Christina Schwanitz vertraut aufs Klingeln
Vielen Athleten verhilft im Wettkampf ab und an eine Blick zu Familie und Freunden auf der Tribüne zur nötigen Selbstsicherheit. Kugelstoßerin Christina Schwanitz (SV Neckarsulm) baut auf eine andere Art der Unterstützung. Freunde und Familie lassen ihr Handy vor dem Wettkampf einmal kurz klingeln. Sie wissen, dass niemand abhebt und ihr Anruf trotzdem Wunder wirkt.
„Alle, die an mich denken und mich unterstützen wollen, rufen mich auf meinem Handy an und lassen es einmal klingeln, damit ich später die ganzen Anrufe in Abwesenheit sehe und weiß, dass alle an mich gedacht haben“, erzählte Christina Schwanitz am Samstagmorgen auf der DLV-Pressekonferenz in Nike Town in Berlin.Wenn das Handy klingelt ist die 23-Jährige meist schon längst im Callroom, wohin sie ihr Handy gar nicht mitnehmen kann. „Aber das ist total egal. Allein der Gedanke daran macht mich stark und ich freue mich, wenn ich nach dem Wettkampf auf mein Handy schaue“, erklärte die gebürtige Dresdnerin. Wie viele Leute sie vor dem Wettkampf anrufen, ist dabei völlig egal - wichtig ist wer.
Bis zu 150 Anrufe
Aber ihre engsten Freunde und ihre Familie lassen sich auch bei der Masse nicht lumpen. „Mein Freund ruft oft allein zwanzig Mal an. Und meine Mutsch hat auf der Arbeit schon mal ein Plakat mit meiner Handy-Nummer aufgehängt mit der Aufforderung, mich anzurufen“, erzählte Christina Schwanitz lachend. 150 Anrufe hatte sie damals gezählt, als sie nach dem Wettkampf das Handy auspackte.
Im Olympiastadion wird ihre Familie wieder nur per Klingeln am Handy dabei sein. „Meine Mutsch hatte einen Bandscheibenvorfall und eine OP. Wenn sie kommen würde, gäbe es einen auf den Deckel“, sagte Christina Schwanitz bestimmt. Wirklich realisieren würde die Dritte der Deutschen Meisterschaften es sowieso nicht, wenn ihre Familie ins Olympiastadion käme. „Während des Wettkampfs bin ich wie in einer Seifenblase und nehme nur das wahr, was in diesem Moment für den Wettkampf wichtig ist.“
Sich selbst besiegen
Ganz auf sich fokussiert geht sie in den Wettkampf, denn „ich bin selbst meine größte Konkurrentin“, weiß Christina Schwanitz. „Man muss immer erst sich selbst besiegen, wenn man die anderen besiegen will.“ Um für ihren WM-Wettkampf absolut fit zu sein, simuliert sie den entscheidenden Tag und seinen Zeitablauf seit einigen Wochen und seit den vergangenen 14 Tagen besonders. „Seit zwei Wochen stehe ich um 6 Uhr auf, das ist für mich schon ganz schön hart“, sagte sie lachend.
Ein Wunsch scheint sich in Berlin für die WM-Neunte von 2005 zu erfüllen: „Ich habe am liebsten eine fünf auf meiner Startnummer“, erzählte sie. Mit dieser Voraussetzung und den nötigen Anrufen auf ihrem Handy sollte daher eigentlich auch dem WM-Ziel nichts im Weg stehen. Und der soll Christina Schwanitz bis in das WM-Finale führen.
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