitdem gehe ich in den Wettkampf und sage: Ich ärgere die anderen und nicht mehr: Die anderen ärgern mich!

Was bewerten Sie höher? Den EM-Titel oder WM-Silber?

Christina Schwanitz:

Ich denke, WM-Silber. Aber heute ist es ein geiles Gefühl.

Gibt es Ziele, was die Weiten betrifft?

Christina Schwanitz:

Sicher, aber die sage ich jetzt nicht (lacht). Ich muss jetzt erst einmal den Wettkampf verdauen und mich dann mit meinem Trainer zusammensetzen, was der sagt. Das Training hatte in den letzten Tagen nicht gezeigt, dass es so weit geht. Von daher bin ich sehr begeistert. Was die nächsten Jahre noch passieren kann, muss man sich erarbeiten.

Ihr Trainer Sven Lang hat mit Ihnen und David Storl zwei Europameister. Was macht er richtig?

Christina Schwanitz:

Zumindest das, was andere nicht können. Ich weiß es aber nicht. Wenn ich es wissen würde, wäre ich Trainer und würde ausbilden. Er schafft es auf jeden Fall uns zu motivieren und unsere Trainingspläne so zu gestalten, dass es auf den Athleten perfekt abgestimmt ist. Er hat eine super-technische Vorstellung. Es sind viele Facetten. Auch das Soziale klappt gut, so dass man sich gut aufgehoben fühlt.

Würden Sie sich national noch mehr Konkurrenz wünschen?

Christina Schwanitz:

Es wäre schon schön fürs Publikum, wenn die Konkurrenz höher wäre und wir uns wirklich batteln müssten. Das wäre auch für mich noch besser. Lena (Urbaniak) hat heute einen super Wettkampf gemacht. Sie hat eine klasse Leistung gebracht und fast Bestleistung gestoßen. Wenn sie so weitermacht, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass wir mal zusammen dastehen und sagen: Wer hat heute mehr Glück?

Wie kam es, dass Sie Lena Urbaniak mit auf die Ehrenrunde genommen haben?

Christina Schwanitz:

Sie hat heute super gestoßen. Sie ist so jung und ist im Finale. Ich finde das toll. Ich glaube, da darf man dann auch mal sagen: Hey Leute, kuckt mal, wer da noch da ist.

 

 

<link btn>Mehr zur EM

<link>Das Buch zur EM in Zürich. Die schönsten Bilder, die spannendsten Storys auf 144 Seiten. Jetzt bestellen.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024