| Interview der Woche

Christine Adams: "Stabhochsprung-Team will Berliner Publikum begeistern"

Als neue Teamleiterin Stabhochsprung agiert im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) fortan Christine Adams. Die bisherige Nachwuchsbundestrainerin tritt die Nachfolge von Jörn Elberding an, mit dem die frühere zweimalige Hallen-Vize-Europameisterin am Bundesstützpunkt Leverkusen weiter zusammenarbeiten wird. Im Interview spricht die 43-Jährige über ihre Leidenschaft, Leistung zu optimieren und die Ziele der spektakulärsten Leichtathletik-Disziplin für die EM in Berlin.
Pamela Ruprecht

Christine Adams, Sie sind die neue Teamleiterin im Stabhochsprung, einer traditionell erfolgreichen Disziplin im Deutschen Leichtathletik-Verband. Was sind Ihre Hauptaufgaben in dieser neuen Funktion?

Christine Adams:

Die Hauptaufgabe ist die enge Zusammenarbeit mit den Bundestrainern der Männer und Frauen. Ich begreife uns auf jeden Fall als Team. Auch zu den Athleten will ich einen engen Draht pflegen. Um diese Jahreszeit ist die Etat-Planung ein großes Thema. Es geht darum, im Sinne der Athleten die Saisonvorbereitung möglichst ideal zu gestalten, gemeinsame Trainingslager zu planen. Auch wenn wir in einer Einzelsportart unterwegs sind, wollen wir als Team zusammenwachsen.

Ihr Vorgänger war Jörn Elberding, der nun als Geschäftsführer des TSV Bayer 04 Leverkusen tätig ist. Was von seiner Arbeit möchten Sie fortführen und wobei wollen Sie möglicherweise neue Impulse einbringen?

Christine Adams:

Dass Jörn Geschäftsführer in Leverkusen geworden ist, ist für mich von Vorteil. Das heißt, wir sehen uns täglich, wie vorher auch. Das ist für mich bei Fragen, die im Zusammenhang mit der neuen Aufgabe aufkommen, eine gute Unterstützung. Ich finde, er hat in den letzten Jahren eine gute Arbeit geleistet. Mein Ziel ist es, daran anzuknüpfen.

Neuer Bundestrainer der Frauen ist Stefan Ritter, dessen Vorgänger Andrei Tivontchik wechselt in das Bundestrainer-Amt der Männer. Wie blicken Sie der Zusammenarbeit mit den beiden entgegen?

Christine Adams:

Wir stehen in engem Telefon-Kontakt, bis jetzt klappt alles sehr gut. Mit Stefan habe ich die letzten Jahre im Nachwuchsbereich schon eng zusammengearbeitet. Er hat als Nachwuchsbundestrainer lange die nachrückenden Springerinnen betreut, als ich für die Jungs zuständig war. Wir waren zusammen auf internationalen Meisterschaften und haben gemeinsam Sichtungen durchgeführt. Es gibt eine enge Abstimmung. Für mich ist es mit den Beiden das perfekte Team.

Leverkusen ist mit seinem Messplatz "die" Stabhochsprung-Hochburg – nicht nur in Deutschland. Kann man sagen, dass die Rahmenbedingungen optimal sind?

Christine Adams:

Absolut. Leverkusen ist der "Place to be" im Stabhochsprung, das hat sich auch international rumgesprochen. Es ist für mich sehr angenehm, dass ich nun schon seit zwölf Jahren in diesem Umfeld arbeiten kann. Es ist eigentlich die perfekte Position.

Im Bundestrainer-Team haben sich Änderungen vollzogen. Sehen Sie auch, dass sich ein Generationswechsel bei den Stabhochspringern anbahnt?

Christine Adams:

Gute Frage. Berlin 2018 ist natürlich ein Knackpunkt. Viele versuchen, nochmal die Heim-EM mitzunehmen und den Spirit nochmal zu fühlen. Bis jetzt hat aber noch kein Athlet gesagt, er hört danach auf. Es werden sicher in den kommenden Jahren einige ihre Karriere beenden, andere werden nachkommen. Einen richtigen Generationenwechsel sehe ich aber nicht.

Mit Bo Kanda Lita Baehre haben Sie einen sehr talentierten eigenen Athleten. Welche Entwicklung erwarten Sie von ihm in den nächsten Jahren?

Christine Adams:

Bo überrascht mich immer wieder mit seinen überragenden Fähigkeiten, auch wenn er nun schon seit zwei Jahren bei mir trainiert. Ich weiß natürlich, dass die Entwicklung in dieser Geschwindigkeit der letzten zwei Jahre nicht so weitergeht. Das ist vollkommen normal. Ich gehe schon davon aus, dass er großes Potenzial hat, das er noch aus sich herausholen kann. Es wird nicht in diesen Riesensprüngen vorangehen wie dieses und letztes Jahr, aber er wird sich kontinuierlich verbessern. Ich denke, er hat gute Chancen, ins Team für Berlin zu kommen.

Welche Springer betreuen Sie sonst noch in Ihrer Heim-Trainingsgruppe?

Christine Adams:

Ich betreue außerdem Maximilian Knief, der dieses Jahr allerdings verletzt war, Luisa Schaar und Ria Möllers. Das sind die weiteren leistungsstarken Athleten aus der Gruppe, die sich im U23-Bereich bewegen.

Mit welchen Zielen steuert das Stabhochsprung-Team der Heim-EM in Berlin entgegen?

Christine Adams:

Natürlich wollen wir uns gut präsentieren. Die volle Teilnehmerzahl bei Männern und Frauen, also sechs Athleten, muss das Ziel Nummer eins sein. Das ist das Minimalziel. Wir wollen die Leute mit unserer Disziplin im Stadion begeistern. Wir wollen erreichen, dass die Leute sagen, sie haben Stabhochsprung im Fernsehen gesehen und fanden das geil. Klar steigt die Begeisterung mit den Leistungen und Höhen, aber ich möchte das nicht in Form von Platzierungen definieren. Die individuellen Ziele muss jeder Athlet mit seinem Heimtrainer festlegen.

Welche Team-Maßnahmen sind auf dem Weg nach Berlin geplant?

Christine Adams:

Es steht fest, dass die Erwachsenen Mitte März mit einer großen Gruppe und vielen Top-Leuten nach Stellenbosch reisen, wie die letzten Jahre auch. Womöglich wird es in Europa noch ein weiteres Trainingslager kurz vor der Saison zum Technik-Feinschliff geben. Ansonsten haben wir auch zuhause gute Bedingungen.

Vor einiger Zeit waren Sie selbst aktive, erfolgreiche Stabhochspringerin. 1996 und 2000 haben Sie bei den Hallen-Europameisterschaften Silber gewonnen. Was macht mehr Spaß – Athletin sein oder Trainerin?

Christine Adams:

Meine Zeit als Athletin ist schon ein paar Tage her (lacht). Ich bin Trainerin geworden, weil ich Spaß daran habe, mich zu messen. Ich habe mich als Athletin gerne gemessen, hatte Bock auf Wettkämpfe und Lust zu gewinnen, wenn's geht. Das ist als Trainerin gleich geblieben. Ich habe Lust darauf, gute Arbeit zu leisten, so dass sich meine Athleten messen können, dass sie wettkampffähig sind und vielleicht auch gewinnen können. Das macht mir Spaß. Ich selber messe mich jetzt lieber im Golfspielen (lacht). Aber auch hier stellt sich heraus, dass ich gegen andere antreten möchte. Deshalb bin ich auch im Leistungssport gelandet und nicht in der Schule, was für viele eine Option ist. Für mich nicht, weil ich einfach Lust auf Leistungsoptimierung habe. Daran habe ich als Athletin akribisch gearbeitet und das mache ich nun im Trainerberuf genauso.

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